Pelz: Das sagen Luzerner zu Kauf und Deklaration

«Wenn ich Pelz trage, fühle ich mich schön – und jung»

«Wenn ich Pelz trage, fühle ich mich schön», sagt Milica Boskovic.

(Bild: ida)

Das Luzerner Modehaus Kofler erntete viel Kritik. Grund dafür sind unsaubere Deklarationen zum Echtpelz, den sie verkaufen. Eine Passantenbefragung zeigt, dass sich zwar viele gegen das Pelztragen aussprechen. Jedoch hasten diejenigen, die ihn effektiv tragen, zumeist kopfschüttelnd vorbei. Aber nicht alle.

Die Temperaturen sinken, in der Leuchtenstadt tragen Leute wieder Fuchs, Koyote und Hase an Kopf und Kragen. Für die einen ist Pelz ein blutiger Modetrend, der so längst verbannt werden sollte. Andere tragen ihn mit Freude.

Wer in Luzern denjenigen Leuten mit Pelz am Körper auf die Schulter tippt und nach den Gründen fragt, erhält zumeist eine Abfuhr. «Interessiert mich nicht», lautet der Tenor. Wer sich den Fragen stellt, ist zumeist ein Pelzgegner.

So auch Arya Akyildiz (20), die selbst vegan lebt. Es sei zwar die Entscheidung eines jeden, ob er Pelz trage oder nicht, so Akyildiz. «Aber wenn ich jemanden mit Pelz sehe, denke ich mir zumeist schon, dass das eher ein ignoranter Mensch ist.»

Deklarieren – Ja oder Nein?

Milica Boskovic (52) wartet dick eingepackt und notabene mit Pelzmütze auf dem Kopf auf ihren Bus. «Pelz ist schön», so Boskovic. «Wenn ich Pelz trage, fühle ich mich schön – und jung.» Auf einen gefälschten Pelz zurückzugreifen, kommt für sie nicht infrage, denn: «Ein Pelz muss echt sein.»

«Wenn ich Pelz trage, fühle ich mich schön.»

Milica Boskovic, trägt gerne Pelz

Woher der Pelz kommt und wie das Tier gehalten wurde, interessiert die 52-Jährige sichtlich wenig. Dass Kofler derzeit am Pranger steht, stört sie nicht. Das Luzerner Modehaus deklariert zwar den Echtpelz, wie das seit 2014 per Gesetz Pflicht ist. Jedoch tun sie das unsauber. Der Pelz kann «aus Fallenjagd oder Jagd ohne Fallen oder aus jeder möglichen Haltungsart, insbesondere auch Käfighaltung» stammen. Das erntete viel Kritik und in den sozialen Medien entbrannte ein Shitstorm gegen das Modehaus (zentralplus berichtete).

Ariya Akyildiz und ihre Kollegin Larissa Gisler (19) kritisieren dies. «Als Konsument sollte man wissen, woher was kommt», so Gisler. Ihre Kollegin nickt.

Wer Pelz trägt, sucht nach Ausreden, sagt Arya Akyildiz mit ihrer Kollegin Larissa Gisler.

Wer Pelz trägt, sucht nach Ausreden, sagt Arya Akyildiz mit ihrer Kollegin Larissa Gisler.

(Bild: ida)

Der tote Fuchs, der kratzt

Dem schliesst sich eine 79-jährige Dame an, die lieber anonym bleiben möchte. In ihrem Kleiderschrank gibt’s auch Pelz. Ein Fuchs aus dem Bündnerland, eine einmalige Sache, wie sie sagt: «Es war mir wichtig, dass ich weiss, woher der Pelz kommt.» Pelz aus Käfighaltung oder aus dem Ausland würde sie nie kaufen. Einen zweiten Fuchs brauche sie auch gar nicht. «Den Mantel trage ich jedoch selten – nicht weil ich nicht dahinterstehen kann, sondern weil er kratzt.»

Wer sich damit auseinandersetzt, woher der Pelz kommt, bringt zumeist die grausamen Bilder nicht mehr aus dem Kopf. So auch Jana Marti (20). «Ich habe mir einmal eine Dokumentation angesehen, in der Tiere bei lebendigem Leib gehäutet wurden – puh», so Marti, während sie abwinkt. Auch wenn sie Pelz per se schön fände, würde sie nie einen echten tragen. «Es gibt Fälschungen, den man optisch kaum von einem echten unterscheiden kann», so Marti. «Ohne dass ein Tier dafür leiden musste.»

Die Grenzen des bewussten Konsums

Andere haben das Bild zwar vor Augen, scheinen es jedoch zu verdrängen. «Klar habe ich mir das auch schon angesehen – beziehungsweise von Freunden, die dagegen sind, gezeigt bekommen», sagt ein 24-jähriger Träger einer Canada-Goose-Jacke, der ebenfalls anonym bleiben möchte. «Aber ich denke, das sind krasse Einzelfälle.» Koyoten müssten ja eh geschossen werden, so könne man ihn gleich überziehen. «Mir gefällt Pelz. Und ist mir wurst, was andere dazu meinen», sagt er, stülpt sich die Kopfhörer über und eilt davon.

«Man sollte konsequent sein und dies bei Lederschuhen, beim Fleisch und anderen tierischen Produkten durchziehen.»

Luzernerin (26), mit Echtpelz

Anders sieht das eine 26-Jährige, die ebenfalls in einer Canada-Goose-Jacke gekleidet ist. Die Debatte rund um Kofler begrüsst sie. «Ich finde, dass man mehr darauf achten sollte, aus welcher Haltung der Pelz kommt», sagt sie. «Eigentlich sollte man dies jedoch konsequent tun und dies bei Lederschuhen, beim Fleisch und anderen tierischen Produkten durchziehen.» Sie selbst trage die Jacke, weil es die erste sei, die warm gebe.

Sie könne sich nicht vorstellen, vegan zu leben. Dennoch versuche sie, ihren Beitrag bei Lebensmitteln dazu zu leisten und möglichst saisonale und Bioprodukte zu kaufen. Eine Feststellung, die scheinbar viele der Befragten teilen: Sobald es um Kleidung geht, ist es plötzlich vielen egal.

Sah einmal eine Dokumentation und möchte nie Pelz tragen: Jana Marti.

Sah einmal eine Dokumentation und möchte nie Pelz tragen: Jana Marti.

(Bild: ida)

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