Ende der ewigen Baarer Baubrache naht

Wohn- und Gewerbehaus soll nun endlich das «Rössli» ersetzen

So wird es möglicherweise ab 2021 an der Marktgasse 8 aussehen.

(Bild: Baugesuch Visualisierung)

Seit fünf Jahren klafft an der Marktgasse in Baar eine Brache. Das Grundstück, auf dem früher das Gasthaus Rössli stand, soll endlich neu bebaut werden. Ob die Alfred Müller AG mit diesem wiederholten Anlauf Erfolg hat?

Dass auf dem Grundstück des ehemaligen Gasthauses Rössli im Baarer Dorfkern ein Neubau entstehen soll, ist schon lange bekannt.

Seit fünf Jahren liegt das Grundstück an der Marktgasse 8 brach. Das soll sich jetzt ändern. Bei der Gemeinde liegt ein Baugesuch der Alfred Müller AG auf.

Wir werfen einen Blick hinein. Ein grosses, modernes Geschäfts- und Wohnhaus soll auf der rund 1’200 Quadratmeter grossen Grundstückfläche entstehen. Im Erdgeschoss ist eine multifunktional nutzbare Geschäftsfläche angedacht, in den Obergeschossen soll’s zwei Büros geben und dreizehn Mietwohnungen. Für Strom sollen 102 auf dem Dach montierte Solarmodule sorgen.

Vier Etagen hoch und dunkelgrau

Vier Etagen hoch soll das anthrazitfarbene Projekt gemäss Gesuch werden. Geplante Baukosten: Insgesamt 8 Millionen Franken.

Philipp Wieting Netzwerk Architektur, welche das Projekt entwickelt hat, schreibt dazu: «Die nordseitige Strassenfassade ist […] ebenso repräsentativ wie die südseitige Fassade vis-à-vis des Schulhauses mit den integrierten Loggien.»

Das geplante Gebäude vom Schulhaus Marktgasse aus.

Das geplante Gebäude vom Schulhaus Marktgasse aus.

(Bild: zvg/Visualisierung)

Die Eckverglasungen des Baukörpers sollen den strassenseitigen Ecken als «Erker» die Schwere nehmen. Und weiter: «In der heterogenen Farbigkeit der Umgebung wird dem Neubau keine zusätzliche Farbe zugewiesen.» Die dunklen Verputzflächen etwa seien Referenz zum dunklen Eternit der Wohngeschosse des Verwaltungsbaus.

Im Dezember 2020 frühestens fertiggebaut

Als voraussichtlichen Baubeginn nennt die Alfred Müller AG September 2019, etwas mehr als ein Jahr sollen die Bauarbeiten andauern. Ob das Projekt tatsächlich so flugs entsteht, ist derzeit jedoch offen. Noch können Einsprachen den Neubau verzögern. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Baarer gegen ein dortiges Projekt aufbegehren.

Das Gasthaus Rössli, auf dessen Grundstück der Bau entstehen soll, war seines Zeichens eine der letzten Baarer Dorfbeizen. Seit 2010 waren Bemühungen da, das wenig attraktive gelbe Haus abzureissen. Mehrere Male wurde die geplante Schliessung jedoch herausgezögert. Es wurde weiter gewirtet, bis im April 2014 endgültig Ende Feuer war.

Das Volk pfiff die Alfred Müller AG zurück

2010 sprach die damals neue Besitzerin des Hauses, die Alfred Müller AG, noch davon, den Neubau frühstens 2012 zu realisieren. Nur rechnete diese noch nicht mit dem vehementen Widerstand. Zuerst kam der von einer Privatperson. Und weil diese ihre Einsprache trotz Verhandlungen nicht zurückzog, landete die Geschichte letztlich beim Volk.

Die Mehrheit der Gemeindeversammlung schloss sich einem Rückweisungsantrag gegen die Teilrevision des Bebauungsplans Rathausplatz im Juni 2013 überraschend an. Dies aufgrund Kritik an benachbarten Gebäuden, welche ebenfalls von der Alfred Müller AG gebaut worden waren und verschiedene Mängel aufwiesen.

Bis die Firma nun einen erneuten Versuch wagte, dauerte es also fast sechs Jahre. Nun jedoch sieht es so aus, als habe sie den Schrecken überwunden und sei guten Mutes. «Es handelt sich nicht mehr um das selbe Projekt wie damals. Wir haben es komplett überarbeitet», erklärt Esther Lötscher, die Kommunikationsverantwortliche der Baufirma.

Das «Rössli», die einst bekannteste Beiz

Das Gasthaus Rössli war nicht nur das älteste Gasthaus in Baar, es war auch eines der bekanntesten. Dokumente von 1584 zeugen von einer Wirtsstube im Rathaus. Im 19. Jahrhundert galt die  «Rösslistube» als beliebter Treffpunkt für Parteianlässe. Und nicht nur das. Auch die Gemeindeversammlung wurde dort abgehalten. 1904 musste das «Rössli» im Zuge eines grossen Umbaus umziehen, liest man im Buch «Das Rathaus Baar». Das «Rössli» wurde letztlich in ein deutlich weniger charmantes Gebäude an der Marktgasse verfrachtet, wo es bis zu seinem Abriss blieb.

Wer nicht regieren mochte, der ging trinken. Früher lag das «Rössli» eingebettet im Rathaus.

Wer nicht regieren mochte, der ging trinken. Früher lag das «Rössli» eingebettet im Rathaus.

(Bild: «Das Rathaus Baar»)

 

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Frapedi
    Frapedi, 09.03.2019, 22:00 Uhr

    «Das Grundstück, auf dem früher das Gasthaus Rössli stand, soll endlich ersetzt werden.» Können Grundstücke ersetzt werden? Und falls ja, durch was, bitte?

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    • Profilfoto von Valeria Wieser
      Valeria Wieser, 11.03.2019, 09:06 Uhr

      Sehr geehrter Herr Dinter

      Besten Dank für Ihren Input. Sie haben natürlich recht. Das Grundstück wird natürlich neu bebaut. Nicht ersetzt.

      Beste Grüsse
      Valeria Wieser

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