Bei jedem Notfall

Darum stellt die Klinik St. Anna Patienten Fragen zur Covid-Impfung

Warum die Klinik vertiefte Fragen zum Impfstatus stellt, erklärt der Sprecher Romeo Degiacomi. (Bild: Hirslanden Klinik St. Anna)

In der Luzerner Hirslanden Klinik St. Anna werden Patientinnen bei jedem Notfall gefragt, wie oft und mit welchem Wirkstoff sie gegen Corona geimpft sind – und wann die letzte Dosis verabreicht wurde. Weshalb ist das nötig? Wir haben nachgefragt.

Wer sich bei der Klinik St. Anna in Luzern im Notfall meldet, wird zuerst über seine Corona-Impfungen ausgefragt. Obwohl sie wegen etwas ganz anderem ins Spital kam, wurde eine Leserreporterin bei ihrem Besuch in der Klinik mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Wie oft sind Sie geimpft?
  • Wann war die letzte Impfung?
  • Welches war der Impfstoff?

Anders im Luzerner Kantonsspital (Luks). Dort werden Patienten – Kinder und Erwachsene – lediglich gefragt, ob sie «Wirkstoffe gemäss Impfplan» erhalten haben. Corona wird im Luks mit keinem Wort erwähnt. Das bestätigen zwei Patienten, die in der letzten Woche die Notaufnahme aufsuchen mussten.

Covid-Fragen sind im St. Anna Teil der Eintrittsuntersuchung

Die Corona-Fallzahlen steigen seit Wochen wieder an (zentralplus berichtete). Die Zahlen des Gesundheits- und Sozialdepartements des Kantons Luzern zeigen zwar, dass sich die Lage über das Wochenende zumindest wieder ein bisschen entspannt hat. Nach einer längeren roten Phase gilt nun die Phase Orange:

Bild: Screenshot Lustat Statistik Luzern. Zahlen: Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Luzern.

Das Virus war nie wirklich weg.  So wurden im St. Anna noch vor zwei Wochen 14 Covid-Patienten stationär behandelt.

Der Mediensprecher der Hirslanden Klinik St. Anna Romeo Degiacomi erklärt auf Anfrage, dass man zum Schutz von Patientinnen und Mitarbeitern vorsichtig sei. Man wolle die Ausbreitung des Virus im Spital verhindern.

«Auf die generelle Behandlung oder Hospitalisation hat der Impfstatus eines Patienten keinen Einfluss.»

Romeo Degiacomi, Mediensprecher, St. Anna Luzern

Gemäss Datenschutzgesetz dürfen nur persönliche Daten erhoben werden, wenn dies einem bestimmten Zweck dient (zentralplus berichtete). Bei einem gebrochenen Bein stellt sich die Frage: Braucht das Spital die Informationen über die Covid-Impfung wirklich?

Degiacomi erklärt, warum sie im St. Anna die Impffragen stellen. Er sagt: «Im Rahmen der Pandemie, in der es immer noch kleinere Wellen gibt und geben wird, ist die Erhebung des Impfstatus bezüglich Covid gegenüber der allgemeinen Impfanamnese in den Vordergrund gerückt und zu einem Teil der Eintrittsuntersuchung geworden.»

Corona-Antikörper könnten beeinflussen, wie Medikamente wirken

Bis 40 Prozent der stationär behandelten Patienten kommen über die Notfallstation ins St. Anna. Daher sei eine «umfassende Anamnese mit verschiedenen Standardfragen wichtig», sagt der Mediensprecher. Dazu gehört ein Gespräch beim Eintritt einer Patientin und die Aufnahme der Beschwerden sowie des allgemeinen Gesundheitszustands.

Diese Informationen seien wichtig, weil sich bei einer Corona-Ansteckung oder Impfung bei den Patienten Antikörper bilden. Diese könnten die Wirkung der Medikamente, welche das Spital verabreicht, beeinflussen. Dann müssen die Ärztinnen womöglich auf andere Medikamente zurückgreifen.

Was passiert mit den Antworten?

Die beantworteten Gesundheits- und Impffragen gelangen laut Degiacomi nicht in falsche Hände und bleiben ausschliesslich im Patientendossier. «Alle Informationen des Patienten und zum Patienten werden höchst vertraulich und entsprechend den geltenden Datenschutzbestimmungen behandelt.»

So versichert die Klinik, dass die Antworten am Ende beispielsweise nicht in einer Statistik des Bundes landen. Denn: «Es handelt sich um rein medizinische Daten, welche nur für das jeweilige Behandlungsteam einsichtig sind», sagt der Kommunikationsleiter.

Das bedeutet ein positiver Coronatest für die Patientinnen

Doch: Was passiert mit Menschen, welche sich beispielsweise nicht impfen lassen wollten? Degiacomi sagt: «Auf die generelle Behandlung oder Hospitalisation hat der Impfstatus eines Patienten keinen Einfluss.»

Wenn jemand positiv auf Corona getestet worden ist, kann dies jedoch einen Einfluss auf die Wahl der richtigen Medikamente und auf weiterführende Therapien haben. «Wir suchen für alle Patientinnen und Patienten die optimalste und individuell wirkungsvollste Therapie», sagt der Mediensprecher.

Keine generelle Maskenpflicht im St. Anna

Unterschiedliche Regeln gelten im Luks und in der Klinik St. Anna auch bezüglich Maskenpflicht. Das Luks teilte am Montag mit, dass sie die Maskenpflicht ab sofort wieder einführen (zentralplus berichtete).  

Bei der Hirslanden Klinik St. Anna sind die Regeln anders. Romeo Degiacomi sagt: «An der Klinik St. Anna und unseren beiden weiteren Standorten in Meggen und am Bahnhof Luzern gibt es aktuell keine Maskenpflicht im öffentlichen Bereich.» Die Klinik habe lediglich eine Maskenpflicht beim direkten Patieninnenkontakt, zum Beispiel bei Tätigkeiten im Patientenzimmer oder im direkten Beratungsgespräch.

Aktuell werden im St. Anna sechs Covid-Patientinnen stationär behandelt. «Keine Personen befinden sich auf der Intensivstation. Deshalb führen wir die aktuellen Schutzmassnahmen unverändert weiter und verzichten vorerst auf die Wiedereinführung einer generellen Maskenpflicht in allen öffentlichen Bereichen.»

Verwendete Quellen
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Alain
    Alain, 20.07.2022, 20:23 Uhr

    UNERHÖRT. Was kommt wohl als nächstes – Fragen die auch nach bestehenden Krankheiten?

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    • Profilfoto von marsumarsu
      marsumarsu, 21.07.2022, 14:12 Uhr

      Was soll daran unerhört sein?
      Jeder Arzt und jede Notfallstation hat das Recht zu wissen, wieso sie behandelt werden wollen. Es gibt genug, wenn nicht gar zuviele, die auf Kosten der Allgemeinheit sich gratis bedienen lassen.
      Wenn jemand mit Fieber sich im Notfall behandeln lassen will, dann ist ein Covid-Test mehr als berechtigt.
      Und für diejenigen, denen meckern als das letzte bleibt, wünsche ich viel Gesundheit

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