Stadttourismus

Wie luxuriös ist Luzern?

Türme aus vollen Champagnergläsern. Was hat die Stadt in Sachen Luxus überhaupt zu bieten? (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Luzern zieht immer mehr Touristen an, die auf ihren Reisen gerne Geld ausgeben. Das ist gut fürs Geschäft, aber finden sie in Luzern überhaupt den Luxus, den sie suchen? Ein Streifzug durch das lokale Luxusangebot.

Neben den Tagestouristen, die hauptsächlich aus dem asiatischen Raum nach Luzern reisen, verzeichnet die Stadt gemäss Luzern Tourismus seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme an wohlhaben Gästen aus dem arabischen Raum. 500 Franken geben sie durchschnittlich pro Tag in der Fremde aus. Zum Vergleich: Chinesen lassen sich ihren Aufenthalt in Luzern 400 Franken täglich – und Touristen aus Deutschland 130 Franken pro Tag kosten, wie eine Studie von Schweiz Tourismus zeigt. Besonders gerne wird das Geld beim Shoppingbummel durch die Stadt ausgegeben. Die Objekte der Begierde sind Luxusartikel aus den Sparten Mode, Accessoires, Schmuck und Uhren.

Was bietet die Stadt der Fasnacht jenen Touristen, die gerne luxuriös unterwegs sind? zentral+ hat sich in die Markenschuhe eines wohlhabenden Touristen gestellt und sich nach dem Luxus in der Stadt umgesehen.

1’500 Franken pro Nacht

Zunächst die Übernachtungsmöglichkeiten. Im Gegensatz zum Tagestourismus wohnen gerade Touristen zum Beispiel aus den Golfstaaten mehrere Tage in den Fünfsternhotels der Stadt. Deren Auslastung hat sich in den letzten Jahren von 41,6 (2009) Prozent auf 57,1 (2013) Prozent gesteigert. Oft werden auch ganze Wohnungen gemietet, zum Beispiel in den zwei Hochhäusern auf der Allmend. 90 Prozent beträgt dort die Auslastung der Appartements in der Hochsaison. Die meisten ihrer Gäste kämen aus Indien und aus dem arabischen Raum, bestätigt die Verwaltung auf Anfrage.

Vier Hotels der höchsten Kategorie bieten sich in der Stadt an. Das «National», das «Palace», der «Schweizerhof» und «The Hotel». Die teuersten Zimmer finden sich im «Palace Luzern». Eine Nacht in einer der sogenannten «Corner Suiten», fünf Stück besitzt das Hotel davon, kostet rund 1’500 Franken. Die 65 Quadratmeter grossen Zimmer mit See- und Alpenblick wurden im vergangenen Jahr neu renoviert und seien relativ gut ausgelastet. Die genauen Zahlen kommuniziert das Hotel nicht.

Luzern fehlen die Luxusketten

Etwas günstiger, nämlich um 300 Franken, ist das Hotel «National». Die teuersten Zimmer kosten hier 1’200 Franken pro Nacht. Zusätzlich verfügt das «National» über 11 Residenzen, die wochen-, monats- oder jahresweise gemietet werden können. Angefangen bei monatlich 4’000 Franken für eineinhalb Zimmer, bezahlt man als Gast für die grösste Wohnung mit 6,5 Zimmern rund 26’000 Franken. Pro Monat.

In Luzern fehlen die Filialen der bekannten und teuren Modelabels. In den Gassen der Altstadt finden sich keine Geschäfte von Chanel, Gucci oder Prada. «Natürlich wäre es noch idealer, wenn auch diese Marken in Luzern mit eigenen Shops präsent wären, das Angebot im Luxusbereich ist aber bereits sehr gut», sagt Sibylle Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Luzern Tourismus. Neben einer passenden Hotelbuchung stehen Uhren- und Schmuckläden im Fokus der ausgabefreudigen Touristen. Und davon hat Luzern genug, zum Beispiel «Bucherer», «Gübelin» oder «Embassy».

Eine Bar oder ein Dampfschiff für sich

Am liebsten wird dort dann ungestört vom Massentourismus eingekauft. Vereinzelt kommen Geschäfte den Sonderwünschen ihrer vermögenden Kundschaft nach. «Es ist grundsätzlich denkbar, einen Laden ausserhalb der Öffnungszeit für eine Einzelperson oder eine Gruppe zu öffnen», sagt Anne Gorgerat Kall, bei Gübelin verantwortlich für die PR und Medienarbeit. Jede Anfrage werde einzeln geprüft. Wie viele solche Anfragen jährlich bei Gübelin eingehen, wird aber nicht verraten. 

Wer spätabends ungestört an seinem Champagnerglas nippen möchte, kann dies zum Beispiel im Penthouse-Club in Luzern tun. Die gesamte Bar lässt sich an einem Samstagabend für einen Mindestkonsumationspreis von 38’000 Franken mieten. Auch im kulturellen Bereich lassen sich Privatführungen durch die Museen der Stadt problemlos organisieren. Im Kunsthaus Luzern wird eine persönliche Führung durch den Kurator oder die Kuratorin beispielsweise mit 500 Franken veranschlagt. Das Museum «Sammlung Rosengart» öffnet seine Türen für Privatführungen auch ausserhalb der Öffnungszeiten.

Und möchte man Champagner unter seinesgleichen auf einem fahrenden Dampfschiff trinken, kostet das ungefähr die Hälfte der Penthouse-Bar. Das grösste Passagierschiff auf dem Vierwaldstättersee, die «Stadt Luzern», kann für 17’200 Franken rund sechs Stunden lang gemietet werden. Inklusive eines inszenierten Piratenüberfalls. Allerdings ohne gastronomische Serviceleistungen. Diese werden extra verrechnet.

  

Wem das ruhige Dahingleiten auf dem Wasser zu wenig Abwechslung bietet, kann sich ab dem Flugplatz in Beromünster auch mit dem Helikopter durch die Gegend fliegen lassen. Für 6’000 Franken geht es zum Beispiel für fünf Personen über das Tessin ins Berner Oberland mit Zwischenlandung und Apéro im ewigen Eis. Dauer: Gut drei Stunden.   

Weinsammlung im Wert von 100’000 Franken

Gegessen wird dann ausschliesslich auf Ratschlag von «Gault Millau». In der Stadt gibt es gemäss «Luzern Tourismus» sechs Restaurants (siehe Box) mit aktuell 15 von 20 möglichen «Gault Millau»-Punkten. Dazu gehört auch das wohl älteste Restaurant der Stadt, das «Old Swiss House». Besonders ist hier die lückenlose «Château Mouton Rothschild»-Sammlung ab dem Jahrgang 1911. Kaufen kann man einzelne Flaschen daraus nicht, «höchstens die gesamte Sammlung», sagt Philipp Buholzer, der das Restaurant heute führt. Geschätzter Preis: Ungefähr 100’000 Franken.

570 Millionen Franken beträgt die jährliche Wertschöpfung der Stadt Luzern aus dem Tourismus. Jeder sechste Arbeitsplatz in Luzern wird dem Tourismus zugerechnet. Dies ergab eine 2011 durchgeführte Studie des Beratungsunternehmens BHP- Hanser und Partner AG. Wie viel davon auf den Luxustourismus entfällt, ist nicht erhoben.

Nach dem aktuellen «Planungsbericht über die städtische Wirtschaftspolitik» zu urteilen, verfolgt die Tourismusbranche der Stadt Luzern eine Stärkung des «Premium Segments». Qualitative Aufwertungen soll es in der Innenstadt geben, und Anlässe, die hohen Qualitätsansprüchen genügen. «Grundsätzlich möchten wir die Aufenthaltsdauer unserer Gäste verlängern und den Erinnerungswert der Stadt steigern, damit Gäste immer wieder nach Luzern kommen und hier ihre Ferien verbringen», sagt Sybille Gerardi. Ein paar zusätzliche Luxusgeschäfte dürften die Verweildauer der vermögenden Touristen in Luzern dann ebenfalls erhöhen.    

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