Kanton Luzern arbeitet an Krisenbericht

Corona: Zug und Luzern wollen keine unabhängige Analyse

Wie hat der Kanton Luzern die Pandemie bewältigt? (Bild: Emanuel Ammon/AURA/Kanton Luzern)

Nach der Krise ist vor der Aufarbeitung: Die Kantone Luzern und Zug analysieren ihr Krisenmanagement während der Pandemie. Bis die Resultate vorliegen, dauert es aber noch länger. Und sie wollen den Bericht zur Pandemiebewältigung in der Hauptsache intern erstellen.

Der Blick zurück wirkt fast surreal: Am Samstag ist es auf den Tag genau zwei Jahre her, als im Kanton Luzern der erste Corona-Fall publik wurde. Eine 16-jährige Schülerin der Kantonsschule Alpenquai in Luzern und ein 45-jähriger Mann waren die ersten Infizierten. Bereits zwei Tage zuvor meldete der Kanton Zug seinen «Patienten null» (zentralplus berichtete).

Es war der Beginn einer Krise, die für viele bis dahin undenkbar schien. Auf die Verunsicherung folgte die Solidarität, auf den lockeren Sommer ein harscher Rückschlag, auf die langersehnte Impfung eine gesellschaftliche Zerreissprobe, auf Omikron die Lockerungen.

Und dazwischen: enorm viele Entscheide von Behörden und Amtsträgern. Für deren Reflexion kaum Zeit blieb. Genau das wird jetzt nachgeholt.

Kanton Luzern arbeitet an eigenem Corona-Bericht

Der Kanton Luzern erarbeitet zurzeit einen Rechenschaftsbericht zur Pandemie. «Ziel des Berichts ist es, für zentrale Bereiche des Kantons Lehren und Konsequenzen aufzuzeigen – zum Beispiel in den Bereichen Gesundheit, Bildung oder Wirtschaft», sagt David Koller vom Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD). Es ist im Auftrag des Regierungsrates federführend beim Covid-Bericht. Denn beim JSD ist der kantonale Führungsstab angesiedelt.

«Wir erarbeiten den Bericht in einer Mischform aus Eigenleistungen und externer Begleitung.»

David Koller, Justiz- und Sicherheitsdepartement

Im Sommer 2020 rechnete die Regierung noch damit, dass der Bericht im Jahr 2021 vorliegen werde. Doch die Pandemie dauerte bekanntlich länger als manche zu Beginn dachten. Nun ist gemäss Koller geplant, ihn noch in dieser Legislatur dem Kantonsrat vorzulegen. «Wir gehen davon aus, dass dies in ungefähr 12 Monaten der Fall sein wird», so der JSD-Sprecher.

Auch der Kanton Zug plant einen umfassenden Bericht zur Pandemiebewältigung, wie Gesundheitsdirektor Martin Pfister (Mitte) auf Anfrage bestätigt. Das detaillierte Vorgehen sei aktuell in Planung. «Der Schlussbericht wird voraussichtlich im kommenden Jahr vorliegen.»

Analyse mit externer Begleitung, aber Lead liegt beim Kanton

Beide Regierungen werden dabei vor allem selber tätig werden. Im Kanton Luzern wird ein noch zu bestimmender externer Partner beigezogen – in erster Linie für methodische Fragen. Der Lead liege beim Kanton. «Wir erarbeiten den Bericht also in einer Mischform aus Eigenleistungen und externer Begleitung», sagt David Koller vom Justiz- und Sicherheitsdepartement.

Der Nachteil: Es ist fraglich, ob solche Berichte genügend objektiv und kritisch ausfallen. Manche Kantone gehen derweil andere Wege als Luzern und Zug. Glarus zum Beispiel hat sein Krisenmanagement durch das Luzerner Beratungsbüro Interface analysieren lassen. Auf Basis von Dokumenten, Daten und über 20 Gesprächen mit Schlüsselpersonen zeichnete Interface ein detailliertes Bild mitsamt Empfehlungen für die Zukunft.

Krisenmanagement: Wer soll die Evaluation machen?

Das Luzerner Unternehmen hat bereits Erfahrung in der Thematik. Interface untersucht im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit auch das Krisenmanagement auf nationaler Ebene. Im Gespräch mit zentralplus sagte Politologe und Interface-Gründer Andreas Balthasar letzten Herbst, dass die Schweiz die Krise verhältnismässig gut gemeistert habe – auch dank Glück und genügend Geld.

Weitere Untersuchungen führen die Geschäftsprüfungskommissionen von National- und Ständerat durch. «Unsere Inspektionen zeigen, was gut läuft und wo Handlungsbedarf besteht», sagte die Luzerner SP-Nationalrätin und GPK-Chefin Prisca Birrer-Heimo kürzlich gegenüber der «Sonntagszeitung». Die Arbeit sei sehr wichtig, damit die Bevölkerung das Handeln von Bundesrat und Verwaltung während der Pandemie nachvollziehen könne. Doch auch auf nationaler Ebene ist die Frage der Unabhängigkeit ein Thema.

Aus Angst vor fehlender Neutralität fordert der Zuger SVP-Nationalrat Thomas Aeschi eine parlamentarische Untersuchungskommission. «Die nächste Krise wird kommen, da müssen wir vorbereitet sein», sagte er im Bericht (zentralplus berichtete). Immerhin darin dürften sich alle einig sein.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Gesundheitsdepartement Kanton Luzern und Gesundheitsdirektor Kanton Zug
  • Evaluation Pandemiebewältigung Kanton Glarus
  • Frühere Medienberichte

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Alain
    Alain, 04.03.2022, 09:08 Uhr

    Die scheuen wohl den Vergleich mit Ländern wie Neuseeland, Taiwan… sogar Dänemark, Finnland und Norwegen hatten viel tiefere Todeszahlen.

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