Die meisten mögen den Status quo

Wie sich die Zuger das Brüggli der Zukunft vorstellen

Das Erholungsgebiet Brüggli am Zugersee soll attraktiver gestaltet werden. (Bild: Beat Holdener)

Rund 2'000 Personen äusserten in einer Umfrage ihre Wünsche bezüglich des Zuger Naherholungsgebiets Brüggli. Die Antworten wollen sich die Korporation und die Stadt bei der Entwicklung des Gebiets zu Herzen nehmen. Künftig soll mehr Platz für Sportlerinnen, Badende und Erholungsuchende geschaffen werden.

Mehr Konzerte? Ein tolles Gastroangebot? Weniger Verkehr? Im Sommer dieses Jahres wurden sowohl Stadtzugerinnen als auch Menschen aus der Region zum Naherholungsgebiet Brüggli befragt. 2'038 Personen nahmen bei der Mitwirkung teil.

Warum das Ganze? Ganz einfach. Das Gebiet soll angepasst werden. Der Mietvertrag mit dem TCS, welche den Campingplatz beim Brüggli führt, wurde gekündigt. Der Richtplan hält fest, dass sowohl die fixen Camperstellplätze als auch die fixen Parkplätze auf der Seeseite der Gleise in Zukunft unerwünscht sind (zentralplus berichtete).

Den Leuten passt's, wie's ist

Auch soll es betreffend Infrastruktur einige Anpassungen geben, so etwa soll die Fussgängerunterführung an der Lorze für Velos fahrbar werden. Vieles ist jedoch noch offen, weshalb sich nun die Bevölkerung mit einer Umfrage Gehör verschaffen konnte. Das grobe Fazit: Das primäre Bedürfnis der Befragten ist es, das Brüggli möglichst in seiner Grundstruktur zu belassen.

Der Zuger Korporationsschreiber Daniel Schwerzmann sagt dazu: «Das ist nicht überraschend. Es geht letztlich auch nicht darum, das Gebiet komplett neu zu erfinden, sondern darum, dass den Gästen mehr Raum zur Verfügung steht.» Und weiter: «Was den Teilnehmern der Umfrage besonders gefällt, ist der nichtkommerzielle Charakter, welcher das Brüggli ausmacht», fasst Schwerzmann zusammen.

Während das Strandbad, wenige hundert Meter entfernt vom Brüggli, eher von Familien besucht werde, sei das Brüggli eher für ein jüngeres Publikum mit unterschiedlichen Interessen und Kulturen wichtig. «Der Freiraum, den man hier hat, wird sehr geschätzt.»

Keine Kommerzialisierung erwünscht

In einer Medienmitteilung zur Auswertung äussert sich die Stadt wie folgt: «Eine Infrastruktur wie auch ein modernes Gastronomieangebot sind zwar erwünscht, zu verhindern sei aber gleichzeitig eine Kommerzialisierung und eine Entwicklung hin zu einem überregionalen Ausflugs-Hotspot.»

Gemäss der mit der Auswertung beauftragten Firma sei sich die Bevölkerung selten so einig: Im Brüggli soll genau dieser eigenständige Charakter erhalten bleiben, gerade weil die heutige Koexistenz zwischen Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Kulturen von allen als positiv erlebt werde. 

Hervorgehoben wurden von den Interviewten der freie Zugang zum Wasser, die natürliche Umgebung und der grosszügige Freiraum. Baden, entspannen, Natur geniessen, Freunde treffen, spazieren gehen, das seien gemäss der Resultate die Hauptgründe der Zugerinnen aller Gemeinden, um ins Brüggli zu gehen. Für ausserkantonale Besucher seien insbesondere die Wassersportmöglichkeiten wie Kiten, Windsurfen oder Stand-up-Paddeln von besonderer Wichtigkeit.

Die Stellplätze für Camper sollen bald der Vergangenheit angehören. (Bild: wia)

Viele wünschen sich Zeltplätze

Veranstaltungen und Anlässe werden nur von wenigen gewünscht. Grossen Zuspruch findet ein modernes Gastrokonzept mit einfachen und gesunden Speisen. Zudem begrüsst eine deutliche Mehrzahl Sanitäranlagen mit WC, Duschen und Umkleidemöglichkeiten.

Die Frage, ob Zelten im Brüggli möglich sein soll, sei von 20 Prozent als wichtig und von 27 Prozent als eher wichtig bezeichnet. Rund 5 Prozent der auf die offene Schlussfrage antwortenden Teilnehmer wünschen sich weiterhin Saisonplätze oder Stellplätze für Langzeitaufenthalter.

Wer in der Stadt Zug oder in einer anderen Zuger Gemeinde wohnhaft ist, komme überwiegend mit dem Velo (62 Prozent) oder zu Fuss (51 Prozent) ins Brüggli. Das Auto sei vor allem für Ausserkantonale das bevorzugte Verkehrsmittel, um ins Brüggli zu gelangen. Der öffentliche Verkehr spiele eine untergeordnete Rolle.

Das Brüggli hat offenbar eine treue Stammkundschaft: Zwei Drittel geben an, sich im Sommerhalbjahr mindestens einmal pro Woche im Brüggli aufzuhalten, im Winter sind immer noch 30 Prozent wöchentlich dort anzutreffen.

Leises Bedauern über die Aufhebung der Stellplätze

Bemerkenswert: Obwohl in der Mitwirkung zum Brüggli nicht aktiv gefragt, äusserten sich 20 Prozent zum Thema Camping. «Vier von fünf Interviewten, die sich spontan zum Campingplatz äussern, drücken ein ‹neutrales› Bedauern über dessen Aufhebung aus», heisst es im 48-seitigen Report. Die Gründe: «Verlust der Campingplatzatmosphäre, Verlust der Infrastruktur sowie Verlust des Sicherheitsgefühls, welches durch die 24-Stunden-Präsenz der Camper im Brüggli bestanden habe.»

Dazu äussert sich Schwerzmann wie folgt: «Nun, wir müssen uns daran halten, was uns der kantonale Richtplan vorgibt. Es nützt nichts, dies immer und immer wieder zu hinterfragen.» Es sei nun einmal so, dass das Dauercamping, also die Stellplätze, welche von April bis Oktober besetzt sind, nicht mehr erwünscht seien.

Was passiert mit den Umfrageergebnissen jetzt? Diese seien in die Grundlagen für einen Studienauftrag eingeflossen, mit dem das geeignete Projekt zur Weiterentwicklung des Erholungsraums Brüggli gesucht werde. Die Ausschreibung erfolgt am Freitag, dem 5. November 2021. Der Abschluss des Studienauftrags und damit die Auswahl des Siegerprojekts sei im Juni 2022 geplant.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Onlyone
    Onlyone, 05.11.2021, 12:53 Uhr

    Also, wie immer. Das Volk wird nur gefragt, wenn sich die Politiker nicht einig sind. Ansonsten interessiert Die nicht, was wir wollen.

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  • Profilfoto von David Meyer
    David Meyer, 05.11.2021, 12:43 Uhr

    Wie ein Mantra wird die Falschaussage wiederholt, der kantonale Richtplan verhindere künftig ein Camping im Brüggli. Im Kantonsrat lautete nämlich die Antwort, ob der Camping weg müsse: «Die Vertreter der Baudirektion erklärten, dass es im vorgeschlagenen Richtplantext nur heisse, dass die fixen Stellplätze bis 2022 aufgehoben werden müssten, was das Campieren in einer anderen Form weiterhin zulasse bzw. nicht ausschliesse.» (Quelle: Kommissionsprotokoll vom 22. Jan. 2013)
    Es ist offensichtlich der Stadtrat von Zug, der den Camping nicht mehr will und den Richtplan vorschiebt.

    David Meyer, glp Stadt Zug

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