Neue Ausstellung an der PH Luzern

Wie nachhaltig kaufst du ein? Hier gibt’s die Quittung

Auch Influencerin Anina Gepp – besser bekannt unter «Aniahimsa» auf Instagram – machte sich auf Einkaufstour. (Bild: ida)

In der PH Luzern kannst du in einer interaktiven Ausstellung auf Einkaufstour gehen. An der Kasse wird dir aber nicht der Preis angezeigt, den dich das Produkt kostet. Sondern welchen Preis es die Umwelt, die Tiere und letztlich alle Menschen kostet.

Wie machst du es? Einfach alles in deinen Einkaufskorb legen, auf das du gerade so Bock hast? Erdbeeren und Spargeln im Winter? Oder drehst und wendest du die Packungen und achtest darauf, woher die Karotten und das Rindfleisch kommen?

Bei normalen Einkäufen haben wir am Schluss den Kassenzettel in der Hand. Auf diesem steht, was uns die ganze Einkaufstour gekostet hat. Und zwar in Form eines Geldbetrages. Doch: Was ist mit Umwelt, Tieren und Menschen?

Für letzteres will die Ausstellung «Clever» der Stiftung Biovision Schweiz sensibilisieren. Um was es dabei geht und wie das Ganze funktioniert, erklären Rahel Bösiger und Anna Schöpfer von Biovision im Video:

Bei der Ausstellung wird quasi ein Supermarkt nachgestellt, durch den Besucherinnen laufen und ihren Einkauf erledigen können. Am Ende geht's an die Kasse. Hier wird aber nicht der Preis des Produkts gescannt, sondern der ökologische Fussabdruck, den man mit dem Kauf hinterlässt. Wie klimafreundlich ist das Produkt? Wie sieht es mit der Verschmutzung und dem Ressourcenverbrauch aus? Und wie sozialverträglich und tierfreundlich wurde das Produkt hergestellt?

zentralplus wagte den Selbstversuch

zentralplus liess sich die Chance nicht entgehen und schnappte sich selbst einen Einkaufskorb. Auf die Fahne schrieb sich die Autorin dabei nicht, möglichst grün und nachhaltig einzukaufen, sondern möglichst so wie immer. Auch wenn die grünen Infoplakate, die in der ganzen Ausstellung zu sehen sind, vermutlich unterbewusst die Hirnzellen schon ein wenig beeinflusst haben. Die Plakate zeigen auf, welche Früchte und welches Gemüse gerade Saison haben, welches Label für was steht und dass ein T-Shirt im Schnitt 20'000 Kilometer zurücklegt, bis es im Laden an der Kleiderstange hängt.

Also kämpfe ich mich durch die Regale, packe Basmati-Reis, Linsen, Karotten, Tomaten, Birnen, Süssmost, WC-Papier, meine Lieblingsmilch in den Korb und entscheide mich kurzfristig für das T-Shirt, das mich optisch am ehesten anspricht.

Hier kannst du den Selbstversuch wagen

Die Ausstellung «Clever» der Stiftung Biovision ist noch bis am 11. November an der PH Luzern an der Sentimatt 1 offen. Jeweils von Montag bis Freitag, 12 bis 18 Uhr.

Glückstreffer bei der Kleidung

Nun geht's an die Kasse. Beim Oberteil habe ich einen Glückstreffer erzielt: Es ist ein Naturaline-Shirt, zu 100 Prozent aus Bio-Baumwolle. Laut Etikette fair produziert mit einem transparenten Hinweis darauf, wie das Kleidungsstück hergestellt wurde.

«Eine gute Wahl, aber es ist immer noch ein T-Shirt und somit nie ganz nachhaltig», klärt mich David Neyer von Biovision auf. Für die Produktion eines Baumwoll-Shirts brauche es rund 2'500 Liter Wasser. Neyer scannt meine Produkte, zeigt mit seiner Hand auf das jeweilige Spider-Diagramm auf dem Screen, erläutert mir Auswirkungen meiner Auswahl auf Mensch, Tier und Umwelt.

Auch mit dem Bio-Süssmost habe ich eine nachhaltige Wahl getroffen, selbes trifft auf die Linsen und die Tomaten zu. Bio-Knospe sei Dank. Auch mit dem recycelten WC-Papier habe ich wenig überraschend die umweltfreundlichste Variante gewählt. Anders als die beiden anderen Toilettenpapiere, die im Regal standen, mussten laut Grafik dafür weder Bäume gefällt noch das Papier gebleicht und gefärbt werden.

Die Lieblingsmilch sieht mehr bio aus, als sie ist

Mit der Milch habe ich einen Bock geschossen. Beim Anblick der Etikette könnte man denken, die Milch käme von glücklichen Kühen, die auf den weiten Flächen der Alp weiden. Ganz so idyllisch ist die Realität dann aber doch nicht. «In der Flasche steckt kommerzielle Milch», klärt Neyer mich auf.

Sie sei weder tierfreundlich (eines meiner wichtigsten Kriterien), noch sonderlich förderlich für die Biodiversität. Die Milch kommt zwar aus dem Inland, darauf weist die Schweizer Flagge hin. «Doch das sagt noch längst nichts über die Produktionsart aus.» Die Milch könnte von Hochleistungskühen kommen, die mit viel Kraftfutter gefüttert wurden, um möglichst viel Milch zu generieren», so Neyer weiter.

«Tierische Produkte schneiden grundsätzlich schlechter ab als pflanzliche.» Logisch, denn: «Jedes Tier braucht Nahrung». Um das Tier zu ernähren, muss erst das Futter her, das irgendwo angebaut werden muss, um schliesslich das tierische Produkt wie Ei, Milch und Fleisch zu erhalten. «Das ist nicht gleich effizient, wie wenn wir das Getreide gleich selbst konsumieren würden.»

Der Basmati-Reis, für den ich mich entschieden habe, schneidet mittelprächtig ab. Zwar ist dieser biologisch produziert. Abzüge gibt's hingegen bei den Auswirkungen auf das Klima sowie beim Ressourcenverbrauch.

Trotz den beiden kritischen Produkten schneide ich letztlich besser ab als der Durchschnitt. Wohl auch, weil ich Käse und Fleisch links liegen gelassen habe. Bei der Milch werde ich künftig zweimal hinschauen. Und ein Produkt lieber einmal mehr wenden, bevor es in meinen Korb kommt. Lehrreich war die Erfahrung auf jeden Fall.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roland Grüter
    Roland Grüter, 09.10.2020, 17:46 Uhr

    Fanatisch: die Einkaufs-Diktatur lässt grüssen.

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