Pornofilme made in Zug? zentralplus forscht nach

Was treibt denn Beate Uhse an der Poststrasse?

Guten Tag, sind wir hier richtig bei Beate Uhse?

(Bild: Montage wia/ Fotolia)

Da steht es schwarz auf weiss: Beate Uhse Movie, mitten in Zug. Zwischen Restaurants und Coiffeurläden. Eine geheime Videothek? Ein offizieller Drehort? Forscht man etwas nach, landet man in Windeseile mitten in der virtuellen Pornolandschaft.

Da scrollen wir völlig unschuldig per Google Maps über Zug hinweg, weil wir eine bestimmte Strassenecke suchen. Zoomen etwas näher an die Stadt. Baarerstrasse, Gotthardstrasse, Poststrasse … Moment mal. An der Poststrasse 24 tummelt sich – wir sind erstaunt – laut Google eine Firma namens Beate Uhse Movie.

Völlig unverhofft, eingebettet zwischen Augenoptiker und Beauty-Spa. Wie konnte das passieren? Wie ist es möglich, dass eine der grössten Namen der Erotiklandschaft mitten in Zug ihren Sitz hat, ohne dass wir Wind davon bekommen haben? Was wohl genau hinter der vielversprechenden Anschrift steckt? Eine Ü18-Videothek? Ein Pornostudio?

Ist Zug etwa das Hollywood der «Vollerotik», wie die Pornografie in Fachbranchen so schön heisst? Oder handelt es sich um einen dieser öden Briefkästen, der wohl von Möbelkatalogen, Gebrauchtwagen-Flyern und Goldankauf-Angeboten nur so überbordet? Gibt’s Beate Uhse überhaupt noch?

Beate Uhse in Zug? Haben wir da was Grundlegendes verpasst?

Beate Uhse in Zug? Haben wir da was Grundlegendes verpasst?

(Bild: Google Maps)

Flucht ins Impressum!

Die von uns ursprünglich gesuchte Strassenecke ist längst vergessen. Wir wollen wissen, was an der Poststrasse 24 getrieben wird. Besonders neckisch finden wir ja, dass zwei Häuser weiter die Firma Gruppenhaus.ch zu Hause ist. Nach näherer Recherche entpuppt sich diese jedoch als durchwegs platonisch. Sie vermietet Ferienhäuser.

Der Weg des geringsten Widerstands – der Google Link – führt uns auf die Webseite von Beate Uhse Movie. Wir wollen schliesslich wissen, ob es den Laden überhaupt noch gibt. Ob wir 18 sind? Ja klar. Und schwupps sehen wir uns, von Angesicht zu – naja – nicht immer Angesicht, mit den vielseitigen Freuden der Pornografie konfrontiert. Dann wär das geklärt: Es gibt sie offenbar noch, die Beate Uhse Movies. Und noch bevor uns unsere Mitarbeiter wegen Pornokonsums am Arbeitsplatz verpfeifen, flüchten wir uns leicht erröteten Hauptes ins jugendfreie Impressum. Aha. Die TMC Media Group AG steckt hinter BUM (so kürzt sich Beate Uhse Movie sinnigerweise ab).

Von der erotischsten zur unerortischsten Webseite der Welt

Und wir widmen uns Zefix, dem Handelsregister, und damit der unerotischsten Webseite, die wir kennen. Tatsächlich, die tmc Media Group AG hat ihren Sitz genau dort. An der Poststrasse 24. Und sie gehört zu rund einem Viertel der Beate Uhse AG. Diese wiederum hat ihren Sitz im deutschen Flensburg. Laut Handelsregister ist die Aufgabe der tmc Media Group AG unter anderem «der Betrieb von Angebots-, Informations- und Unterhaltungsprogrammen». So kann man es auch nennen.

Unter gleicher Adresse befindet sich offenbar die tmc Content Group, welcher laut eigener Webseite den Pay-TV-Sender Beate-Uhse.TV betreibt.

Beate bereitet Sorgen

Das finden wir interessant, weil doch das Image von Beate Uhse in den letzten Jahren ziemlich gelitten hat. Dies nicht zuletzt auch deshalb, da unter anderem der ehemalige Hauptaktionär von Beate Uhse, Richard Orthmann, sowie der Sohn der Gründerin, Ulrich Rotermund, ins Visier der Justiz gerieten. Die Vorwürfe: besonders schwere Untreue und Beihilfe dazu sowie Betrug. Orthmann sass rund 60 Tage in Untersuchungshaft. Eine Anklage jedoch gab es nie. Orthmann beteuert, die Anschuldigungen seien allesamt falsch gewesen. Rotermund hat übrigens nicht nur was Erotik anbelangt einen Sinn fürs Schöne, sondern auch, was die Wohnlage betrifft. Er wohnt offenbar im lauschigen Meggen am Vierwaldstättersee.

Doch insbesondere das Internet ist hauptverantwortlich dafür, dass die Erotikfirma Beate Uhse seit Langem auf dem absteigenden Ast ist. 2015 schrieb der Konzern rund 13 Millionen Euro Verlust. Item. Zurück zur vielversprechenden Ankündigung, die unser grosser Bruder Google über die Poststrasse 24 macht.

Kein Pornostudio, nicht mal ein seriöses Beate Uhse Headquarter

Und nachdem uns auch die Anwaltskanzlei der tmc Media Goup AG keine genaueren Angaben machen will, was an dieser Adresse genau passiert, verlassen wir den sicheren Schoss des Internets und machen uns auf zur Poststrasse. Und wir werden bitter enttäuscht. Kein Pornostudio. Kein anrüchiger Videoverleih, nicht einmal ein seriöses Beate Uhse Headquarter.

Was wir vorfinden, ist der winzige Schriftzug «tmc Media Group AG» zwischen der Tian You AG und der Swiss Trade Mimek AG, auf einer Liste mit zwanzig anderen Firmen, die alle bei einer Anwaltskanzlei untergebracht sind. Zugegeben, im Kanton Zug war diese Wendung absehbar. Wenigstens haben wir nun Klarheit und damit auch wieder Zeit, uns auf die eigentlich gesuchte Strassenecke zu konzentrieren.

Hätte man ja ahnen können in Zug: Hinter dem bekannten Namen steckt doch nur ein Briefkasten. Der erst noch anders heisst.

Hätte man ja ahnen können in Zug: Hinter dem bekannten Namen steckt doch nur ein Briefkasten. Der erst noch anders heisst.

(Bild: wia)

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