Corona-Update aus Luzern und Zug

33 Prozent mehr Fälle: Kommen die Masken zurück?

Gibt es bald wieder eine Maskenpflicht? Ein weiterer Anstieg der Corona-Fallzahlen könnte dazu führen. (Bild: Pexels/Anna Shvets)

Seit Anfang Juni steigen die Corona-Fallzahlen wieder stark an. Die neuen Omikron-Untervarianten haben schnelle Ansteckungen verursacht. Doch Massnahmen gibt es bis jetzt keine. Kommen die Masken bald zurück?

Die Corona-Fallzahlen in der Schweiz explodieren. Der Kanton Luzern meldet am 21. Juni 148 neue Fälle. Zur Vorwoche ist das ein Anstieg von 33 Prozent. Dieser Anstieg sorgt derzeit für viele Diskussionen – aber für nur wenig Reaktionen. Doch was heisst das jetzt für den Alltag?

Auf den Grafiken sieht der Anstieg zwar noch harmlos aus im Vergleich zu den Fallzahlen in den ersten Monaten des Jahres. Doch betrachtet man die Geschwindigkeit, mit der die Zahlen ansteigen, präsentiert sich die Situation anders. David Dürr von der Dienststelle Gesundheit und Sport beim Kanton Luzern sagt: «Seit dem 27. Mai 2022 steigt auch die Positivitätsrate wieder an.»

Und das betrifft nicht nur die Zentralschweiz, wie Dürr aufzeigt: «Die Lage im Kanton Luzern unterscheidet sich nicht von der Lage in anderen Kantonen. Über die ganze Schweiz betrachtet haben die Neuinfektionen im 7-Tage-Schnitt um 56 Prozent zugenommen. Der R-Wert ist in allen Kantonen über 1,0.»

Welche Parameter sind noch wichtig?

Derzeit erleben wir die erste Covid-Sommerwelle: «Die Fallzahlen steigen an, was vor allem mit den neuen Omikron-Untervarianten zusammenhängt,» erklärt Aurel Köpfli, der Kommunikationsverantwortliche des Gesundheitsdepartements des Kantons Zug. Die Mutation macht derzeit laut Schätzungen rund die Hälfte der Ansteckungen aus (zentralplus berichtete).

Wie gefährlich die Mutation ist, ist allerdings schwer zu sagen. In Südafrika, wo BA.5 als Erstes nachgewiesen wurde, sind Hospitalisationen und Todesfälle wenig angestiegen. Als die Mutation in Portugal ankam, zeigte sich ein anderes Bild: Hospitalisationen wie auch Todesfälle sind mit den Fallzahlen gemeinsam angestiegen. Was müssen wir also von BA.5 erwarten?

«Die Zahl der Hospitalisierungen bleibt aktuell nach wie vor sehr tief, steigt allerdings auf der Normalabteilung an.»

Aurel Köpfli, Kommunikationsverantwortlicher Gesundheitsdepartement, Kanton Zug

Im Kanton Luzern lag der R-Wert am 3. Juni bei 1,3. Er zeigt an, wie viele Menschen eine infizierte Person ansteckt und wie schnell sich demnach das Virus ausbreitet. Der R-Wert ist also ein sicherer Indikator für das Anrollen einer neuen Welle. Der Anstieg der Fallzahlen ist zudem exponentiell, was diese Entwicklung weiter bestätigt.

Wie gefährlich sind BA.4 und BA.5?

Massnahmen stünden sowohl in Luzern wie auch in Zug derzeit nicht zur Debatte, klären Dürr und Köpfli auf. David Dürr sieht anhand der aktuellen Belegung der Spitäler keinen Handlungsbedarf. Man bleibe aber dran: «Der Kanton Luzern verfolgt die Entwicklung sehr genau und ist im regelmässigen Austausch sowohl mit den anderen Kantonen als auch mit den innerkantonalen Leistungserbringern im Bereich Akutsomatik.»

Erste Einschätzungen der Kantone Zug und Luzern lassen vermuten, dass die bisherigen Infektionen nur wenig schwere Verläufe auslösen. Dort konzentriert man sich stärker darauf, dass sie die bestehenden Test- und Impfkapazitäten möglichst schnell hochfahren können.

Was bekannt ist: BA.4 und BA.5 haben eine der Mutationen, die auch die Deltavariante aufwies und diese so gefährlich machte. Deshalb können die Untervarianten auch die Immunität durch Erkrankung oder Impfung besser umgehen. Das betrifft auch Ungeimpfte, die sich nur einmal mit der ersten Omikron-Variante BA.1 angesteckt haben.

Die Patientinnen kommen, aber nicht auf die Intensivstation

Schwere Verläufe mit Beatmungen gibt es derzeit zwar kaum, aber wie sieht es mit den Hospitalisationen aus? Denn auch Anfang Jahr waren nur wenige Patienten auf Beatmungsgeräte angewiesen, aber viele Patientinnen lagen im Spital. Noch am 18. März waren 93 Personen mit Covid-19 hospitalisiert, 4 Personen mussten beatmet werden. Am 21. Juni waren 23 Personen hospitalisiert und eine Person musste beatmet werden.

«Personen, welche Krankheitssymptome verspüren, sollten sich testen lassen und bis zum Vorliegen des Resultats Kontakte vermeiden und nötigenfalls eine Maske tragen.»

Aurel Köpfli

Im Kanton Zug sieht man diese Entwicklung auch. Der Kommunikationsbeauftragte der Gesundheitsdirektion Aurel Köpfli erklärt: «Die Zahl der Hospitalisierungen bleibt aktuell nach wie vor sehr tief, steigt allerdings auf der Normalabteilung an.»

Köpfli verweist aber auch auf die wichtige nationale Koordinationsarbeit: «Auf nationaler Ebene wird zudem die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) Empfehlungen an die Kantone aussprechen, falls sich die Lage deutlich verschlechtern sollte.»

Mit Masken kann man nichts falsch machen

Die Kantone Zug und Luzern sehen derzeit aber auch keinen Grund, wieder auf die Masken zurückzugreifen. Allerdings empfiehlt Aurel Köpfli, in der aktuellen Phase wieder aufmerksamer zu sein. «Personen, welche Krankheitssymptome verspüren, sollten sich testen lassen und bis zum Vorliegen des Resultats Kontakte vermeiden und nötigenfalls eine Maske tragen,» führt er aus.

Das gelte auch für besonders gefährdete Personen, wenn sie sich in Innenräumen aufhielten. Ebenso weist er auf die Empfehlungen der medizinischen Fachverbände hin. Der Schweizerische Ärzteverband FMH hat bereits Anfang Mai die Empfehlung ausgesprochen, dass Patientinnen mit Symptomen wie auch das Personal, das mit jenen in Kontakt steht, eine Maske tragen sollten.

Das Nationale Zentrum für Infektionsprävention swissnoso hat ähnliche Empfehlungen für die Akutspitäler ausgesprochen. Swissnoso legt Spitälern nahe, für ihr Personal und die Besucherinnen eine Maskenpflicht für den Kontakt mit Patienten anzuordnen.

In Luzern hat man ein ausführliches Merkblatt für sozialmedizinische Einrichtungen erarbeitet. Dort sind gesundheitshygienische Empfehlungen aufgelistet für eine Rückkehr in die normale Lage. Für all diejenigen, die sich mit BA.5 anstecken, gelten keine besonderen Empfehlungen. «Das heisst aber nicht, dass gewisse Betriebe oder Institutionen nicht von sich aus Massnahmen ergreifen können – zum Beispiel die Wiedereinführung der Maskentragpflicht», sagt David Dürr.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Hofstetter
    Peter Hofstetter, 24.06.2022, 12:50 Uhr

    Hallo zentralplus. Macht ihr jetzt auf @20min und Tagesanzeiger mit Klickartikeln zur Maskenpflicht ?

    Nein, die Maskenpflicht kommt nie mehr zurück. Jeder darf jederzeit eine Maske tragen, in der Migros, im Zug oder an der Fasnacht. Es ist nicht verboten. Eine Pflicht wird die Bevölkerung nicht mehr akzeptieren.

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  • Profilfoto von Kranke Lunge und geschwächtes Immunsystem
    Kranke Lunge und geschwächtes Immunsystem, 24.06.2022, 05:55 Uhr

    Hoffentlich kommen die wieder bald – Risikopersonen sind derzeit von den öffentlichen Räumen mehr oder weniger ausgeschlossen (oder meinen die Regierenden, dass wir auf Apotheke und Migros verzichten sollten?). Die Wirtschaftlichen folgen von Ansteckungen und Long Covid sollten mittlerweile auch klar sein.

    Fakt ist: Masken sind höchst effektiv als Quellenschutz, und günstig. Es spricht fast nichts dagegen.

    Sind wir ja nicht im Land wo “die Stärke des Vol­kes sich misst am Wohl der Schwachen”.

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    • Profilfoto von Corry Gunz
      Corry Gunz, 24.06.2022, 08:58 Uhr

      Nein, in diesem Land sind wir nicht. Die deutsche Verfassung, aus der Sie zitieren, gilt in der Schweiz nicht. Davon abgesehen können Sie sich duch Maske tragen in der Migros oder det Apotheke effektiv selber schützen, ohne das ganze Volk in Geiselhaft zu nehmen .

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      • Profilfoto von Fed Lex
        Fed Lex, 24.06.2022, 09:44 Uhr

        Oje, Sie haben also die Schweizer Verfassung noch nie gelesen – den Zitierten text finden sie hier oben – die Landesväter waren halt nicht so egoistisch wie Sie:
        https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/1999/404/de

        Und leider ist es so, dass Masken vor allem als Quellenschutz effektiv sind. Trage nur ich eine Maske, bin ich nur wenig geschützt. Tragen alle eine Maske ist die Übertragung stark eingedämmt – und das hilft eben auch den Gesunden und der Wirtschaft (kleineres Risiko von Berufseinschränkenden Langzeitfolgen).

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      • Profilfoto von Daniela Uebersax
        Daniela Uebersax, 24.06.2022, 10:16 Uhr

        Fed Lex: FFP2 Masken schützen den Träger sehr wohl effektiv.
        Das Virus nicht besiegt werden, wenn sich alle hinter einer Maske verstecken. Oder wollen Sie die nächsten 20 Jahre so leben?

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