Stelleninserat wirft Fragen auf

Darum sucht Luzern einen neuen «Mr. Durchgangsbahnhof»

So könnte der Bahnhofplatz nach dem Bau des Durchgangsbahnhofes dereinst aussehen. (Bild: zvg)

Wer diesen Posten bekommt, bestimmt bei der Zentralschweizer Verkehrsdrehscheibe der Zukunft mit: Der Kanton Luzern sucht eine Gesamtkoordinatorin für den Durchgangsbahnhof. Obwohl es bereits einen Gesamtprojektleiter des Milliardenprojekts gibt.

Der Kanton Luzern, und zwar das Departementssekretariat des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements (BUWD), hat eine spezielle Stelle ausgeschrieben. Gesucht wird eine Person, welche die Gesamtkoordination beim Durchgangsbahnhof übernimmt.

Was steckt hinter dieser speziellen Stellenausschreibung? Schliesslich gibt es ja bereits mit Massimo Guglielmetti einen Projektleiter für den Durchgangsbahnhof (zentralplus berichtete).

Da der Baustart 2030 erfolgen soll, ist das Projekt in den meisten Köpfen noch gefühlt meilenweit weg. Trotzdem sind in der Stadt Luzern schon mehrfach die Baumaschinen aufgefahren, um Probebohrungen an Land und auch im Vierwaldstättersee zu machen(zentralplus berichtete).

Massimo Guglielmetti leitet bei den SBB das Grossprojekt Durchgangsbahnhof. (Bild: SBB/CFF/FFS, Anouk Ilg)

Kanton sucht eine Person für die Gesamtkoordination

Nun sucht das BUWD eine Person, welche die Fäden in die Hand nimmt. Es ist eine Stelle als «Gesamtkoordinatorin/Gesamtkoordinator Durchgangsbahnhof Luzern» zu besetzen. Und zwar per sofort oder nach Vereinbarung.

Massimo Guglielmetti ist ja eigentlich der Leiter dieses Generationenprojekts. Warum sucht der Kanton nun also eine neue Person als Gesamtkoordinator? Gekündigt hat Guglielmetti nicht.

Neue Stelle ist beim Kanton angesiedelt, nicht bei den SBB

Das BUWD erklärt es uns. Und zwar «handelt es sich um eine neue Stelle innerhalb des Departements Bau-, Umwelt- und Wirtschaft, die für den Kanton die Gesamtverantwortung für sämtliche Themen und Aufgaben rund um das Projekt Durchgangsbahnhof Luzern wahrnehmen wird. Massimo Guglielmetti ist seitens der SBB Programmleiter Durchgangsbahnhof Luzern.»

Das Vorprojekt zum Durchgangsbahnhof, das die SBB koordinieren, ist auf jeden Fall schon auf der Zielgeraden. Ende 2022 kommt es zum Abschluss. «Damit werden Koordination und Abstimmung unter allen Beteiligten zunehmend konkreter, komplexer und intensiver.»

Kanton muss die Aufgaben momentan noch alleine stemmen

Der Durchgangsbahnhof gibt auch beim Kanton immer mehr Arbeit. Die neue Person, welche die Gesamtkoordination übernimmt, wird entsprechend sehnlichst erwartet.

«Die Koordination ist aktuell auf mehrere Köpfe im Departementssekretariat BUWD verteilt. Weil die Koordination und Abstimmung zunehmend konkreter, komplexer und intensiver werden, sollen die Fäden künftig bei einer Person zusammenlaufen», erklärt das BUWD.

Daher ist die Stelle auch nicht auf Ende Jahr ausgeschrieben, sondern «per sofort oder nach Vereinbarung».

Ist diese Aufgabe in einem 70-Prozent-Pensum zu bewältigen?

Die gesamte Koordination dieses 2,4-Milliarden-Projekts zu übernehmen klingt nach einer Mammutaufgabe. Kann dies tatsächlich in einem 70-Prozent-Pensum bewältigt werden? Der Kanton meint: Ja! «Ein 70-Prozent-Pensum ist für die Aufgabe als GesamtkoordinatorIn mindestens nötig.» Flexible Arbeitsmodelle zu fördern sei dem Kanton wichtig.

Wer an seiner Bahnhofs-Arbeit noch nicht genug hat, kann auch seine Aufgaben erweitern. So schreibt das BUWD: «Wie in der Stellenausschreibung vermerkt, ist darüber hinaus auch die Übernahme weiterer Aufgaben oder Projekte mit hohem Abstimmungsbedarf innerhalb des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements, mit Schwergewicht im Bereich Mobilität, möglich.»

Verwendete Quellen
  • Stelleninserat BUWD
  • Telefonischer Kontakt mit Medienstelle
  • Mailverkehr mit BUWD
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Paul Stopper
    Paul Stopper, 30.04.2022, 09:31 Uhr

    Es braucht keinen Gesamtprojektleiter Durchgangsbahnhof, sondern kühlen Kopf bewahren!
    Den Durchgangsbahnhof in Luzern braucht es genau so wenig wie den 2. Zimmerbergtunnel zwischen Nidelbad und Litti. Es ist doch zuerst die Stellung von Luzern in der Nord-Südachse der Eisenbahn festzustellen und vor allem sind die Schwachpunkte zu lokalisieren. Unbestritten ist, dass der heutige, oberirdische Bahnhof Luzern sowohl heute als auch zukünftig über genügend Perrongeleise verfügt, um auch einen attraktiven Bahnbetrieb führen zu können. Was Luzern für den Personenverkehr hingegen fehlt, sind zwei Dinge: eine zweite Bahnhof-Nordeinfahrt. d.h. ein zweiter doppelspuriger Gütschtunnel und die Südausfahrt in Richtung Stans – Erstfeld – Bellinzona – Lugano – Milano, d.h. die Seelisbergvariante als leistungsfähige und schnelle Nordzufahrt zur Gotthard-NEAT. Die heutige Linie Luzern – Ebikon – Immensee – Arth-Goldau – Erstfeld ist und bleibt langsam. Sie müsste durch den Urmiberg- und Axentunnel ergänzt werden (Tunnellängen etwa gleich wie bei der Seelisbergvariante!).
    Nur mit einer Seelisbergvariante kann sich Luzern die heutige Stellung in der Nord-Süd-Bahnachse behaupten (Die Nationalstrassenbauer waren ja nicht ganz dumm!). Alles andere wäre eine kapitale Schwächung des zentralschweizerischen Standortes mit dem Hauptort Luzern. Denn: Mit dem sündhaft teuren 2. Zimmerbergtunnel und einem sehr teuren, jedoch schräg in der Landschaft liegenden Durchgangsbahnhof würde der Hauptverkehr Nord-Süd künftig via Zürich verlaufen. Das ist das Problem. Und nicht, ob in «Litti» die Landschaft umgekrempelt werden kann oder soll.
    Zudem: zwischen Thalwil und Zug sind die Engpässe seit bald l50 Jahren bekannt: zwei einspurige kurze Tunnel, die mit verhältnismässig bescheidenen Mitteln zweispurig ausgebaut werden können/müssen (je 250-300 Mio. Franken). Die kleinen Zeitgewinne von wenigen Minuten durch den Basistunnel spielen überhaupt keine Rolle. Der Engpass Thalwil kann mit der Weiterführung des 1. Zimmerbergtunnels (Zch HB – Thalwil-Nidelbad) nach Oberrieden-See (Südumfahrung) wirksam entlastet werden., denn dann fahren alle Zürich Zürich – Sargans – Chur/Wien ohne Halt in Thalwil und die Güterzüge aussen herum.
    Luzern kann schon weiterhin an den unnützen MEGA-Projekten weiterbasteln. Realisiert wird in den nächsten Jahrzehnten ohnehin keines davon. Einfach, weil sie weder finanzierbar noch verkehrlich erklärbar sind.

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  • Profilfoto von Petar D. Feuerstein
    Petar D. Feuerstein, 29.04.2022, 15:47 Uhr

    Diese Renderings von Güller+Güller amüsieren mit ihren Luftschlössern und Planungsfehlern immer wieder von Neuem.
    Besonders spannend dürfte das Aquarium anstelle des heutigen Restaurant Luz bei ein wenig Hochwasser sein. Bleibt zu hoffen, dass die Türen auch dicht sind. 😀

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  • Profilfoto von Architekt
    Architekt, 29.04.2022, 14:43 Uhr

    Diesen Durchgangsbahnhof ist sicher nicht die beste Lösung

    Baut Bahnhof Emmenbrücke als Hauptbahnhof für die Richtung Zürich Gotthard aus
    Von Emmenbrücke U Bahn ins Zentrum Stadt Luzern

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  • Profilfoto von Carlo Frischknecht
    Carlo Frischknecht, 29.04.2022, 08:19 Uhr

    Was mich an diesem Artikel besonders wundert: Dass noch keine Frau geschrieben hat, dass die Schlagzeile nicht genderneutral ist 😉

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    • Profilfoto von Libero
      Libero, 29.04.2022, 14:32 Uhr

      Ja, übrigens bei den öffentlichen Präsentationen
      dieses Mega-Projektes für Luzern hat
      die Co-Leiterin Stadtplanung, Frau Debora ARNOLD
      den kompetentesten Eindruck hinterlassen.

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