Baupläne existieren, doch es gibt Hindernisse

Baar: Darum gehts auf dem Landi-Gelände nicht vorwärts

Nach wie vor steht mitten in Baar das ehemalige Verkaufsgebäude und das Silo der Landi. (Bild: wia)

Die alte Landi in Baar hat vor bald fünf Jahren ihre Pforten geschlossen. Die Liegenschaften am Rande des Dorfkerns liegen seither nicht gänzlich brach, doch wird ihr Potenzial längst nicht ausgeschöpft. Die Besitzer wollen dort bauen. Doch gibt es einige Hindernisse.

Im Sommer 2017 schloss die alte Landi in Baar ihre Türen. Seit 2021 steht an der Lättichstrasse ein Ersatz, der sich sehen lassen kann. Um ein Vielfaches grösser kommt die neue Filiale daher, freundlicher und erst noch mit angehängtem Hofladen (zentralplus berichtete).

Derweil steht das alte Landi-Gebäude noch immer mitten im Dorf, im Spickel zwischen Büelstrasse, Heiden- und Langgasse. Neben dem ehemaligen Ladengebäude stehen auch der Parkplatz, das Silo und die Agrola-Tankstelle noch immer. So richtig zeitgemäss wirkt das jedoch nicht, insbesondere, da das Gebiet den Auftakt fürs Dorfzentrum macht.

Die Grundstücke, es handelt sich um zwei Parzellen von insgesamt 1800 Quadratmetern, gehören heute der Moyreal Immobilien AG. Die Firma hat sich insbesondere auf die Verwaltung von Wohnnutzungen in der ganzen Schweiz spezialisiert. Sie realisiert aktuell etwa die Überbauung Sagenmatt in Ebikon (zentralplus berichtete).

Noch muss die Gemeinde Fragen zum Planungsgebiet klären

Auch in Baar würde Moyreal gerne bauen. Doch so einfach ist das nicht, wie bei der Gemeinde Baar zu vernehmen ist. Dies, da es sich bei diesem mehrheitlich bereits bebauten Dreieck zwischen den drei Strassen um eine «funktionale Einheit» handle. «Aus diesem Grund gilt es mit der Bauabsicht der Moyreal Immobilien AG verschiedene planerische Fragestellungen für das gesamte Planungsgebiet zu klären», erklärt Silvan Meier, Medienverantwortlicher der Gemeinde.

Er führt aus: «So sind dies der Ausbau der angrenzenden Strassen, die langfristige Erschliessung der acht Grundstücke, der Städtebau, die Freiraumanordnung, der Umgang mit den schützenswerten Gebäuden und so weiter.» Zur Klärung der zuvor erwähnten Fragestellungen führe die Gemeinde aktuell für dieses wichtige Planungsgebiet eine Testplanung durch.

Einen Zeitplan gebe es dabei noch nicht, so Meier. Dies insbesondere, da zunächst entschieden werden müsse, ob gewisse Häuser in der unmittelbaren Nachbarschaft unter Schutz gestellt werden.

Dieser Entscheid sei wichtig, wenn etwa aufgrund der Testplanung entschieden wird, wie die Erschliessung des künftig dichter bewohnten Gebiets erfolgen soll.

Bei der UTO Real Estate Management AG, welche die Liegenschaften der Moyreal Immobilien AG führt, kann man bis dato noch nichts Genaueres zum geplanten Projekt sagen. Zunächst gelte es, die Testplanung der Gemeinde abzuwarten, wie Christian Grewe, der Projektverantwortliche, auf Anfrage erklärt.

Schützenswert, weil «ortsbildprägend»

Schauen wir genauer hin. Im Spickel gibt es gemäss ZugMap sechs Gebäude, die aktuell als schützenswert bezeichnet werden. Was hat es mit diesen auf sich?

«Es handelt sich um städtebauliche und sozialgeschichtliche Zeugen für Baar.»

Franziska Kaiser, stv. Leiterin des Amts für Denkmalpflege

Franziska Kaiser, die stellvertretende Leiterin des Amtes für Denkmalpflege, führt aus: «Die Häuser im Geviert Heidengasse/Büelstrasse/Langgasse stammen aus dem 19. Jahrhundert, als das Quartier vom Klein- und Handwerksgewerbe geprägt war. Es handelt sich um städtebauliche und sozialgeschichtliche Zeugen für Baar.»

Das vermutlich bekannteste davon ist die Schmiede, die im Winkel zwischen Langgasse und Büelstrasse steht und wo heute noch Pferde beschlagen werden. Das Haus stammt von 1835.

Gemäss Inventarblatt der Denkmalpflege «handelt es sich um einen der wenigen bis heute erhaltenen Handwerksbetriebe von Baar. Das Bauwerk ist daher von erheblichem ortsgeschichtlichen Interesse und das Handwerkerhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert von typologischer Bedeutung».

Die Schmiede an der Ecke Büelstrasse/Langgasse ist noch heute in Betrieb. (Bild: wia)

Weiter nördlich an der Büelstrasse steht ein grauer, zweiteiliger Bau aus 1887, der ebenfalls schützenswert ist. Dies etwa, da hier, noch immer ersichtlich, einst ein Ladengeschäft im Erdgeschoss stand. Auch, wenn die Läden schon längst geschlossen und die Fenster verriegelt sind.

Die Läden dieses Verkaufsgeschäfts sind schon lange geschlossen. (Bild: wia)

Ein Schopf mit Prädikat «schützenswert»

Gleich daneben, wenn man in die Heidengasse einbiegt, trifft man auf ein kleines Wohn- sowie Ökonomiegebäude mit Garage und Waschküche, das aus dem Jahr 1848 stammt. Gemäss Amt für Denkmalpflege «handelt es sich um ein selten erhaltenes Beispiel eines Vielzweckbaus, der verschiedene Nutzungen unter einem Dach vereinte». Auch dieses sei von typologischer Seltenheit sowie ortsbildprägend.

Das Vielzweckhaus an der Heidengasse ist derzeit als schützenswert eingestuft. (Bild: wia)

Auch der zunächst unscheinbar wirkende Holzschopf im Osten des Vielzweckhauses erhält das Prädikat «schützenswert». Der Bau von 1887 wird als gut erhaltenes Beispiel für die typische Hinterhofbebauung der Grundstücke bezeichnet.

Verwendete Quellen
  • Mail- und Telefonkontakt Gemeinde Baar
  • Anfrage Amt für Denkmalpflege
  • Anfrage bei der Moyreal Immobilien AG
  • ZugMap
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