Luzerner Feuerwehrverband feiert sich wie dazumal

Welch Schauspiel: Feuerwehr gründet Verband nach 125 Jahren nochmals neu

Die Feuerwehrmänner posieren vor den Fahrzeugen. Der leichte Rauch auf dem Bild stammt von den Zigarren und Tabakpfeifen der Feuerwehrmänner. (Bild: les)

Diesen Montag waren in Luzern zahlreiche Feuerwehrmänner aus dem 19. Jahrhundert unterwegs. Genau wie vor 125 Jahren fand im «Rebstock» eine Gründungsversammlung eines kantonalen Verbandes statt. Ein lustiges Schauspiel.

Am 25. November 1894 wurde im Restaurant Rebstock in Luzern der kantonale Feuerwehrverband gegründet.

Diesen Montag, exakt 125 Jahre später, wurde an gleicher Stätte grosses Spektakel geboten. Denn der Anlass wurde eins zu eins nachgestellt. Dazu eingeladen hatten der heutige Verbandspräsident Peter Zurkirchen und Feuerwehrinspektor Vinzenz Graf.

Sie schlüpften in die Rolle der treibenden Kräfte von vor 125 Jahren. Zurkirchen trat als Tagespräsident Sidler aus Luzern auf, Graf verkörperte Feuerinspektor Bucher aus Sursee.

Die Hauptprotagonisten des Abends: Vinzenz Graf (links) a.k.a. Bucher aus Sursee und Peter Zurkirchen a.k.a. Sidler aus Luzern. (Bild: les)

Ehe im Inneren des geschichtsträchtigen Restaurants jedoch die Gründungsversammlung durchgeführt wurde, versammelten sich die Feuerwehrleute aus dem ganzen Kanton auf dem Vorplatz zu einem Apéro. Die Menzberger brachten dabei ihre Spritzpumpe aus dem 19. Jahrhundert mit. Das grosse Problem damals: Es brauchte Pferde, um die Pumpe fortzubewegen. Graf erinnerte an die schwierigen Diskussionen mit den Bauern, die ihre Pferde nicht zur Verfügung stellen wollten.

Technischer Fortschritt erfasst Feuerwehren

Dann trafen die Kollegen aus Emmen mit dem ersten Tanklöschfahrzeug (TLF) des Kantons Luzern ein. Ein Oldtimer aus dem Jahr 1928, der zahlreiche Blicke von den mittlerweile aufmerksam gewordenen Passanten auf sich zog. Schliesslich fuhr die Feuerwehr Michelsamt mit ihrem neusten Fahrzeug vor, das erst vor wenigen Wochen eingeweiht wurde. Dieses Hightech-Gerät verfügt über Funktionen, von welchen die Feuerwehrleute im 19. Jahrhundert wohl kaum zu träumen wagten.

Im Innern des Restaurants Rebstocks ging es anschliessend ans Eingemachte. Den Anwesenden wurde eine Mischung aus purem Ernst und ulkigem Dorftheater geboten. Denn nicht nur Zurkirchen als Sidler und Graf als Bucher verkörperten historische Figuren. Auch Wangler aus Luzern, von Moos aus Emmenbrücke, Wüest aus Neuenkirch, Koller aus Vitznau, Scherer aus Kriens, Petermann aus Root und Ottiger aus Littau nahmen aktiv an der Debatte teil (respektive erhielten im Vorfeld das Drehbuch und verhielten sich danach).

Ländliche Sektionen waren skeptisch

Dabei entwickelte sich eine spannende Diskussion, welche sich vor 125 Jahren so abgespielt haben soll. Die städtische Feuerwehrsektion warb sehr stark für einen kantonalen Verband. Hauptargumente waren die Professionalisierung bezüglich Organisation und Ausbildung. Die Vertreter vom Land zeigten sich sehr skeptisch. Sie fürchteten sich vor den anfallenden Kosten.

Tagespräsident Sidler machte in einem flammenden Plädoyer die Vorteile eines kantonalen Verbandes klar. Er sprach von einem patriotischem Akt, schliesslich tue die Feuerwehr alles zum Erhalt der Heimat. Und auch die Nächstenliebe werde unter Feuerwehrleuten hoch gewichtet.

Inspektor Bucher legte seinen Fokus auf die bisherige Organisation der Feuerwehr. Im Jahr 1894 zählten die Korps in den damals 107 Luzerner Gemeinden insgesamt 10’814 Feuerwehrmänner. Man besass 290 Löschgeräte und insgesamt 40’000 Meter Schlauch. Es sei nun an der Zeit für eine kantonale Koordination, erklärte er.

In der Schlussabstimmung waren schliesslich alle 35 eingeladenen Delegierten für die Gründung eines kantonalen Feuerwehrverbands. Unter Applaus und einigem Gelächter wurde die Versammlung anschliessend geschlossen.

Man erinnerte daran, dass vor 125 Jahren die von weit entfernt angereisten Sektionen wohl gleich die Rückreise antraten. Diesen Montag wurde im Anschluss aber noch gemeinsam gespeist und getrunken. Und wohl in so mancher Erinnerung aus vergangenen Feuerwehr-Erlebnissen geschwelgt.

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