Spitzenreiter beim Alkoholkonsum

Zweifelhafte Ehre für Zuger Jugendliche

Frühes Rauchen und Trinken ist gefährlich. (Bild: Emanuel Ammon/ Aura Fotoagentur)

Im schweizweiten Vergleich greifen Zuger Jugendliche viel öfter zur Flasche. Wirkt die Prävention nicht? Eine Zuger Expertin ist anderer Meinung: Es gäbe eine Erklärung für die Unterschiede.

Die Zuger Jugendlichen trinken, kiffen und rauchen zwar weniger als auch schon – aber immer noch mehr als der grösste Teil der Schweizer Jugendlichen. «Sucht Schweiz» realisiert im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit alle vier Jahre eine repräsentative Studie zum Gesundheitsverhalten der 11- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler. Die neusten Ergebnisse der «Health Behaviour in School-aged Children» (HBSC)-Befragung zeigen, dass der Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum von Zuger Jugendlichen 2014 im Vergleich zu den Jahren 2010 und 2006 rückläufig ist (zentral+ berichtete). Doch ein genauer Blick in die Statistiken wirft Fragen auf.

Kantonale Unterschiede sind erklärbar

Während im Schweizer Durchschnitt 10 Prozent der 15-Jährigen wöchentlich Alkohol konsumieren, sind es in Zug stolze 17 Prozent – eine zweifelhafte Ehre für die Jugendlichen. Wirken die Zuger Präventionsbemühungen nicht? Isabelle Egger, Abteilungsleiterin der Abteilung Gesundheitsförderung und Prävention des Kantons Zug, winkt ab: «Die kantonalen Unterschiede des Substanzkonsums sind nachvollziehbar.»

Es existiere ein städtisch-ländliches oder auch wirtschaftliches und sozio-kulturelles Spannungsfeld und daher gebe es auch regionale oder kantonale Unterschiede. Zug sei eher städtisch, das trage möglicherweise zu den Resultaten bei. «Ländliche Gegenden sind eher besser im Gesundheitsverhalten», erklärt Egger. 

«Alkoholkonsum ist gesellschaftlich etabliert.»
Isabelle Egger Tresch

Dass die etwas besondere Bevölkerungsstruktur mit den Expat-Kindern Einfluss auf das Trinkverhalten der Zuger Jugendlichen habe, kann Egger nicht bestätigen: «Dafür gibt es keinen Beweis.» Andere Gründe für den erhöhten Alkoholkonsum bei den Zuger Schülerinnen und Schülern nennt sie nicht.

«Rauchen ist nicht mehr sexy»

Um den Alkoholkonsum zu erklären, müssten andere Gründe herbeigezogen werden, so Egger. «Alkoholkonsum ist gesellschaftlich etabliert, während das Rauchen nicht mehr sexy ist.» Das widerspiegeln auch die rückläufigen Konsumzahlen der Zuger Jugend bei Cannabis und Zigaretten. Und genau darum werde auch eher mehr getrunken als geraucht. «Und wir sind noch nicht am Ziel angekommen», erklärt Egger. Zwar sei die Tendenz die richtige, es benötige aber auch in Zukunft viel Prävention: «Noch immer konsumieren zu viele Jugendliche im Jugendschutzalter.»

Dennoch ist Isabelle Egger grundsätzlich zufrieden mit den Resultaten. «Die Zahlen zeigen, dass wir den Erstkonsum bei vielen weiter herauszögern konnten.» Das bedeute auch, dass es später zu weniger Missbrauch kommen werde, so Egger.

Mit gutem Beispiel voran

In der Schule sei die Prävention besonders wichtig und auch gut etabliert. Und dort setze der Kanton Zug auch weiter an: «Wir setzen bereits den zweiten kantonalen Aktionsplan um», so Egger. Aber letztlich sei auch das gute Beispiel der Eltern wichtig. Und dafür hat sie als Mutter auch Tipps: «Ich thematisiere den Substanzenkonsum, informiere, berate und übe Toleranz.» Und augenzwinkernd fügt sie an: «Aber fragen Sie mich in fünf bis sieben Jahren wieder, dann sind meine Töchter im Konsumalter.»

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