Moreno Malagoli kocht nun mit Kindern

Weshalb ein Spitzenkoch an einer Luzerner Schule anheuerte

Moreno Malagoli gemeinsam mit Küchengehilfin Garcia. (Bild: ens)

Im September erhält Moreno Malagoli im Schulhaus Säli eine modernere Küche. Seit der ehemalige Spitzenkoch dort aktiv ist, musste das Angebot kontinuierlich ausgebaut werden. Er ist überzeugt, dass er den Kindern viel mit auf den Weg geben kann. Auch wenn ab und zu die Eltern darunter leiden.

Seit Januar 2018 kocht der ehemalige Spitzenkoch Moreno Malagoli, der unter anderem im Des Balances und Montana doch Kochlöffel schwang, im Säli-Schulhaus. Nach intensiven Jahren und regelmässigen siebzig Stundenwochen war für ihn klar, dass er mit dem Job als Spitzenkoch seine beiden Mädchen nicht hautnah aufwachsen sieht. Also kündigte er und suchte nach einer neuen Lebensaufgabe.

Nach einigen Jahren als Chefkoch in einem Altersheim landete Malagoli über eine familiäre Bekanntschaft im Schulhaus Säli. Ein eher unkonventioneller Weg, bei dem sich unweigerlich die Frage aufwirft: Was treibt einen ehemaligen Spitzenkoch dazu, in einer Schul-Mensa anzuheuern? «Die Kinder – ich finde Kinder einfach cool. Mit und für Kinder zu kochen, fägt», sagt Malagoli. Und fügt weiter an: «Kinder sind sehr dankbar».

«Das Feedback für das Essen ist ungefiltert – das schätze ich.»

Moreno Malagoli, Chefkoch der Säli-Schulhäuser

Malagoli sieht einige Parallelen zu seinem damaligen Job im Altersheim: «Niemand nimmt ein Blatt vor den Mund, wenn es um das Feedback für das Essen geht. Es ist ungefiltert – das schätze ich.» Noch während dem Essen kam es daher auch schon Mal vor, dass Malagoli gebeten wurde, ein Menü nicht mehr zuzubereiten. Weil es «grusig» ist. Ähnlich wie in der Hotellerie kann auch dieser Job manchmal hart sein.

Das Kochen mit Malagoli kommt bei den Kindern aber grossmehrheitlich gut an. So dass das Angebot in den letzten Monaten laufend ausgebaut werden musste. Bis nach den Herbstferien wird auch die Küche auf Vordermann gebracht.

Malagolis Arbeitstag beginnt mit bei der Planung

Ein gewöhnlicher Arbeitstag beginnt für den 35-jährigen um 8.30 Uhr. Dann plant er die Mittagsmenüs für die Kinder, später geht er einkaufen. Während der Schulzeit helfen die Kinder am Mittwoch beim Einkaufen und Kochen. Mit dabei ist immer auch seine Küchenhilfe Garcia. In der Ferienbetreuung dürfen die Kinder sogar an vier Tagen in der Küche mithelfen.

«Kinder haben durch die zunehmende Digitalisierung ihrer eigenen Welt wieder stärker das Bedürfnis, kreativ zu sein.»

Moreno Malagoli

Während Malagoli in seiner Küche steht, verteilt er Aufgaben an die Kinder. Eines rüstet Karotten, ein älteres rührt die Fleischsauce für Fajitas. Meist arbeitet Malagoli mit drei Kindern aus den Säli-Schulhäusern gleichzeitig. Zwei bis drei Mal im Jahr dürfen die Kinder der Heilpädogischen Hochschule mit Malagoli die Kochlöffel rühren.

Fertig zubereitet verteilt der Chefkoch oder seine Küchengehilfin Garcia das Essen auf die drei Schulhäuser. Nach dem Mittagessen verabschieden ihn meist zufriedene Gesichter. Die Arbeit mit den Kindern macht Malagoli sichtlich Spass. Mehr als die damalige Arbeit als einer von mehreren Spitzenköchen in der Hotellerie.

Malagoli: «Kinder wollen kreativ sein!»

Im Hintergrund köcheln die Saucen, die Kinder wärmen Fajita-Brote auf. Einem Kind erklärt Malagoli, wie die Tomaten richtig geschnitten werden. «Kinder haben durch die zunehmende Digitalisierung ihrer eigenen Welt wieder stärker das Bedürfnis, kreativ zu sein», weiss Malagoli. Worin der Koch übrigens auch einen der Erfolgsfaktoren für das gemeinsame Kochen sieht.

Zahlreiche Studien belegen, dass Kinder in der heutigen Zeit vermehrt an Übergewicht leiden. Diesen Umstand kennt auch Malagoli. Deshalb versucht er den Kindern am Anfang ihres Lebens mit der kreativen Arbeit gleichzeitig Lebensmittel und Ernährung näher zu bringen. «Die Chance, dass ein Kind einen Salat isst, den es selbst zubereitet hat, ist viel höher als wenn ich ihm sagen würde: Du musst das jetzt essen!», berichtet Malagoli aus seiner Erfahrung.

Die Kinder vergnügen sich beim Tischtennisspielen. (Bild: ens)

Und das Kochen mit den Kindern ist nachhaltig. Oft gehen die Kinder nach dem gemeinsamen Kochen nach Hause und kochen es mit den Eltern nach. «Mit einem schlechteren Ende für die Eltern», fügt Malagoli mit einem Schmunzeln hinzu. «Der Böse für die Eltern bin dann ich», sagt Malagoli. Damit kann er leben.

Mit vollen Bäuchen leeren sich die Tisch um 13 Uhr langsam. Gleichzeitig wird das  Ausmass des Chaos ein erstes Mal sichtbar. Malagoli erzählt: «Nach dem Kochen habe ich in der Regel ein riesiges Durcheinander. Deshalb muss ich viel Zeit in die Nachbearbeitung stecken.»

Um rund 14 Uhr ist dann alles wieder an seinem Platz. Malagoli nimmt es gelassen. Denn was gibt es Schöneres, als das zufriedene Lachen eines Kindes begleitet mit den Worten: «Das war richtig fein» nach einem gelungenen Essen?

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