Am Mittwoch findet in Zug ein aussergewöhnliches Casting statt. Nicht hübsche Frauen oder starke Männer werden inspiziert, nein, es geht um viel Gewichtigeres. Der perfekte Stier muss her! Einer, der am Eidgenössischen in drei Jahren den ehrwürdigen Hauptpreis gibt. Heinz Tännler ist schon ganz aufgeregt.
«Estavayer ist vorbei, jetzt ist Zug dran», betont Heinz Tännler, der OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2019. Und Zug hat sich schon mal was Lustiges ausgedacht. Hat sich offenbar von «Germany’s next Topmodel», dem «Bachelor» und «Dem grössten Schweizer Talent» anstecken lassen. Ein Casting soll’s geben. Nicht, um den OK-Präsidenten zu eruieren – dieser Zug ist schon lange abgefahren – nicht, um den nächsten Schwingerkönig nach Schönheit zu wählen. Per Casting soll kommenden Mittwoch eruiert werden, welcher Muni in drei Jahren beim Gewinner des Eidgenössischen in den Stall kommt.
Ganz entzückt scheinen Tännler und die Mitglieder des Schweizer Braunvieh-Verbands von ihrer Idee, als sie die Medien am Freitagmorgen über das Casting vorinformieren.
«Chömed, Boys, zeiged oii Hörner»
Darum geht’s: Fünf Munis, die heute eher noch Muneli sind, sollen kommenden Mittwoch am Zuger Stierenmarkt vor tobendem Publikum gewertet werden. Können Sie sich nicht vorstellen? Die Viecher werden vorgeführt, die Jury eruiert Eleganz, Figur, Frisur, Charakter. Ganz ähnlich also wie bei Germany’s next Topmodel. Ausser, dass dort weniger Charakter gefragt ist. Auch steht nicht Heidi auf der Bühne: «Kommt schon, Meeedchen, Schultern raus, macht mir den Tiger!», sondern Heinz: «Chömed, Boys, zeiged oii Hörner.»
«Ich komme da überhaupt nicht draus.»
Heinz Tännler, OK-Präsident Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest 2019
Denn Tännler, das scheint ihn ausserordentlich zu freuen, ist Mitglied der Jury. «Ich komme da überhaupt nicht draus», gesteht er, blickt etwas hilflos zum Präsidenten des Braunvieh-Verbands und fragt: «Aber gell, da sind ja auch noch ein paar Experten im Jury-Team. Das kommt schon gut?» Der Braunvieh-Direktor Lucas Casanova beteuert in breitem Bündnerdialekt, dass das tipptopp kommt. Denn neben Tännler, dem Laien, dem Gabenchef Kurt Häfliger und dem einzigen Zuger Schwingkönig Harry Knüsel sind auch drei Muni-Experten aus dem Braunvieh-Verband in der Jury dabei. «Und dann sind noch zwei weitere prominente Leute in der Jury. Wer das ist, verraten wir jedoch noch nicht.» – Casting und Landliebe? Wir tippen auf Renzo Blumenthal und Christa Rigozzi als Ehrengäste.
Nur eine Fellfarbe wird toleriert
Am kommenden Mittwoch um 20 Uhr wird im Rahmen des Zuger Stierenmarktes mittels Casting der Hauptpreis-Muni fürs Schwing- und Älplerfest 2019 ermittelt. Mitreden darf nur die Jury. Das gemeine Volk kann sich einzig mittels Wettbewerb beteiligen – so man denn auf den richtigen Stier tippt. Dann hat man Chancen auf zwe…i Freikarten für die kommende Staffel Germany’s next Topmodel … äh, fürs Schwingfest 2019 in Zug natürlich.
Fünf der Viecher haben es in die engere Auswahl geschafft, «und alle Munis erfüllen drei klare Kriterien», betont Stefan Hodel von Braunvieh Schweiz. «Es sind Tiere der Rasse Schweizer Braunvieh. Sie tragen Hörner. Und sie kommen aus dem Kanton Zug.»
Die Tiere wurden von verschiedenen Züchtern zur Verfügung gestellt. Ein grosszügiges Angebot, denn «nicht jeder Züchter ist willig, seinen Muni vier Jahre zu behalten und aufzuziehen».
«Zytturm» hat ein Horn verloren
Und was, wenn nun die Jury am Mittwoch das hübscheste Tier zum Sieger erkürt und dieses während der kommenden Jahre ein Horn verliert? «Das ist tatsächlich schon passiert», erklärt Freddy Trütsch, der Sprecher des Eidgenössischen 2019. «Aber mit solchen Dingen rechnet man. Darum werden die drei erstplatzierten Munis sicher bis zum Schwingfest gehalten.»
Ein Punkt ist dem Castingteam besonders wichtig. «Der Name des Gewinnertiers, der ändert sich noch», so Tännler. «Es kann also gut sein, dass der Muni Kolin heissen wird, oder Zytturm.»
Wir dürfen uns denn nicht wundern, wenn uns in den kommenden drei Jahren die Nachricht ereilen wird: «Leider hat ‹Zytturm› ein Horn verloren und ‹Parktower› liegt mit der Maul- und Klauenseuche im Stall. Darum ist ‹Chriesiwurst› der neue Lebendpreis am kommenden Eidgenössischen. Möge er lange leben.»
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