Gesellschaft
Stadtheilige auf den Kapellbrücke-Bildern

Wer zum Henker ist eigentlich dieser Leodegar?

Der Bilderzyklus auf der Kapellbrücke zeigt die Geschichte Leodegars und Mauritius'. (Bild: uus)

Luzernerinnen laufen auf der Kapellbrücke hastig an ihnen vorbei: Den Bilderzyklen der Stadtheiligen Leodegar und Mauritius. Touristen bleiben stehen, knipsen Bilder, doch verstehen tun auch sie die Geschichte kaum. Ein Rundgang mit einem Historiker schafft Abhilfe.

Früher hätten die Leute noch gewusst, um was es bei dem Bilderzyklus gehe, der auf der Kapellbrücke abgebildet ist. Das sagte Heinz Horat, ehemaliger Direktor des Historischen Museums, als zentralplus ihn 2014 auf einem historischen Rundgang begleitete. Das sei heute aber kaum mehr der Fall, bedauerte er.

Aus aktuellem Anlass kramt zentralplus die Geschichte noch einmal hervor. Denn Luzerner sollten immerhin wissen, wer dafür verantwortlich ist, dass viele von ihnen jährlich einen Feiertag einziehen dürfen.

Von Legenden und Fakten

«Leodegar und Mauritius waren schon seit dem Frühmittelalter aufgrund von kirchlichen Beziehungen Stadtheilige von Luzern», sagt Kunsthistoriker Horat. Leodegar wurde bereits vom Kloster Murbach, der Mutterabtei von Luzern, verehrt. «Mauritius kam höchstwahrscheinlich über die Burgunder nach Luzern», so Horat.

Während die Geschichte von Mauritius vermutlich «von A bis Z eine Legende» ist, könne man bei Leodegar davon ausgehen, dass vieles stimme. Horat: «Man kennt zwar nicht das genaue Geburts- und Todesdatum, jedoch lebte er wohl zwischen 616 und 678. Auch die wichtigsten Punkte in seinem Leben sind historisch belegt.»

Der Leodegar-Zyklus

Während der Mauritius-Zyklus auf der Kapellbrücke noch vollständig erhalten ist, weil er während des Brandes 1993 ausgelagert war, gibt es von der Leodegar-Legende heute nur noch fünf Bilder. «Leodegar wurde wahrscheinlich 616 in eine vornehme, burgundische Familie geboren», so Horat. Mit zehn Jahren kam er als Edelknabe an den Hof des damaligen Frankenkönigs. Später wurde Leodegar von seinem Onkel ausgebildet und zum Priester geweiht. 653 wird er Abt von St. Maxentius, im Jahr 663 Bischof von Autun.

Als es einen Königswechsel gibt, fällt er am Hof in Ungnade. Dies geschieht, weil zwischen ihm und Ebroin, dem höchsten Verwalter des Hofs, Machtkämpfe ausgefochten werden. Ebroin konnte sich beim König durchsetzen, so dass Leodegar gefangen genommen und mit einem Bohrer geblendet wird. Später wird Leodegar geköpft, bleibt aber ohne Kopf stehen, wie auf dem folgenden Bild dargestellt ist:

Bauern errichteten an seinem Bestattungsort eine Kapelle und damit fing Leodegars Verehrung an (Bild unten). «Dieses Bild ist das einzige Brückenbild mit einem Porträt», erklärt Horat. Renward Cysat, Stadtschreiber und Initiator der Bilder, sei unten rechts verewigt worden. Horat vermutet, dass dies nach Cysats Tod wohl durch seine Kinder geschehen sei.

Beim Rundgang 2014 hatte sich Heinz Horat übrigens gewünscht, dass es dereinst eine App gäbe, welche die Bilderzyklen und entsprechende Information auch Online zugänglich macht. Et voilà: Die Stadt Luzern und Luzern Tourismus haben eine Webseite zu den Luzerner Holzbrücken realisiert. Auch eine App ist verfügbar (zentralplus berichtete).

Hinweis: Der Artikel stammt aus dem zentralplus-Archiv.

Verwendete Quellen
  • Rundgang mit Heinz Horat
  • Website zu den Luzerner Holzbrücken
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