Nach Herzenslust darf im Bahnhof gespuckt werden

Wie sich die Luzerner Stadträtin an der «Chriesistei-Spuckete» schlägt

Die Finanzdirektorin der Stadt Luzern, Franziska Bitzi Staub, gewann ein Konfiglas. Farblich passte ihr Outfit zum Logo des Veranstalters.

(Bild: Susanna Stalder)

Der «Chriesistei-Spuckerverband» und der Schweizer Obstverband laden ganz im Schlepptau der Fussball-WM zur «Chriesistei-Spuckete» im Bahnhof Luzern ein. Jeder kann daran teilnehmen. Die Atmosphäre ist euphorisch. Es gilt die bestehenden Weltrekorde zu brechen. 

Eine aufgeregte Stimmung herrscht bei allen Organisatoren, die an der Chriesistei-Spuckete im Bahnhof dafür sorgen, dass alles reibungslos abläuft. Eine «Spuckbahn» in der Länge von 30 Metern steht im Zentrum der Aufmerksamkeit, an der Theke kann man sich einschreiben, um daran teilzunehmen. Heuer geht die Aktivität in grösserem Rahmen als sonst über die Bühne, wurde sie doch zusammen mit dem Obstverband organisiert, gewöhnlich wurde sie an Schwingfesten oder auf Bauernhöfen durchgeführt.

«Noch keine Olympia-Disziplin»

Einer der Verantwortlichen ist Markus Schürmann aus Ormalingen, Mitglied des Chriesistei-Spuckerverbandes: «Wo ich herkomme? Aus dem Baselbiet, das ist ein grosses Chersiland.» Die Basler sagen «Chersi» statt «Chriesi». Dieser Event entstand 1994 aus einem Jux heraus und schwuppdiwupp seien Reglemente und Statuten ausgearbeitet worden.

Er habe 1999 die erste Weltmeisterschaft organisiert. «Für die Chriesistei-Spuckete kann sich jeder – auch noch spontan – anmelden. Das Finale startet um 17 Uhr.» In drei Kategorien dürfe nach Herzenslust gespuckt werden: Kinder, Frauen, Männer. Eine olympische Disziplin sei es noch nicht, doch wer wisse schon, was in 15 Jahren sei. Ein Rahmenprogramm sorge für Überraschungen.

14 Tage Kirschen gepflückt

Bernadette Galliker, Leiterin Marketing und Kommunikation des Obstverbandes, stand zentralplus Red und Antwort über die Motivation dieses Events: Man wolle für die Kirsche sensibilisieren, diese geschmackvolle Frucht. Dieses Mal habe man mit den Luzerner Schulen zusammengespannt. Am Vormittag kurz nach der Eröffnung wartete im Bahnhofshopping eine muntere Schar von Fünft- und Sechstklässlern des Felsberg-Schulhauses darauf, loslegen zu dürfen. Und nein, sagte eines der Mädchen, man habe keine Wetten darauf abgeschlossen, wer am weitesten spucken könne. Auf ihre persönliche Beziehung zu Kirschen angesprochen, erläutert Galliker, dass sie als Kind während der Kirschsaison auf die Leiter geklettert sei und jeweils 14 Tage die rote Pracht geerntet habe.

Der Zuger Moderator Nik Hartmann spuckt ebenfalls mit.

Der Zuger Moderator Nik Hartmann spuckt ebenfalls mit.

(Bild: Obstverband)

Der bekannte SRF-Moderator Nik Hartmann kündigt die offizielle Delegation aus dem Stadthaus an: «Ihr Kleid passt genau zum Sujet, es gibt keine Flecken.» Er gibt den Spucker und Spuckerinnen letzte Anweisungen, wie der Stein am weitesten flöge: «Die Kirsche gut bis auf den Stein abkauen, über die Zunge röllelen, einspeuzen, fertig, los.» Der Weltrekord, der zu brechen sei, liege bei den Männern bei 30 und den Frauen bei 19 Metern.

Chriesimeitschi

Im Gespräch erzählt die Finanzdirektorin Franziska Bitzi Staub, dass sie nicht stundenlang nach der passenden Garderobe gesucht habe, klar sei halt gewesen, dass es wegen möglicher Kirschflecken nicht weiss sein durfte. Ihre Direktion vertrete die Interessen der Wirtschaft in der Stadt Luzern. Dazu gehöre nicht nur der Tourismus, sondern auch die Landwirtschaft. Was sie persönlich mit Kirschen verbinde? «Ich wurde mitten in der ‹Chriesiziit› geboren. Mein Vater brachte meiner Mutter Kirschen ins Spital. Doch leider waren die beim Stillen nicht geeignet.»

Sie spuckt als Erste über die grüne Bahn und beim zweiten Versuch erreicht sie über sieben Meter, schlägt lachend in die Hände und kriegt dafür als Preis eine Kirschkonfitüre. Die Frage, wann mit ihr nicht gut Kirschen zu essen sei, beantwortet sie mit einem Lächeln: «Bei persönlichen Angriffen, die nichts mit dem aktuellen politischen Thema zu tun haben.» Aber das geschehe glücklicherweise selten, ausser, wenn es mal bei Diskussionen emotional hergehe. Im persönlichen Umfeld lasse sich die ausgebildete Mediatorin auch nicht leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn man aggressive Kommunikationsmuster meide und bei der Ich-Botschaft bleibe, komme das meistens gut heraus.

Sehen Sie Bitzi Staubs Leistung im Video:

 

Bitzi Staub ist nicht die Einzige, welche die Technik rasch erkannt hat. Teilnehmerin Tanja Wespi aus Ebikon spuckt den Stein ebenfalls über die 7-Meter-Grenze. Sie sei hier, weil sie letzten Sommer mit dem Blauring auf einem typischen Kirschen-Landwirtschaftsbetrieb in Braunau TG ein Lager gehabt habe, und diese Familie heute auch hier sei. Sie habe sich spontan entschieden, daran teilzunehmen. Denn nicht jeden Tag darf im Bahnhof so viel und so weit gespuckt werden, wie man mag.

Am Nachmittag versuchten sich auch noch Ex-Miss-Schweiz Kerstin Cook und Ex-Bachelor Janosch Nietlisbach:

 

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