Zuger Polizei büsst weniger Kiffer, beschlagnahmt aber mehr Gras
Zugerinnen scheinen mehr zum Joint zu greifen, aber weniger häufig in der Öffentlichkeit. Die Zuger Polizei ziert sich, von einem Trend zu sprechen, schliesslich sei das Corona-Jahr 2020 «in vielerlei Hinsicht ein spezielles». Das gilt auch bezüglich anderer Drogen.
Die Betäubungsmitteldelikte sind im Jahr 2020 gemäss Zahlen der Zuger Polizei von 342 auf 248 gesunken. Das ist ein Rückgang von rund einem Viertel. Das erstaunt einerseits, weil die Zuger Polizei den Ruf hat, etwa beim Verteilen von Ordnungsbussen an Kiffer besonders fleissig zu sein.
Das erstaunt andererseits aber auch, weil Experten vermuten, dass Jugendliche in Corona-Zeiten immer mehr zu synthetischen Drogen wie dem Angstlöser Xanax, aber auch zu anderen synthetischen Drogen und Cannabis greifen. So warnen etwa die Schweizer Jugendpsychiatrien, dass einschränkende Corona-Massnahmen besonders bei Jugendlichen zu verstärktem Drogenkonsum führen (zentralplus berichtete).
Selbst die Zuger Polizei will bei diesem Rückgang nicht von einem Trend sprechen. «2020 war in vielerlei Hinsicht ein sehr spezielles Jahr. Schwankungen in der Statistik sind mit Vorsicht zu geniessen», sagt Sprecherin Judith Aklin auf Anfrage von zentralplus.
Änderung beim Verteilen von Bussen an Kiffer
Mögliche Gründe für den Rückgang aus Sicht der Zuger Polizei: Einerseits habe man im Corona-Jahr schlicht weniger Ressourcen im Bereich der Betäubungsmittel eingesetzt, um den Aufwand zur Kontrolle der Corona-Schutzmassnahmen zu bewältigen. Andererseits hätten sich weniger Jugendliche im öffentlichen Raum aufgehalten, was eine weitere mögliche Erklärung dafür sei, dass es im vergangenen Jahr zu weniger Delikten gekommen sei, so Aklin.
Einfluss dürfte auch eine Änderung der Praxis im Umgang mit THC-haltigem Cannabis gehabt haben. Erwachsene Personen, die im Besitz von weniger als zehn Gramm Cannabis sind, werden seit einiger Zeit nicht mehr gebüsst. Das Cannabis wird lediglich eingezogen und vernichtet. Weiterhin erhält eine Busse, wer beim Rauchen eines Joints erwischt wird. In diesem Fall wird eine Ordnungsbusse von 100 Franken fällig. Bei Jugendlichen sind der Besitz wie auch der Konsum weiterhin strafbar.
Mehr als 1'500 Hanfpflanzen sichergestellt
Dass in Zug generell weniger gekifft wird, dagegen sprechen weitere Zahlen: So wurden mehr Cannabisprodukte sichergestellt als im Jahr zuvor. Mit 14,8 Kilogramm Konsum-fertigem Marihuana und 1,84 Kilogramm Haschisch rund ein Drittel mehr als Vorjahr.
«Die Menge der sichergestellten Cannabisprodukte bezieht sich nicht nur auf Kontrollen im öffentlichen Raum, sondern auf alle Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz, erklärt Aklin. Auch dürften grossangelegte Aktionen, wie das Ausheben von Plantagen in Menzingen und Unterägeri, die sichergestellte Menge an Cannabis nach oben getrieben haben (zentralplus berichtete).
Weniger Ecstasy und Kokain beschlagnahmt
Bei allen anderen Drogen sind die Funde hingegen zurückgegangen, wie ein Blick in die Polizeistatistik verrät. So wurden weniger Amphetamin, Methamphetamin oder Ecstasy beschlagnahmt. Auch bei den harten Drogen Heroin und Kokain sind die Mengen kleiner geworden. So wurden zum Beispiel nur noch rund 1'000 Gramm Kokain gefunden, halb so viel wie im Vorjahr. «Bei denjenigen Fällen, bei welchen das Kokain auf den Reinheitsgehalt untersucht worden ist, musste festgestellt werden, dass es sich mehrheitlich um sehr reines Kokain handelte. Mehrmals wurde der Reinheitsgehalt von 90 Prozent übertroffen», heisst es dazu ergänzend im Jahresbericht der Zuger Polizei.
Der Rückgang bei den sogenannten Partydrogen ist ebenso erstaunlich: So geht etwa der Kanton Luzern davon aus, dass der Mischkonsum von Alkohol und Cannabis mit Medikamenten und synthetischen Drogen unter Jugendlichen zunimmt (zentralplus berichtete).
Auch bei genauerem Hinschauen wirft die aktuelle Zuger Polizeistatistik also Fragen auf. «Noch können keine abschliessenden Aussagen gemacht werden, ob ein Anstieg oder starker Rückgang eine Trendwende markiert oder nur einmalig ist», macht Sprecherin Judith Aklin noch einmal deutlich. «Dafür bedarf es eines längeren Beobachtungszeitraums.» Corona hat also auch die Statistik der Zuger Polizei durcheinandergebracht.
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jens blatten, 17.04.2021, 10:19 Uhr Es ist eine Schande dass die Polizei auch nur 1 Minute an diese Heilpflanze verschwendet, ausser es sei denn um die Pflanzen zu schützen gegen Diebe. WIe lange muss dieser Unfug noch weiter gehen? Das einzige dass es bewirkt, ist dass der Respekt für die Polizei untergraben wird.
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