Kommunikationsfiasko in den Impfzentren

Wirrwarr um den Impfstoff Moderna verunsichert junge Luzerner

Unter 30-Jährigen wird davon abgeraten, sich mit Moderna boostern zu lassen. (Bild: zvg)

Sich als unter 30-Jähriger boostern lassen? Das ging im Impfzentrum in der Luzerner Allmend bislang nur mit dem Impfstoff von Moderna. Von diesem rät der Bund für diese Altersgruppe jedoch ab. Die Aussagen von Bund, Kanton und dem Impfpersonal widersprechen sich. Das sorgt für Verunsicherung.

«Nicht verpassen, impfen lassen», mahnte der Bund letzten Sommer mittels Plakatkampagne. Wenig später kam der Claim «Lieber impfen lassen» dazu. Viele Menschen, darunter viele Junge, wollen der Aufforderung Folge leisten. Insbesondere mit den steigenden Fallzahlen seit Dezember ist auch bei unter 30-Jährigen der Booster hoch im Kurs. Bloss: Die schlecht abgestimmte Kommunikation zwischen Bund, Kanton, Hausärztinnen und Impfzentrums-Mitarbeitern betreffend den Impfstoff Moderna verwirrt viele junge Luzerner.

So auch den 23-jährigen Jan Rucki, der sich Ende Dezember den Booster im Impfzentrum Allmend holen wollte. Rucki, der als freier Mitarbeiter für zentralplus arbeitet, erzählt: «Ich wusste, dass ich an Silvester an eine Party gehen würde und wollte mich und andere vorgängig schützen.»

Nur wurde in der Allmend zu dem Zeitpunkt nur der Impfstoff Spikevax von Moderna angeboten. «Als ich mich bereits angemeldet hatte, wurde ich plötzlich unsicher, da es seitens des Bundes ja hiess, dass sich jüngere Personen mit Pfizer impfen sollen.» Dies weil es gemäss heutigen Erkenntnissen mit dem Impfstoff Spikevax, gerade bei jüngeren Männern, etwas häufiger zu Herzbeutel- und Herzmuskelentzündungen kommt als mit anderen Impfstoffen. Grundsätzlich sind solche Symptome nach der Impfung laut Expertinnen jedoch sehr selten zu beobachten.

Moderna oder Pfizer: Ja was denn nun?

Rucki wollte es genauer wissen. Er rief beim Kanton Luzern an, wo man ihm mitteilte, dass es keine Rolle spiele, welcher Impfstoff ihm verabreicht werde. «Daraufhin fragte ich beim Bundesamt für Gesundheit an, wo man mir klar Pfizer empfahl. Mein Hausarzt wiederum fand, es sei egal, welchen Impfstoff ich nehmen würde.» Aufgrund der widersprüchlichen Aussagen entschied Rucki, den Termin abzusagen.

«Die Person beim Empfang fragte zunächst, warum um Himmels Willen ich mich überhaupt boostern lassen wolle, wo ich doch schon erkrankt war.»

Jan Rucki

Weil es ihm jedoch trotzdem wichtig gewesen sei, so schnell wie möglich geboostert zu werden, meldete sich der Luzerner im Januar erneut für die Impfung an. «Ich arbeite in einem Kulturbetrieb, weshalb es meines Erachtens Sinn macht, sich und andere so gut wie möglich zu schützen.»

Impfstoff Moderna bei Jungen? Vor Ort gab’s erneut ein Hin und Her

Vor Ort im Impfzentrum Allmend jedoch begann die Verwirrung gleich erneut. «Die Person beim Empfang fragte zunächst, warum um Himmels Willen ich mich überhaupt boostern lassen wolle, wo ich doch schon erkrankt war.» Rucki war im Herbst 2020 bereits an Covid erkrankt. «Dann sagte sie, dass ich mich, wenn es denn dennoch sein müsse, dann unbedingt mit Pfizer impfen lassen solle. Und sie fügte an, dass dieser Wirkstoff nicht vor Ort erhältlich sei.»

Als Rucki beteuerte, dass er das wisse, wurde er an einen Arzt im Impfzentrum weiterverwiesen. «Dieser wiederum fand, das sei alles gar kein Problem und dass der Impfstoff Moderna bei Jungen nur minim stärker risikobehaftet sei als Pfizer.» Schliesslich liess sich der 23-Jährige widersprüchlichen Informationen zum Trotz impfen. Dies, ohne zu wissen, dass er sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit Corona infiziert hatte. Aber das ist eine andere Geschichte (zentralplus berichtete).

Betroffene wünschen sich stringente Kommunikation

Eine junge Luzernerin, welche nicht mit Namen genannt werden möchte, berichtet von ähnlichen Erfahrungen. Nämlich, dass man beim Empfang sehr besorgt gewirkt habe, ganz im Gegenteil zum anwesenden Arzt.

Ähnliche Geschichten sind auch von anderen jungen Luzernern zu hören. Ihnen allen ist eines gemein: Sie wünschen sich, dass Kanton, Bund und die Angestellten des Impfzentrums stringenter kommunizieren würden.

«Auch in den kantonalen Impfzentren des Kantons Luzern sind die Instruktionen dahingehend, dass Booster-Impfungen für Personen unter 30 Jahren vorzugsweise mit dem Impfstoff von Pfizer/BioNTech erfolgen.»

Luzerner Gesundheits- und Sozialdepartement

Beim Luzerner Gesundheits- und Sozialdepartement heisst es auf Anfrage von zentralplus: «Das BAG empfiehlt Personen unter 30 Jahren präferenziell die Impfung mit dem Pfizer-Impfstoff. Auch in den kantonalen Impfzentren des Kantons Luzern sind die Instruktionen dahingehend, dass Booster-Impfungen für Personen unter 30 Jahren vorzugsweise mit dem Impfstoff von Pfizer/BioNTech erfolgen.»

Seit dieser Woche haben junge Luzernerinnen die Wahl

Und weiter: «Ohne den Einzelfall zu kennen: Das Personal in den kantonalen Impfzentren ist instruiert, dass sie die impfwilligen Personen wie oben beschrieben aufklären. Wir gehen davon aus, dass dies auch so umgesetzt wird. Falls Personen trotzdem die Impfung mit dem Impfstoff von Moderna wünschen, so können sie ihr Einverständnis dafür geben.» Grundsätzlich sei der Impfstoff von Moderna für junge Personen ab 18 Jahren durch die Swissmedic zugelassen.

Wer sich erst in den letzten Tagen impfen liess, dem wurde das Hin und Her erspart, denn: «Seit dieser Woche wird neben dem Impfstoff von Moderna auch der Impfstoff von Pfizer/BioNTech in allen kantonalen Impfzentren, inklusive Allmend sowie dem Luzerner Kantonsspital angeboten.» Personen unter 30 Jahren könnten sich entsprechend an den kantonalen Impfzentren für den Impfstoff von Moderna oder Pfizer entscheiden, so das zuständige Departement.

Verwendete Quellen

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Andy Bürkler
    Andy Bürkler, 21.01.2022, 10:10 Uhr

    Ist das Thema «Impfung» nicht langsam durch?
    Die bringt doch kaum noch etwas bei Omikron und aufhalten kann sie die Verbreitung offensichtlich sowieso nicht, was mit der harmloseren Omikron Variante auch kein Problem, sondern ein Segen ist.
    Für gesunde, unter 30-jährige ist die «Impflust» doch wirklich nur mit einer Angststörung zu erklären.
    Bitte Medien, nehmt eure Verantwortung endlich wahr und führt die verängstigten Menschen aus diesem Alptraum heraus.

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