Luzerner Forscher zeigen das Wohnen der Zukunft

Wohn-Revolution steht bevor: Leben mit dem virtuellen Butler

Der Showroom des iHomeLabs projeziert einen in die Zukunft

(Bild: zvg)

Die Hochschule Luzern für Technik und Architektur präsentiert in einem Showroom das Wohnen der Zukunft. Weil schon heute praktisch überall WLAN existiert, ist der Weg dahin nicht mehr weit. Wären da nicht die Kosten sowie Vorbehalte bezüglich Datenschutz.

Als sich die Türe an der Hochschule für Technik und Architektur in Horw öffnet, tritt man in eine Welt der Zukunft. Vielleicht aufgrund der leise spielenden Star Trek Musik im Hintergrund, dem Blick auf einen klinisch weissen, futuristischen Raum oder auf die ganze Technik – die Zukunft scheint angekommen zu sein. «Living in the Future. Today», so heisst das Motto des Forschungsinstituts hinter dem sogenannten iHomeLab.

Gebäude sollen künftig intelligenter werden

Dahinter steckt eine nationale Forschungs- und Netzwerk- Plattform. Mit über 300 Veranstaltungen und rund 4’000 Besuchern pro Jahr gehört das iHomeLab in Horw zu den am intensivsten genutzten Event- und Netzwerkplattformen der Hochschule. Diesen November feiert es sein 10-jähriges Bestehen. «Da unten wird geforscht, hier oben wird gezeigt», sagt Senta van de Weetering, Mediensprecherin der Hochschule Luzern. 

Konkret wird gezeigt, wie einzelne Wohnungen intelligenter gemacht werden können. Intelligenter meint dabei effizienter, nachhaltiger und sicherer. Seit Jahren widmet sich das 25-köpfige Team aus Wissenschaftlern unter der Leitung von Andrew Paice diesem Ziel und versucht, Gebäude den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Bewohner anzupassen. Ihre gereiften Entwicklungen werden dann im iHomeLab der Öffentlichkeit präsentiert.

Andrew Paice, Leiter des iHomeLabs in Horw

Andrew Paice, Leiter des iHomeLabs in Horw, hier mit dem Goldbarren, der symbolisch für den Wert der Daten steht

(Bild: sah)

Leben mit James, dem virtuellen Butler

James, der virtuelle Butler des Gebäudes, begrüsst einen und öffnet die Türe zu diesem «Show room». Spätestens jetzt wird man in die Zukunft katapultiert. Hier eine Gerät, da ein Bildschirm, hier ein Kabel, da ein Schalter – wie in einer Kunstgalerie sind die einzelnen Projekte ausgestellt.

So steht mitten im Raum zum Beispiel ein Tumbler. Gibt man ihm den Befehl, seine Kleidung bis nach dem eigenen Ausflug nach Zürich getrocknet zu haben, tritt dieser in Verbindung mit dem Auto. Zusammen berechnen sie durch die Koordinaten die Zeit, an der man wieder zu Hause ist und führen den Befehl passend aus. Ebenso kann der Backofen dafür sorgen, dass nach der Arbeit das Essen zu Hause bereits aufgewärmt im Ofen steht. Die Maschinen kommunizieren und koordinieren rund um den eigenen Tagesablauf, so dass unser Alltag komfortabler wird.

Veranstaltungshinweis

Am Donnerstag, 29. November feiert das iHomeLab das 10-jährige Jubiläum. Die Öffentlichkeit ist dazu eingeladen, von 13.30 - 19.30 Uhr mitzufeiern und einen Blick in das Visitorcenter zu werfen.

James kann dabei scheinbar alles. Sogar den Notarzt rufen, wenn man ihn braucht. Dies kann besonders für Anna, die einzige Bewohnerin des iHomeLabs, hilfreich sein. Anna ist eine Puppe, die auf einem Rollator gestützt im Raum steht. An ihr wird veranschaulicht, wie die Technik auch älteren Menschen im Alltag unterstützten kann. Durch ein grosses iPad an ihrem hytech-Rollator steht sie im Kontakt mit ihren Verwandten und Freunden. Wenn Anna stürzt, fragt der virtuelle Butler James, ob alles in Ordnung ist. Bleibt eine Antwort aus, sendet er eine Benachrichtigung an die Angehörigen und schaltet diese, so wie auch die Zentrale des Rettungsdienstes per Kamera in die Wohnung. So können sie sich so von der Situation ein eigenes Bild machen und dementsprechend handeln. 

«Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts»

Andrew Paice, Leiter des iHomeLabs

Doch solch ein Service braucht vor allem auch eines: Daten. Wer ist wann zu Hause? Welche Routen werden gefahren? Was wird wann konsumiert? Alles wird vom System aufgezeichnet und verwendet. «Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. Das haben Google, Facebook und Amazon schon lange verstanden», sagt Andrew Paice, Leiter des iHomeLabs, als er an dem in einer Vitrine ausgestellten Goldbarren vorbeilaufen. Das Gold soll den grossen Wert der persönlichen Daten symbolisieren.

Die Zukunft hat ihren Preis

Dass ein solch persönlicher Datenumfang problematisch sein kann, verneint auch Paice nicht: «Das System soll wie ein Freund sein. Und wie ein Freund, soll auch er meine persönlichen Daten nicht weitererzählen. Dies ist immer eine Gratwanderung zwischen ‹Wie viel Individualisierung vom System möchte ich?› und ‹Wie viel will ich von mir Preis geben?›.»

Abgesehen vom Preisgeben der eigenen Daten, haben solche futuristischen Einrichtungen auch einen stattlichen Preis. Einzelne Funktionen in der Küche oder für Services für ältere Personen werden bereits heute verwendet und seien mit einigen hundert Franken zwar bei weitem nicht so teuer wie ein Pflegeheim. Ein vollumfängliches «Smart Home» ist jedoch für einen Normalbürger nicht finanzierbar – noch nicht. «Aber das ändert sich schnell. Es kommen jeden Tag neue Lösungen und Möglichkeiten dazu.»

Die Grundvoraussetzungen für ein intelligentes zu Hause sind bereits heute praktisch überall da: «Mit Internetzugang und WLAN existiert bereits heute das Wichtigste.» Die Frage ist, wie man es zusätzlich nutzen möchte», so Dieter von Arx, der ebenfalls als eine leitende Funktion des iHomeLab in Horw arbeitet.

«In zehn Jahren wird sich vor allem unsere Natürlichkeit mit solchen Systemen wie James verändert haben»

Andrew Paice, Leiter des iHomeLabs

Seit der Eröffnung des iHomeLabs vor zehn Jahren hat sich der Forschungsschwerpunkt etwas verschoben: «Mittlerweile geht es weniger um Sensibilisierung des Energieverbrauches, sondern wie man die Energiewende damit unterstützen kann», Paice. Er blickt optimistisch in die Zukunft: «In zehn Jahren wird sich vor allem unsere Natürlichkeit mit solchen Systemen wie James verändert haben.» Bei seinen Forschungen steht Paice und sein Team in regem Austausch mit lokalen Partnern und anderen Forschungsinstituten im In- und Ausland.

Andrew Paice, Leiter des iHomeLabs mit der Puppe «Anna». An ihr kann veranschaulicht werden, wo die Vorteile eines Smart Homes sind

Andrew Paice, Leiter des iHomeLabs mit der Puppe «Anna». An ihr kann veranschaulicht werden, wo die Vorteile eines Smart Homes sind

(Bild: sah)

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