Auch an die Fische wird gedacht

Warum Zug einen Piratenhafen hat – und was damit passiert

Der Zuger Piratenhafen in seiner ganzen Pracht. (Bild: wia)

Arrr! Viele Zuger wissen nicht, dass die Stadt über einen Piratenhafen verfügt. Bald wird er saniert. Wir gehen der Sache auf den Grund und landen dort, wo die Fische schlafen. Im übertragenen Sinne natürlich.

Da durchkämmt man nichtsahnend das trockene Amtsblatt, blättert sich knisternd vorbei an Strafbefehlen, an Baubewilligungsverfahren, an neuen Bibliotheksöffnungszeiten und Firmenneueintragungen. Und just als man das Heft gähnend aus der Hand legen will, lesen wir ein Wort, welches das gelangweilte Herz springen lässt: Die Rede ist vom «Piratenhafen» in der Stadt Zug.

Piraten? Bei uns? Seit die Zentralschweizer Piratenpartei versenkt wurde und die Segel mit Stefan Thönis Partei «Parat» neu gesetzt wurden, hatten wir geglaubt, dass Zug piratenfrei sei.

Zurück zu diesem sagenumwobenen Hafen. Ob es wohl die Wikinger waren, die von Norden über die Lorze nach Zug geschippert sind, um dort Räuberei zu betreiben? Nur: Zu holen gab es damals nichts. Denn während der Zeit der skandinavischen Seeräuberei, die bis ins 11. Jahrhundert andauerte, existierte Zug noch gar nicht.

Ob wir die Räuber auf anderer Ebene suchen müssen? Etwa bei umstrittenen Zuger Sharehoster-Firmen wie Rapidshare oder Cyando? Letztere, es handelt sich um ein Chamer Unternehmen, wurde von der «Sonntagszeitung» einst als «Königin der Internet-Piraterie» bezeichnet.

Endlich Licht ins Dunkel

Wir fischen im Trüben. Jedenfalls, bis uns Philipp Iten vom Zuger Yacht-Club aufklärt. «Der Name des Hafens ist leider keine nostalgische Anlehnung an frühere Machenschaften in Zug. Die Erklärung ist einfach: Es gibt einen Bootstyp namens Pirat. Früher wurden diese Schiffe primär am Standort zwischen Badi Siehbach und den Kursschiffen abgestellt.»

Wer auf dem Steg geht, muss die Augen offen haben und darauf hoffen, genug leicht zu sein für die etwas morschen Latten. (Bild: wia)

Heute seien es primär Fischerboote, die am Piratenhafen abgestellt werden. Das klingt tatsächlich deutlich weniger abenteuerlich, als wir es uns erhofft hatten.

Doch, wo wir gerade schon dabei sind, wollen wir auch gleich wissen, weshalb der Zuger Piratenhafen saniert werden soll.

Sedimente schaden den Kielen

Iten erklärt: «In den letzten Jahrzehnten hat sich das Sediment verändert, sprich, der Untergrund aus Dreck und Sand hat sich in Richtung Ufer deutlich erhöht.» Wegen solcher Verlandungssedimente würden immer wieder Boote auf Grund laufen und kaputt gehen.

«Dieses Sediment wird mit einem sogenannten Saugbagger abgesaugt», präzisiert Priska Müller, Leiterin des zuständigen Amts für Wald und Wild.

Das Sediment ist jedoch nicht der einzige Grund, warum der Piratenhafen saniert werden soll. «Die Steganlagen sind veraltet und müssen instandgesetzt werden. Zudem wird ein neuer Wellenbrecher installiert.»

Tatsächlich zeigt ein Augenschein den etwas morsch anmutenden Steg, der an mehreren Stellen eingebrochen ist.

Der Steg am Piratenhafen ist nicht mehr ganz taufrisch. (Bild: wia)

Müller sagt: «Weil das Projekt die Interessen der Fischerei berührt, musste dieses von der Stadt Zug öffentlich aufgelegt werden.» Dies insbesondere, da man mit der Instandsetzung einen Eingriff in den Lebensraum tätige. «Deshalb erfordern solche Projekte jeweils einen ökologischen Ausgleich.»

Kanton schafft wieder Lebensräume für Fische

Das heisst: «In einem solchen Fall ist es typisch, entlang der Ufermauer einen sogenannten Blockwurf zu platzieren.» Ein Blockwurf, das sind formwilde Steine, die unter dem Wasserspiegel an die Mauer gelegt werden. Sie dienen den Fischen und anderen Nährtieren als Unterschlupf und bilden einen Lebensraum, sagt Priska Müller.

Weiter sei es bei der Sanierung wichtig, dass die Wasserarbeiten zu Zeiten gemacht werden, die für die Fische unproblematisch sind. Ausserdem sollen dabei die bestehenden Wasserpflanzen möglichst nicht beschädigt werden.

Wie Dieter Müller, der Leiter Kommunikation der Stadt Zug, auf Anfrage erklärt, sollen die Sanierungsarbeiten unmittelbar nach Gutheissung des Baukredits durch den Stadtrat beginnen und voraussichtlich sechs Wochen dauern. Einschränkungen für Fussgängerinnen seien keine zu erwarten, so Müller weiter.

Und wie sieht es mit den Kosten aus? Dazu kann Müller von der Stadt noch keine klare Aussage machen. «Die detaillierten Sanierungskosten werden zurzeit zusammengestellt und dem Stadtrat voraussichtlichen in den nächsten drei Wochen vorgelegt.»

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