Neue IG will in Hünenberg zurück auf Feld eins

Zythus-Areal: Es formiert sich neuer Widerstand

Wehren sich mit dutzenden anderen Hünenbergern gegen eine Überbauung: Marie-Theres Annen, Daniel Hartmann und Silvia Gisler (von links nach rechts). (Bild: bic)

Gegen die Überbauung des Zythus-Areals erwächst bereits neuer Widerstand. Eine frisch gegründete IG fordert, dass bei der Planung wieder bei null angefangen und ein Verzicht auf die Entwicklung des Platzes in Erwägung gezogen wird. Am bisherigen Vorgehen des Gemeinderates übt man scharfe Kritik.

Wie die Zukunft des Zythus-Areals in Hünenberg See aussehen soll, ist schon beinahe eine unendliche Geschichte. Schon vor gut 30 Jahren startete die Gemeinde einen Versuch, das Gebiet zu überbauen, scheiterte letztlich aber am Widerstand der Stimmbürger. Trotzdem will die Gemeinde an einer Überbauung festhalten. Der neueste Widerstand gegen die Pläne des Gemeinderats und des Kantons, welcher im Besitz des Bodens ist, erwuchs durch die Motion «Für eine Entwicklung des Zythus-Areals zum Wohle aller» (zentralplus berichtete).

Damit es endlich klappt, hat die Gemeinde seit 2016 die Bevölkerung zu mehreren Workshops eingeladen, wo sie ihre Wünsche und Anregungen zur vorgesehenen Überbauung anbringen konnte. Der letzte Schritt ist eine Volksabstimmung zur Umwandlung des Zythus-Areals in eine Bauzone. Diese ist momentan auf 2023 angesetzt.

Happige Vorwürfe an den Gemeinderat

Doch mittlerweile geht bereits wieder eine neue Gruppierung auf die Barrikaden. Ihr Ziel: Den Platz so belassen, wie er ist. Inklusive des beliebten Ökihofes und der Park&Ride-Anlage. Das Gremium hat sich den schlichten Namen «IG Zythusplatz» gegeben. Die IG hat nach eigenen Angaben zwischenzeitlich eine Mitgliederzahl im soliden dreistelligen Bereich. Fast täglich kämen neue hinzu. Sie würden aus allen Teilen Hünenbergs und sogar aus Cham stammen und verteilten sich über fast alle Altersgruppen.

An den Gemeinderat richtet die IG happige Vorwürfe. So soll die Exekutive versuchen, die Einwohner hinters Licht zu führen, indem sie versuche, Tatsachen zu schaffen, obwohl es diese noch gar nicht gebe. «Wenn ich in Hünenberg mit Leuten rede, glauben fast alle, dass die Überbauung bereits beschlossene Sache ist und dass man nur noch über das Siegerprojekt für die Überbauung abstimmen kann», sagt Marie-Theres Annen von der IG.

Dabei gehe es in der Volksabstimmung darum, der nötigen Umzonung zuzustimmen. «Wird diese abgelehnt, kann nicht gebaut werden. Wir wollen den Leuten also aufzeigen, dass sie zu den Plänen der Gemeinde an der Urne immer noch definitiv nein sagen können», so Annen.

Im Video begründet Marie-Theres Annen den Widerstand gegen eine Überbauung:

Kritik am Mitwirkungsverfahren

Dass bei verschiedenen Einwohnerinnen der Glaube vorherrscht, dass die Überbauung beschlossene Sache sei, bestätigt sich während des Interviews mit den Vertretern der IG auf dem Zythus-Areal. Wiederholt und mit Nachdruck weist die promovierte Psychologin Annen Bekannte, die zufällig vorbeigehen, darauf hin, dass sie sich bezüglich des Platzes, dessen Zukunft und ihren demokratischen Möglichkeiten irrten.

Auch am Mitwirkungsverfahren wird bei der IG Kritik laut: «An den Workshops liess man vonseiten der Gemeinde immer wieder verlauten, dass der Kanton bauen möchte und Hünenberg das unterstützen müsse», fasst Daniel Hartmann, ebenfalls Mitglied bei der IG, seine persönlichen Eindrücke dieser Veranstaltungen zusammen. Wie Annen wohnt auch er in einem der beiden Hochhäuser auf der anderen Strassenseite. Den Teilnehmerinnen sei suggeriert worden, dass eine Rückkehr auf Feld eins und somit zum Verzicht einer Überbauung keine Alternative mehr sei.

Es habe demnach nie die Frage im Raum gestanden, dass man an der Urne letztlich noch abstimmen kann und die Pläne noch gar nicht in Stein gemeisselt sind. «Wenn wir einen Versuch gestartet haben, auf diesen Umstand hinzuweisen, haben wir immer die Antwort erhalten, dass dies jetzt nicht das Thema sei», ergänzt Marie-Theres Annen.

Der Zythus-Platz ist in Hünenberg seit Jahren ein Politikum. (Bild: bic)

Gemeinderat kann Unmut nicht verstehen

Im Gemeindehaus weist man die Kritik entschieden zurück. «Der Gemeinderat hat immer betont, dass das Hünenberger Stimmvolk das letzte Wort haben wird», schreibt Bauvorsteher Thomas Anderegg (CVP). Die Vorwürfe bezeichnet er als «haltlos». Er verweist auf die Homepage der Gemeinde.

Dort heisst es: «Eine allfällige Umzonung (Zonenplanänderung) und ein Bebauungsplan können nur mit der Zustimmung des Hünenberger Stimmvolkes umgesetzt werden. Neben der Anordnung der Bauten, der Art und dem Mass der Nutzung enthält ein Bebauungsplan auch Aussagen darüber, wie die einbezogenen Grundstücke zu erschliessen und die Umgebung zu gestalten sind.» Eine allfällige Umzonung sowie der Bebauungsplan würden der Bevölkerung zur Abstimmung unterbreitet.

Absicht der Gemeinde wird beteuert

Zur Kritik an den Workshops schreibt Anderegg: «Der Kanton hat die Gemeinde informiert, dass er beabsichtige, das Zythus-Areal zu überbauen. Eine Überbauungsabsicht für dieses Areal ist insofern naheliegend, als das Zythus-Areal mitten in der Bauzone liegt und gemäss kantonalem Richtplan aufgrund der Stadtbahnhaltestelle als Verdichtungsgebiet gilt.»

Auch hier empfiehlt Anderegg einen Blick auf die gemeindliche Website. «Das Zythus-Areal stellt ein bedeutendes Areal für die Ortsentwicklung dar. Deshalb sollen die anstehenden Fragen um die Nutzung und Ausrichtung des Zythus-Areals von Kanton, Gemeinde, Bevölkerung (inkl. Motionäre) und Fachleuten gemeinsam in einem ersten Schritt im Rahmen der angelaufenen Ortsplanungsrevision angegangen werden.»

Kann der Prozess so weitergehen?

Wie es weitergehen und wie man in der ewigen Causa Zythus-Areal miteinander umgehen soll, können wohl nur unvoreingenommene Gespräche klären. Dass der Gemeinderat vorwärtsmachen will, ist aber insofern verständlich, als er dadurch möglichst bald einen Bebauungsplan präsentieren kann – und zwar einen, der unter Beteiligung der Bürger erarbeitet wurde. Dieser kann folglich als konkrete Alternative zur heutigen Nutzung des Platzes und somit als Anhaltspunkt dienen. Mit diesem Wissen können die Hünenbergerinnen am Ende des Tages entscheiden, ob sie der Idee zustimmen und das Areal freigeben wollen, oder ob alles beim Alten bleiben soll.

Wie viel Ressourcen und Energie man in diesen Prozess investieren will, ist hingegen eine Frage, die sicherlich noch geklärt werden muss. Denn sollte ein Überbauungsprojekt an der Urne versenkt werden, stünde man trotz des grossen Aufwandes mit leeren Händen da. Ein Ergebnis, das wohl kaum jemanden richtig zufriedenstellen dürfte.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version wurde ein Name nicht korrekt wiedergegeben. Wir entschuldigen uns dafür.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von marie-theres.annen
    marie-theres.annen, 21.10.2020, 14:58 Uhr

    Vielen Dank !
    Kernanliegen erfasst; Freien Platz erhalten; Zone Oeffentliches Interesse belassen !

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