Günstiger Wohnraum und Verkehr als Knackpunkte

Zuger LG-Areal: Viele Wünsche der Bevölkerung dürften in Erfüllung gehen

Das LG-Areal mit den geplanten Neubauten (weiss). (Bild: zvg)

Die Wunschliste der Zuger Bevölkerung für das LG-Areal ist lang. Und wie sich zeigt, sind die Planer bereit, die meisten Wünsche zu erfüllen. Ganz ohne Diskussionen dürfte die Gebietsentwicklung aber nicht ablaufen. Auch darum, weil es in einem belebten Quartier immer auch Lärm gibt.

Beim Thema LG-Areal in der Stadt Zug geht es mit grossen Schritten voran. Nachdem Ende September das Siegerprojekt für die Überbauung des Gebiets vorgestellt und ein Auftaktforum für die Bevölkerung durchgeführt wurden, ist nun bereits das öffentliche Mitwirkungsverfahren abgeschlossen. Darin konnten die Zugerinnen ihre Wünsche für den neuen Stadtteil einbringen (zentralplus berichtete).

Am Montagabend wurden die Ergebnisse im «Freiruum» nun offiziell bekannt gegeben. Der Anlass war aus bekannten Gründen auf maximal 50 Teilnehmer begrenzt. 13 weitere Interessierte nahmen online teil.

225 Beiträge aus der Bevölkerung innert drei Wochen

Wie die Präsentation zeigte, wurde die Plattform im Internet rege genutzt. 225 Beiträge, 107 Bewertungen und 15 Kommentare wurden innerhalb von drei Wochen zu den folgenden sechs Themenfeldern abgegeben: Sinnesräume, Genusswelten, Aussenräume, Wohnträume, Schaffenskraft und Wohlbefinden. In der zusätzlichen Rubrik «Wild Card» konnten weitere Ideen platziert werden, die in den genannten Themenfeldern keinen Platz fanden.

Doch welche der zahlreichen Wünsche und Vorschläge können bei einem solchen Projekt überhaupt umgesetzt werden? Gemäss einer ersten Einschätzung der Verantwortlichen dürfte es auf dem künftigen LG-Areal für die meisten von ihnen Platz haben.

Aussenräume als Thema Nummer 1

«Es hat Spass gemacht, mit den Empfehlungen nach Abschluss der Mitwirkung weiterzuarbeiten. Nichts war an den Haaren herbeigezogen. Grundsätzlich waren die Beiträge sehr konstruktiv und wohlwollend», sagte Stadtplaner Götz Datko vom Planungsbüro, das unter anderem mit der Auswertung des Online-Forums beauftragt war. Datko hat dazu sämtliche Kommentare gesichtet und ausgewertet.

Zu den genannten einzelnen Themenfeldern wurden unterschiedlich viele Kommentare abgegeben. Am meisten schienen sich die Teilnehmerinnen der Online-Mitwirkung für die Aussenräume und deren Gestaltung zu interessieren. Gefolgt von der Gastronomie sowie dem Wohnen.

Eine Auflistung der Wünsche und Empfehlungen der Online-Teilnehmer.

Der Theilerplatz als grüne Lunge

«Es gibt grundsätzlich einen Trend hin zu belebten Aussenräumen», sagte Datko. Niemand wolle ein totes und langweiliges Areal. «Man spürt, dass die Städte in der Schweiz immer dichter bebaut werden und folglich das Bedürfnis nach qualitativ hochwertigen Räumen steigt.» In Zug scheint dies nicht anders zu sein.

Dazu hielt der Stadtplaner fest, dass es auf dem LG-Areal neben den geplanten Wohngebäuden generell viel Aussenraum geben werde. Dafür sei insbesondere der Theilerplatz vorgesehen, der als «grüne Lunge» dienen, möglichst viel unversiegelte Fläche aufweisen und eine hohe Aufenthaltsqualität bieten solle. Dabei spiele auch das sich verändernde Klima eine Rolle. Ein Punkt, der von einigen Online-Teilnehmern betont wurde.

«Am Theilerplatz können wir einen grossen Teil der gestellten Forderungen und Wünsche einlösen», sagte Götz Datko. Ganz ohne Versiegelung werde es auf dem Areal allerdings nicht gehen, da auch Verbindungsachsen erstellt werden müssten. Wenig ändern soll sich hingegen beim Zählerplatz. Der Charme, der mit dem «Freiruum» geschaffen wurde, werde erhalten bleiben, hielt Datko fest.

Hat alle Wünsche gesichtet und ausgewertet: Stadtplaner Götz Datko.

Investoren wollen den «Freiruum» am Leben erhalten

Apropos Freiruum: Dessen Angebote wie die Trampolin- und die Boulderhalle werden auch weiterhin bestehen. Diesbezüglich sind sich die Grundeigentümer einig. Jedoch wird der «Freiruum» flächenmässig etwas reduziert. Dass er mittlerweile nicht mehr aus dem LG-Areal wegzudenken ist, war laut den Verantwortlichen eine der Haupterkenntnisse des Online-Forums.

Aus der Befragung ging auch hervor, dass sich die Zugerinnen auf dem LG-Areal auch Flächen für Sport wünschen. Dies sei im Vorfeld indes ein sekundärer Aspekt gewesen, räumte Datko ein. Aufgrund der Anregungen werde der Sport im weiteren Verlauf der Planung aber stärker miteinbezogen. Auf der Ostseite Richtung Bahngeleise gebe es gemäss den jetzigen Plänen Platz für ein Basketball- sowie ein Beachvolleyfeld. «Es gibt aber auch Flächen, die temporär für den Sport sowie allenfalls für Sportevents gebraucht werden können», erklärte Datko.

Die Frage nach dem gemeinnützigen Wohnraum

Was die Frage des bezahlbaren Wohnraums betrifft, skizzierte Datko ebenfalls erste Pläne: Die Grundeigentümer sehen dafür, Stand heute, eine Fläche von mindestens 10'000 Quadratmetern vor. Das reicht für 100 bis 120 Wohnungen. Dies ist Teil einer Vereinbarung mit der Stadt. Wo genau die Wohnungen auf dem Gelände erstellt werden, ist jedoch noch unklar. Laut Datko ist es das Ziel, sie über das ganze Areal zu verteilen und so die soziale Durchmischung des Quartiers zu fördern.

Um den Preis wird es auch bei den Arbeits- und Gewerbeflächen gehen. Preiswerte Lokalitäten soll es auf einer Fläche von 6'000 Quadratmetern geben. Dies entspricht der Grösse von etwa fünf grossen Migros- oder Coop-Filialen. In welchem Rahmen sich die Mietpreise bewegen werden, konnte Gesamtprojektleiter Robert Salkeld auf Nachfrage eines Teilnehmers des Podiums am Montagabend aber noch nicht sagen.

«Wir werden ein entsprechendes Verkehrskonzept vorlegen müssen, damit die Stadt zustimmt.»

Robert Salkeld, Gesamtprojektleiter

Die Frage, wie viel preiswerten Wohnraum es auf dem ehemaligen Industriegelände letztlich geben soll und ob die vorgesehene Anzahl Wohnungen angemessen sein wird, dürfte die Zuger Politik aber wohl noch beschäftigen. Einzelne Exponenten und Parteien könnten Nachbesserungen verlangen. Dies ebenso bei den Fragen zur Mobilität und damit zum Autoverkehr und dem künftigen Parkplatzangebot.

Gesamtprojektleiter Robert Salkeld.

Was Duschen mit Ausweichverkehr zu tun haben

Vorgesehen ist, dass Letzteres auf dem heutigen Stand eingefroren wird, obwohl dereinst viele Hundert Menschen im neuen Stadtteil wohnen und arbeiten werden. Am Forum im «Freiruum» wurde die Befürchtung geäussert, dass es deswegen Ausweichverkehr in die angrenzenden Quartiere geben könnte.

«Wir werden ein entsprechendes Verkehrskonzept vorlegen müssen, damit die Stadt zustimmt», beschwichtigte Salkeld. Zudem könnten auch genügend Duschen in den ansässigen Unternehmen eine Lösung sein, weil so möglicherweise einige Angestellte mit dem Velo statt mit dem Auto zur Arbeit fahren würden.

So soll das LG-Areal künftig in etwa aussehen. (Bild: zvg Salewski & Kretz)

Belebung bedeutet auch Lärm. Ein Konfliktpotenzial

Ein Knackpunkt dürften auch künftige Lärm-Emmissionen sein, die sich bei einer sozialen, kulturellen und gastronomischen Belebung des LG-Areals nicht komplett verhindern lassen. So war es einigen Teilnehmerinnen des Online-Forums ein Anliegen, dass auf dem Gelände nicht immer strikt um 22 Uhr «Lichterlöschen» angesagt ist.

Es gilt möglichst zu vermeiden, dass nicht schon nach kurzer Zeit und nach den ersten lauen Sommernächten böses Blut zwischen den künftigen Gastro- und Kulturbetrieben und den Mieterinnen, die nachts ihre Ruhe haben wollen, entsteht. «Diesen Punkt nehmen wir sehr ernst», sagte Andreas Steiger von der SBB. Diese ist, wie die Credit Suisse, eine der fünf Grundeigentümerinnen des LG-Areals.

Deren Vertreter Martin Munz ergänzte: «Der Schallschutz der Wohnungen wird immer besser. Ausserdem sind wir bereit, geeignete Lösungen zu finden. Und wenn man auf dem LG-Areal wohnen wird, nimmt man eine gewisse Lärmbelastung allenfalls auch in Kauf. Zumal einige der Wohnungen ganz nahe beim Bahntrassee liegen werden.»

Martin Munz, Vertreter der Credit Suisse (links) und sein Kollege Andreas Steiger von den SBB.

Kluge Kompromisse sind jetzt matchentscheidend

Den Planern wird die Arbeit so schnell also nicht ausgehen, da es jetzt gilt, die verschiedenen Interessen möglichst in Einklang zu bringen. Auf der einen Seite die Zugerinnen und Zuger, die sich ein belebtes und einladendes Quartier wünschen, auf der anderen Seite die fünf Investoren, die mit ihren Wohnungen Geld verdienen wollen.

Dass eine Lösung gefunden wird, ist für Zug von immenser Bedeutung. Denn eines hat der Montagabend erneut offenbart: Die Euphorie und – damit verbunden – die Erwartungen der Öffentlichkeit an den neuen Stadtteil sind riesig.

Als Nächstes werden nun ein Bebauungsplan erstellt und danach erste Baugesuche eingereicht und geprüft. Läuft alles wie vorgesehen, sollen die ersten Wohnungen 2026 bezugsbereit sein.

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