Luzerns öffentliche WC's im Test

Wohin, wenn’s mal dringend ist?

Die sanierte WC-Anlage beim Richard Wagner Museum mit Blick auf den Vierwaldstättersee. (Bild: eha)

Jedes Jahr am 19. November findet der Welt-WC-Tag statt. Wir haben dies zum Anlass genommen, 25 öffentliche Toiletten der Stadt Luzern an einem zufällig gewählten Stichtag zu testen. Positiv: Generell schnitten die Anlagen gut bis sehr gut ab. Potential besteht in der Hygiene (Geruch, Verfügbarkeit der Seife). Die zwei Sieger-WCs überzeugen durch Sauberkeit und Benutzerfreundlichkeit.

Eine öffentliche Toilette pro 1377 Einwohner. Der Stadt Luzern ist dies zu viel. Aus Hygiene- und Sauberkeitsgründen, aber auch um die Unterhalts- und Betriebskosten zu senken, soll der Bestand von einst 44 auf 29 Anlagen reduziert werden. Laut dem «Masterplan öffentliche WC-Anlagen der Stadt Luzern» werden diverse bestehende Anlagen aufgehoben oder modernisiert. Die neuen Anlagen können von beiden Geschlechtern genutzt werden und sind behindertengerecht eingerichtet.

Bereits heute stehen einige dieser universell nutzbaren Anlagen zur Verfügung. Allerdings kommt es hier immer wieder zu Beschädigungen. Diese werden laut Friederike Pfromm, Leiterin Immobilien der Stadt Luzern, in der Regel innerhalb weniger Stunden gemeldet und, falls die Ersatzteile verfügbar sind, umgehend repariert. Dennoch könne es vorkommen, dass ein WC mehrere Tage geschlossen bleibe. Dies zeigt sich denn auch in unserem Test. Sämtliche Anlagen waren zugänglich und weisen keine schwerwiegenden Mängel auf. So zumindest auf den ersten Blick.

Mehrere High-Tech-WCs bereits nutzbar

Wir beginnen unseren Rundgang auf der Allmend. Vor dem Gebäude der Festhalle, eingebaut in den Bahnhof der S-Bahn, steht eine der neuen Anlagen. Auch auf dem Bahnhofplatz und beim Lido wurden die WC’s bereits erneuert. Ebenso die Anlage beim Richard-Wagner-Museum und das neue WC-Häuschen bei der Franziskanerkirche. Die sauberen Anlagen bieten alles, was man für einen WC-Besuch unterwegs benötigt.

Im Innern sticht der High-Tech-Ring ins Auge. Dieser kann bei Bedarf heruntergeklappt werden und macht die Schüssel so zum Pissoir. Toilettenpapier war zum Testzeitpunkt mit zwei Ausnahmen – dies hingegen in den älteren Anlagen am Löwenplatz und beim Schulhaus Maihof – immer vorhanden. Ein Waschbecken, der Seifenspender und ein Händetrockner sind eingebaut. Ein kleiner Abfalleimer ist ebenso Teil der Anlage wie eine WC-Bürste. Grössere Abfalleimer würden helfen, die Papierresten, Damenbinden und diverse Werbebroschüren – gesehen im WC auf dem Bahnhofplatz – angemessen zu entsorgen.

Die Welt-WC-Organisation (World Toilet Organization WTO)

2.6 Milliarden Menschen rund um den Globus haben keinen Zugang zu funktionierenden sanitären Anlagen. Aufgrund dieser prekären Bedingungen sterben laut Helvetas täglich 3'000 Menschen an Durchfallerkrankungen. Die Welt-WC-Organisation (WTO) handelt mit der Vision, «Gesundheit, Würde und Wohlbefinden durch nachhaltige Sanitärversorgung für alle».

Am Welt-WC-Tag finden weltweit Veranstaltungen statt, um die Sensibilisierung über den Zustand der Toiletten und der Abwasserentsorgung zu fördern. Neben dem Gedenktag findet auch ein Gipfeltreffen statt. Dieses Jahr trafen sich Non-Profit-Organisationen, Behörden und andere Akteure aus dieser Branche in Indonesien, um über die hygienische Krise zu sprechen und Lösungsansätze zu finden. Weitere Informationen sind hier zu finden.

Reinigungsintervalle variieren

Die Intervalle seien abhängig von der saisonalen Nutzung. Gemäss Friederike Pfromm werden nicht alle Anlagen gleich häufig gereinigt. «Im Sommer werden hoch frequentierte Anlagen am häufigsten gereinigt. Ob die Anlage zum Zeitpunkt der Nutzung sauber ist, hängt aber auch davon ab, wer das WC vorher benutzte und wie man es hinterlässt.» Neben der Putz-Equipe kümmert sich eine weitere Einsatzgruppe der Stadt Luzern regelmässig um die Sauberkeit und Sicherheit auf öffentlichen WCs. «Die SIP der Stadt Luzern (Sicherheit, Intervention, Prävention) beseitigt auf ihren regelmässigen Touren durch die Innenstadt allfällige Spuren von Drogenkonsum in und um öffentliche WC-Anlagen», sagt Mario Lütolf, Leiter Bereich Stadtraum und Veranstaltungen Kanton Luzern (STAV) auf Anfrage von zentral+.

Ein gelber Kasten für die Entsorgung von gebrauchten Spritzen sticht bei unserem Rundgang ins Auge. Er ist zwar nur in wenigen Anlagen anzutreffen, dafür befestigt an prominenter Stelle neben dem Lavabo. Eine kleine Öffnung – so gross wie die Spritze und so klein, dass man nicht hineingreifen kann – dient der Entsorgung. Der positive Effekt auf die Sauberkeit ist klar ersichtlich. Keines der getesteten WCs wies zum Testzeitpunkt gefährliche Abfälle dieser Art auf.

Design macht es aus

Auf unserem Rundgang zeigt sich jedoch auch, dass die Hygiene an manchen stillen Örtchen besser sein könnte. Passanten bemängeln das Fehlen von Seife. Diese ist generell nur in den neuesten Anlagen vorhanden – eingebaut ins vandalensichere Design. Gerade während der Grippesaison ein klares Manko. Die alten WC-Anlagen sind generell geräumiger, was den Reinigungsaufwand vergrössert. Zudem wirkt die alte Bauweise im Gegensatz zum neuen Chromstahl-Finish trotz Sauberkeit schmuddelig – ein fahler Gelbton dient als Hauptfarbe.

Beim Test waren alle WCs aufgrund der blau-weiss leuchtenden Beschriftungen und den runden Piktogrammen, welche sich am Slogan „Luzern glänzt“ orientieren, gut auffindbar. Zudem resultiert eine befriedigende Verfügbarkeit. Einzig die Anlagen auf dem Bahnhof- und dem Mühleplatz waren am Stichtag ständig besetzt.

Strapazierter Geruchsinn

«Ein Mix aus Urin, abgestandener Luft, Reinigungsmittel und Raumspray! Aber wenn man muss, muss man. Egal wie übel es drinnen riecht.» Befragte Passanten bemängeln den üblen Geruch in hoch frequentierten Anlagen sowie in Männer-WCs. Es scheint nicht immer einfach zu sein, im Stehen die Schüssel zu treffen. Bei unserem Test fallen jedoch nur wenige Anlagen mit üblem Geruch auf. Die meisten Anlagen profitieren von erfolgreich eingesetztem Raumspray.

Punkto Sauberkeit und Geruch ist beim Test ein markanter Unterschied erkennbar zwischen hoch frequentierten Anlagen an Knotenpunkten, wie beispielsweise beim Löwenplatz oder auf dem Bahnhofplatz, und den Anlagen mit weniger Publikumsverkehr. Da Innenstadt-WCs aus diesen Gründen häufiger kontrolliert und gereinigt werden, ist eine angemessene Nutzung möglich.

Provisorische Anlagen als Ersatz

Das wohl meistbenutzte WC-Häuschen der Stadt beim Löwendenkmal ist seit einem Jahr geschlossen. Die Stadt hat knapp zehn Monate später zwei provisorische Anlagen für die jährlich hundertausendfach besuchte Touristenattraktion hingestellt. Von den vollen Abfalleimern abgesehen sind die WCs sauber. Der allgemeine Tenor der Bevölkerung zu den Schliessungen ist kritisch. Es wird bemängelt, dass Drogensüchtigen und Randständigen Rückzugsorte genommen werden. Das bestehende WC am Bundesplatz soll bald einem Café weichen. Wann genau und wie sich dies auf die Toiletten-Infrastruktur auswirken wird, ist unklar.

Der Grosse Stadtrat hat 2010 entschieden, den WC-Masterplan umzusetzen. Die darin angegebenen Fristen sind jedoch teilweise seit Jahren verstrichen. Die Anlage auf dem Bundesplatz sollte schon seit zwei Jahren geschlossen sein. Als hoch wurde die Priorität damals eingestuft, passiert ist bis dato nichts sichtbares.

Verbesserungspotenzial bei der Hygiene

Von den neuen und modernen Anlagen verspricht sich die Stadt einen Imagegewinn. In unserem Test stellt sich heraus, dass trotz der bisher getroffenen Massnahmen noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Seife für die Hygiene und grössere Abfalleimer für die Sauberkeit – viel fehlt nicht für eine noch bessere Wahrnehmung.

Die detaillierten Resultate der getesteten öffentlichen WCs sind in der folgenden Tabelle aufgelistet. Die beiden Sieger-WCs befinden sich beim Richard Wagner Museum und an der S-Bahn-Station Allmend.

 

Die Bewertung im Detail

So bewerten wir: 1 = sehr schlecht, 6 = sehr gut
StandortSauberkeitVerfügbarkeitGeruchToiletten-papierHandtücher/
Händetrockner
SeifeDurchschnitt
Richard Wagner Museum5.565.5jajaja5.7
Allmend S-Bahn-Station5.565.5jajaja5.7
Turnhalle Wartegg-Tribschen5.565.5neinneinnein

5.7
kein Toilettenpapier, Händetrockner und Seife

Unter der Egg565jajanein5.3
Franziskanerplatz5.55.55jajaja5.3
Löwendenkmal565jajaja5.3
Lido5.55.55jajaja5.3
Säli-Schulhaus565jajanein5.3
Carparkplatz Inseli564.5janeinja5.2
Bundesplatz4.565janeinnein5.2
Casino vbl-Haltestelle55.55jajanein5.2
Kasernenplatz4.564.5janeinnein5
Hirtenhof vbl-Endstation4.564.5jajaleer5
Hubelmatt vbl-Endstation4.564.5jajaleer5
Kreuzstutz4.564.5janeinnein5
Musikhochschule Dreilinden4.564.5janeinnein5
Luzernerhof vbl-Haltestelle554.5jajaja4.8
Bahnhofplatz455janeinnein4.7
Bleichergarten464janeinnein4.7
Maihof Schulhaus464janeinnein4.7
Mühlenplatz4.554janeinnein4.5
Löwenplatz4.54.54neinneinnein4.3

Bemerkungen zu den Kriterien
Sauberkeit:
Wie sauber ist die WC-Anlage?
Verfügbarkeit: Wie gut ist das WC zu finden? Wie oft ist es besetzt?
Geruch: Wie ist der Geruch in der WC-Anlage?
Toilettenpapier/Handtücher, Händetrockner/Seife: Ist vorhanden oder nicht?
Alle Kriterien wurden zu einem zufällig ausgewählten Test-Zeitpunkt bewertet.

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