Da ist man in Zug unterwegs, trinkt hier einen Tee und dort ein Bier, hört ein paar Brunnen plätschern und schon ist’s passiert. Man muss aufs Klo. Aber dalli. Da gibt es nur eines: Ruhig Blut bewahren und nicht verzagen. Wir haben für Sie verschiedene WCs getestet und verraten Ihnen, wo sich das Pinkeln wirklich lohnt.
Eigentlich sehen sie alle gleich aus. Sie dienen ja auch demselben Zweck. Wir besuchen sie täglich – mehrmals! Und trotzdem sind sie meistens langweilig: die WCs. Dabei sind die Möglichkeiten, den Toilettengang aufzupeppen und ihn zu einem angenehmen Erlebnis zu machen, fast grenzenlos: Raumgestaltung, Düfte, WC-Papier, Licht, Hygieneartikel, Dekoration. Vielleicht sogar Musik?
zentral+ hat sich sich durch die Zuger WC-Landschaft gearbeitet und festgestellt: Da gibt es grosse Unterschiede. Stolz präsentieren wir Ihnen die Ergebnisse unserer aktuellsten (nicht repräsentativen) Studie*.
*Anmerkung der Redaktion: Folgende Beobachtungen beziehen sich jeweils ausschliesslich auf die Damentoiletten der ausgewählten Örtlichkeit.
Das Teure
Ort: Bahnhof Zug, zwischen Gleis 3 und 4
Kosten: 1.50 Franken
Wichtig: Der Bezahlautomat gibt Retourgeld, eine Kreditkartenzahlung ist jedoch nicht möglich.
Für Bahnhofstoiletten zu zahlen ist längst keine Neuheit mehr. In den grösseren Städten sind «McClean»-Toiletten an den Bahnhöfen allgegenwärtig. Sie werden ständig von Reinigungspersonal beaufsichtigt und laufend gereinigt – etwas, wofür es sich zu zahlen lohnt! Das Zuger Bahnhofs-WC ist jedoch weder «McClean» noch ständig beaufsichtigt. Und erfahrungsgemäss ist es leider auch nicht ständig sauber.
Zum Zeitpunkt unseres Besuches waren die Toiletten relativ frisch geputzt, keine bösen Überraschungen also. Beeindruckend ist zudem die moderne Infrastruktur. Der Händetrockner verfügt über sehr wichtig anmutende Lämpchen und passt farblich zur gesamten Einrichtung, was wir sehr chic finden. Lauschig ist zudem das angenehme, leicht gedämpfte Licht.
Unser Fazit: Durchaus zahlenswert, nur leider sieht man ja vor dem Zahlen nicht, ob die Toiletten auch wirklich gerade sauber sind.
Das gegen den Mundgeruch
Ort: Zumbach Bäckerei-Confiserie, Gubelstrasse
Kosten: Je nach Konsumation im Café
Wichtig: Das WC befindet sich ausserhalb der Bäckerei
«Very busy» gibt sich die Filiale der Bäckerei Zumbach. Die Hauptkundschaft hier ist zusammengesetzt aus den Mitarbeitern des Weltkonzerns Johnson & Johnson, der sich im gleichen Gebäude befindet, und jenen der Siemens, die ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt arbeiten. Da entstehen natürlich schon gewisse Erwartungen an die Toiletten.
Was wir finden, ist erstaunlich: Beim Lavabo stehen Plastikbecher und eine Flasche «Listerine» zur freien Verfügung. Weitere Hygieneartikel würden sich an dieser Stelle anbieten – gerade auf der Damentoilette gibt es doch oft Dringenderes zu bewältigen als Mundgeruch. Ausserdem: Die Spülanleitung (!) ist zweisprachig.
Fazit: (Mehrsprachige) Unterstützung im Kampf gegen den übermässigen Wasserverbrauch und Mundgeruch im Grosskonzern. Finden wir gut.
Das für Teenies
Ort: Metalli, Untergeschoss
Kosten: Gratis
Wichtig: Reinigungspersonal ist skeptisch, wenn Fotos von der Toilette gemacht werden
So mancher Zuger Teenager hat in den Metalli-Toiletten vermutlich seine halbe Jugend verbracht. (Ohne klischeehaft zu werden, aber: Tendenziell eher die weiblichen Teenager.) Hier wird gelacht, getratscht, geweint – ein wichtiger Ort und vor allem der perfekte Ort!
Die Räumlichkeiten sind gross, es gibt genügend Toiletten, zwei Möglichkeiten, um sich die Hände zu waschen, viel Ablagefläche und grosse Spiegel. Die reguläre Einkaufskundschaft muss sich also nicht von der Horde Teenies gestört fühlen, die gerade vor dem Spiegel die neusten Schminktipps austauschen.
Fazit: Gerne wären wir hier ab und zu das Toiletten-Mäuschen. Diese Geschichten!
Das «Wenns denn sein muss …»
Ort: Unter den Gleisen, vis-à-vis Neustadt-Passage
Kosten: Gratis
Wichtig: Keine Angst!
Ein klassisches öffentliches WC: Schon oft daran vorbeigegangen, noch nie drin gewesen. So wirklich einladend sieht es halt einfach nicht aus, unter den Gleisen. Wir haben uns hineingewagt!
Das seelische Vorbereiten aufs Luftanhalten beim Eintreten wäre nicht nötig gewesen: Die Toilette riecht erstaunlich gut. Der Blick in die Kabäuschen zeigt, hier wurde gerade frisch geputzt, die WC-Ringe sind sogar noch hochgeklappt. Es ist also fraglich, wie repräsentativ dieser Besuch war. Aber immerhin wissen wir jetzt: Auch diese WCs werden geputzt. Ausserdem: Seife und ein alter, funktionierender Händetrockner vorhanden, leider aber nur eiskaltes Wasser.
Fazit: Alles halb so wild.
Das mit dem Wasserhahn
Ort: Dean & David, Baarerstrasse
Kosten: Konsumationsabhängig
Wichtig: Toilette im Untergeschoss
Trendy gibt sich das neue Lokal, das Teil einer internationalen Restaurant-Kette ist. Hippes Essen verlangt auch nach einem hippen WC, oder?
Die Toiletten selbst sind nicht weiter erwähnenswert, durch den Spalt und die dünnen Wände hat man das Gefühl, die Pinkelpause direkt im Restaurant einzulegen. Der WC-Vorraum ist aber liebevoll gestaltet, besonders die speziellen Lavabos überzeugen. Als der Wasserhahn dann beim Händewaschen auch noch leuchtet und das Wasser über eine Rille, wasserfallartig, zu den Händen läuft, ist die Überraschung perfekt.
Fazit: Wasserhahn ist eben nicht gleich Wasserhahn.
Übrigens: Zur Durchführungszeit der Studie war ein beliebtes Zuger Örtchen nicht zugänglich, darum fehlt hier leider das entsprechende Foto. Es soll aber trotzdem eine Erwähnung finden unter dem Titel:
Das mit der Aussicht
Ort: Blues Brothers Bar
Während des WC-Besuchs können die Herren die Aussicht über den Zugersee geniessen!
Fazit der Untersuchungen:
Wenn es um aussergewöhnliche WCs geht, findet sich in Zug noch viel Potenzial. Die moderne Technik hat zum Teil bereits Einzug gehalten, kreative oder speziell gestaltete Toiletten fehlen jedoch. Damit der nächste WC-Besuch nicht zum reinen Pflichtprogramm verkommt, empfiehlt zentral+ deshalb den Gewerbetreibenden und der Stadt: «Mehr Mut zur Toilette!»
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