Keine Nachfolgerin gefunden

Ärztemangel: Eine der letzten Praxen in Littau ist zu

Der Ärztemangel in Luzern fordert ein weiteres Opfer: Die Clinis-Praxis in Littau ist zu. (Bild: Symboldbild: Adobe Stock)

Ob die Clinis-Praxis in Littau nach ihren Betriebsferien wieder aufgeht, ist unklar. Der ärztliche Leiter hat gekündigt, eine Nachfolgerin wurde nicht gefunden. Der Ärztemangel wird in Luzern zunehmend zum Problem.

Alexander Pluntke, der ärztliche Leiter der Clinis-Praxis in Littau, kehrt «aus familiären Gründen» in seine Heimat Deutschland zurück. Er hat vor einigen Monaten gekündigt. Die Patientinnen wurden darüber allerdings nicht informiert.

Die beiden Geschäftsführer Ralph Hess und Stefano Cocchi haben bis zum Schluss gehofft, die Patienten nicht mit dem Personalproblem behelligen zu müssen. Aber: Sie haben «trotz intensiver Bemühungen keine Nachfolgerin respektive keinen Nachfolger gefunden», wie sie in der «Luzerner Zeitung» sagen.

1’300 Patientinnen sind betroffen. Dem grösstenteils erst seit kurzem angestellten Personal wurde gemäss LZ gekündigt. Betroffen seien eine medizinische Praxisangestellte, eine Administrationsangestellte und eine Person aus einem Integrationsprogramm.

Ärztemangel in Luzern verschärft sich durch Pensionierungen

Der Ärztemangel wird in Luzern zunehmend zu einem Problem. «Derzeit arbeiten rund 500 Ärztinnen und Ärzte in der ambulanten Grundversorgung in der Praxis. Das Durchschnittsalter beträgt dabei rund 52 Jahre», schreibt Kantonsarzt Roger Harstall auf Anfrage von zentralplus. Rund ein Drittel der Hausärztinnen, die im Kanton Luzern über eine Berufsausübungsbewilligung verfügen, sind bereits im Pensionsalter oder erreichen dieses in den kommenden fünf Jahren (zentralplus berichtete).

Die Frage, wie viele Ärzte in den nächsten fünf Jahren wegfallen werden, lässt sich gemäss Harstall so nicht beantworten. Dies weil der Zeitpunkt der Aufgabe der Tätigkeit von verschiedenen, individuellen Faktoren abhänge. «Die entscheidende Frage ist nicht, wie viele wegfallen werden, sondern ob eine genügende Zahl an Jungärztinnen und Jungärzten dafür gewonnen werden kann, sich in der ambulanten Grundversorgung weiterzubilden und sich niederzulassen, damit der Bedarf gedeckt werden kann», so der Kantonsarzt.

Lobt sich der Kanton Luzern zu Unrecht?

Um den Ärztemangel zu bekämpfen, hat der Kanton Luzern zwei Förderprogramme. 144 Personen haben bisher daran teilgenommen. Allerdings sind davon aktuell «nur» 65 Personen im Kanton Luzern in einer Praxis in der medizinischen Grundversorgung tätig.

Kann man da von «erfolgreicher Nachwuchsförderung» sprechen, wie der Kanton dies in einer Medienmitteilung im Mai getan hat? Die tiefe «Erfolgsquote» lässt sich teilweise damit erklären, dass die Ausbildung länger dauert als die Förderprogramme. «Geht man davon aus, dass pro Jahr rund 14 bis 16  Ärztinnen und Ärzte das Programm absolvieren und diesen nach Abschluss jeweils noch rund zwei Jahre Weiterbildung für die Erlangung des Facharzttitels fehlen, relativiert sich die Zahl von 144 Programmteilnehmenden gegenüber derjenigen, die die Weiterbildung abgeschlossen haben», meint der Kantonsarzt.

Mittel gegen den Ärztemangel: Ausbau der Universität Luzern

«Es gibt zudem einzelne Ärztinnen und Ärzte, die weiterhin im Spital tätig sind, die – obschon sie diese nicht zwingend benötigen – eine Berufsausübungsbewilligung beantragen», erklärt Harstall. Diese Ärzte sind also in ihrem Beruf tätig, haben aber noch keine Hausarztpraxis. Sie fallen darum aus der Zählung. 

Dennoch ist auch für den Kanton Luzern klar, dass es weitere Anstrengungen braucht, um die ambulante Grundversorgung sicherzustellen. Unter anderem soll der Ausbildungsplatz Luzern weiter gestärkt werden – beispielsweise mit dem Master an der Universität Luzern (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Schriftliche Medienauskünfte von Roger Harstall
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
  • Medienmitteilung des Kantons zur Hausärzteförderung
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6 Kommentare
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    Remo Kurmann, 23.08.2022, 13:03 Uhr

    Als Nachwuchsförderung würde ich den Probanden einen 5-6jährigen Studienaufenthalt im EU Raum anbieten. Dort können sie viel einfacher, mit besserem Teaching und erst noch erlernter Fremdsprache bequem ihren Studiengang zum Facharzt absolvieren und anschliessend problemlos in eine CH Zulassung umwandeln. Somit würde man dem heutigen Anspruch gerecht werden und Rechtsgleichheit geschaffen.

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    Reto Meier, 23.08.2022, 09:24 Uhr

    Würde man im Kanton Luzern nicht nur ausl. Ärzten den roten Teppich ausrollen und vor allem gleiche Massstäbe und Augenmass bei Berufsausübungsbewilligungen wie im Kanton Zürich anwenden, müssten die Luzerner Patienten nicht ewig auf einen Termin warten.

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      Albus, 23.08.2022, 11:20 Uhr

      Ich sehe da ein Widerspruch – Zurich hat weniger Probleme wegen strengerer Bewilligungspraxis und Xenophobie?

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    Michel von der Schwand, 22.08.2022, 14:29 Uhr

    Ausbildungsplatz Luzern weiter stärken? Und wieder glänzen irgendwelche Experten mit irgendwelchen Lösungsvorschlägen, welche das Problem nicht lösen. Das Gesundheitswesen in der Schweiz ist teuer und qualitativ eher durchschnittlich. Wartezeiten in Notfällen oder für Operationen sind nur die Spitze des Eisberges. Guckt man sich in der Ärztelandschaft um, stellt man relativ schnell fest, dass die günstigen deutschen Ärzte flächendeckend praktizieren. Die Qualität hat abgenommen und ohne weitere Regulierung des Marktes wird sich diese auch nicht verbessern. Das Zauberwort bei diesem Problem heisst nun mal Regulierung.

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      Chronisch Krank, 23.08.2022, 07:12 Uhr

      Regulierung: auch der Grund weshalb wir so viel für die Medizin zahlen. Mit Abschaffung der Importhürden und Anerkennung der EMA für Zulassungen könnten wir viel Geld sparen – aber wir subventionieren lieber das hiesige Pharma.

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      Zuger, 30.08.2022, 12:49 Uhr

      Mein Eindruck ist aber sicher nicht, dass die deutschen Ärzte das Niveau nach unten drücken… Dann schick sie doch alle nach Hause, wie sähe das aus? Ginge es unserer Schweiz dann besser? Niemand ist gezwungen zu einem «günstigen» deutschen Arzt zu gehen. Mein Eindruck ist allerdings tatsächlich, dass diese eine bessere Ausbildung haben, weil in einem grösseren Land auch eine grössere Breite an Fällen auftritt, für die die Schweiz schlicht zu klein ist. Ich würde vielmehr auch am Spitalsystem ansetzen mit den grossen Spitalgruppen. Diese sind klar auf Profit ausgerichtet und ob das immer zugunsten des Patienten ist, darf bezweifelt werden…

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