Neue Terrassen, Hecken und viele Stühle zieren die Stadt

Zuger Beizer setzen nun auf innovative Aussenbauten

Das neue Deck ermöglicht es der Fischerstube, drei Mal so viele Gäste draussen zu bewirten wie bisher. (Bild: wia)

In der Not lässt man sich auch mal was einfallen. Sehr gut zeigt dies die Situation der Zuger Beizer, die mitunter kreativ auf die Vorgaben des Bundes reagiert haben. In der Hoffnung, dass das Wetter die Saison retten möge.

Da steht, sehr prominent in der Altstadt, eine Hecke, die eine Restaurantaussenfläche umzäunt und vor Blicken schützt. An der Bahnhofsstrasse reiht sich im grossen Stil Stuhl an Stuhl. Holzterrassen entspringen Parkplatzflächen. Die Zuger Beizerinnen, es ist offenkundig, wollen nun endlich wirtschaften.

Das Lokal mit der vermutlich grössten Fläche in der Stadt Zug hat letzte Woche etwa angekündigt, gesamthaft 450 Sitzplätze im Aussenbereich zu schaffen. Ein Upgrade der Superlative also, den sich die «Freiruum»-Macher vorgenommen haben. Zu diesem Zweck hat man gleich mehrere Parkplätze zur Mampfzone umgebaut, gesäumt von Pflanzentöpfen und Lichterketten.

«Die Initialkosten für die Wiedereröffnung bei nur 80 Plätzen wären schlicht zu hoch gewesen.»

Kim Grenacher, Medienverantwortliche des «Freiruum»

Weil diese Parkplätze auf Privatgrund stehen und vom «Freiruum» gemietet werden, sei eine Umnutzung unproblematisch. Insbesondere, «da in der näheren Umgebung weitere Parkplätze sowie mehrere Parkhäuser» stünden, wie die Medienverantwortliche Kim Grenacher auf Anfrage erklärt.

Eine Terrasse der Superlative entsteht beim «Freiruum». (Bild: wia)

Von 80 auf 450 Plätze erweitert

Im Lockdown vor einem Jahr schuf der «Freiruum» seine erste Terrasse, auf der 80 Personen Platz fanden. Wäre es bei diesen geblieben, hätte es sich für das Team nicht gelohnt, den Betrieb hochzufahren, wie Grenacher sagt: «Die Initialkosten für die Wiedereröffnung bei nur 80 Plätzen wären schlicht zu hoch gewesen.»

Von den insgesamt 15 Foodständen öffneten Ende der letzten Woche 12. Die restlichen drei warten noch ab. Die Medienverantwortliche erklärt: «Den Gastronomen ist jeweils selbst überlassen, ob sie öffnen möchten. Die definierten Öffnungszeiten der Stände bleiben aber sicher für den Mai fixiert, danach wird die Situation neu beurteilt.» Auch bei schlechtem Wetter sei es für die Einzelbetriebe möglich, geöffnet zu haben. Dann jedoch nur als Take-away-Option.

Die Idee, aus Parkplätzen eine Terrasse zu machen, hatten auch die Betreiber des «Kurioz». Dort entstand vor wenigen Wochen eine erweiterte Terrasse auf Privatgrund.

Das «Kurioz» in Zug hat ebenfalls erweitert. (Bild: wia)

Sogar am Montag herrschte Vollbetrieb

Ein weiterer Gastronom, der die Krise genutzt hat, um Nägel mit Köpfen zu machen, ist André Bliggenstorfer, der Betreiber der «Fischerstube». Der Platz, den er rund um sein Lokal hat, ist beschränkt, nicht zuletzt, weil sein Lokal mitten in der Altstadt steht und das Gelände in westlicher Richtung abfällt. Kurzum hat Bliggenstorfer das Problem gelöst, indem er stufenweise drei Decks erstellen liess. «Dadurch wird es möglich, 24 Gäste mehr zu bewirtschaften als vorher», sagt er auf Anfrage.

Das Projekt sei zwar bereits vor Corona entstanden, damals wurde es jedoch vom Baudepartement abgewiesen. Im zweiten Versuch klappte es nun jedoch, zur grossen Freude des Betreibers. «Letzten Montagabend, als wir das erste Mal geöffnet hatten, waren alle Plätze praktisch immer besetzt.»

Sollte es ein guter Sommer werden, so käme er mit den insgesamt 36 Aussenplätzen finanziell einigermassen durch, sagt Bliggenstorfer optimistisch.

An trüben Tagen wie diesem ist natürlich nichts los. Das ändert sich aber flugs, wenn die Sonne scheint. (Bild: wia)

Um finanziell durch die Wintermonate zu kommen, begann die «Fischerstube» sogenannte «Bottled Cocktails» zu verkaufen, welche im Betrieb fixfertig gemischt werden und den Gästen nach Hause geschickt werden. «Diese laufen ziemlich gut. Wenn wir jedoch draussen Vollbetrieb haben, wird es schwierig, sich daneben um die ‹ Bottled Cocktails›  zu kümmern», sagt der «Fischerstube»-Betreiber. Nach dem vergangenen, harten Jahr, handle es sich dabei jedoch um ein Luxusproblem.

Langfristige, abgesegnete Lösungen sind gefordert

Tatsächlich wurden in den letzten Monaten bei der Stadt Zug einige Baugesuche von Gastronomen bearbeitet. Damit nicht totaler Wildwuchs herrscht und langfristige Lösungen geschaffen werden können, müssen Veränderungen an den Aussenflächen nun bewilligt werden. Stadtrat Urs Raschle erklärt: «Wir hatten die Situation letzten Sommer sehr pragmatisch und unkompliziert gehandhabt. Nun braucht es jedoch Lösungen, die auch langfristig funktionieren.»

Insbesondere gehe es um Rettungsachsen der Feuerwehr und Ambulanz, welche frei bleiben müssen. Ausserdem müsse die Vergrösserung von Aussenflächen im Einklang mit dem Strassenverkehrsgesetz stehen.

«Um den Gastronomen ein wenig entgegenzukommen, übernimmt die Stadt die Kosten der Lärmgutachten», sagt Raschle.

«Wir wollen keine Bussen aussprechen müssen. Die Gastronomen haben es schon so genug schwer.»

Urs Raschle, Zuger Stadtrat

Dass Beizerinnen kreativ auf die aktuellen Vorgaben reagieren, nimmt auch Raschle so wahr. «Für sie alle ist es ein Warten, bis sie richtig loslegen dürfen. Für viele der Gastronomen geht es dabei um Sein oder Nichtsein. Wir haben nichts dagegen, dass Beizer kreative Ideen haben.» Jedenfalls so lange sich diese mit den geltenden Regeln vereinbaren lassen würden. «Denn: Wir machen Kontrollen. Wurden keine Verträge mit der Stadt abgeschlossen, blüht im schlimmsten Fall die Busse.»

In diesem Jahr habe man jedoch noch keine Bussen verteilen müssen, so der städtische Sicherheitschef. «Das wollen wir auch gar nicht, die Gastronomen haben es schon so genug schwer. Viel eher suchen wir zuerst das Gespräch mit den betreffenden Betrieben und versuchen, gemeinsam einen Konsens zu finden.»

Die Variante Hecke mag zwar praktisch sein, besonders schön ist sie jedoch nicht. (Bild: wia)
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