Rückblick aufs Pandemiejahr 2021

Warum in Zug im Schweizer Vergleich mehr Menschen starben

Im Kanton Zug starben im Schweizer Vergleich überdurchschnittlich viele Menschen. (Bild: zVg)

Das Leben geht weiter, auch wenn eine Pandemie herrscht. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundes sehr deutlich. Paare haben geheiratet – und es kamen sogar mehr Babys auf die Welt als davor. Eine Zahl aus Zug lässt besonders aufhorchen.

Kürzlich hat der Bund die Zahlen der «natürlichen Bevölkerungsbewegung im Jahr 2021» veröffentlicht. Diese zeigen die Entwicklungen betreffend Heirat, Scheidungen, Geburten und Todesfällen im letzten Jahr auf.

Wir zoomen auf die Zentralschweiz und vergleichen die Zahlen mit den vorhergehenden Jahren. So viel vorweg: In Zug erfuhr man sowohl mehr Leid als auch mehr Freud. So schien im Jahr 2021 die Gebärfreude vergleichsweise gross zu sein. 1371 Geburten wurden letztes Jahr verzeichnet, das sind rund 130 mehr als im ersten Pandemiejahr. Ob die langen Abende und die beschränkten Ausgehmöglichkeiten mitunter ein Grund für die Entwicklung waren? Gut möglich.

Es handelt sich jedenfalls um eine Entwicklung, welche sich in der gesamten Schweiz so abgezeichnet hat im vergangenen Jahr. Landesweit wurden 89'644 Kinder geboren, 2020 waren es 85'914.

2021 starben in Zug mehr Menschen als im ersten Corona-Jahr

Wo geboren wird, wird auch gestorben. Und das überdurchschnittlich oft. Zunächst einmal, wenig überraschend: Die Zahl der Todesfälle lag in den letzten beiden Jahren höher als noch im Jahr 2019. Damals verzeichnete der Kanton 791 Todesfälle. Im Jahr 2020 waren es 868, 2021 gar 941 Todesfälle.

Das ist insofern bemerkenswert, weil die Zahl der Todesfälle schweizweit abgenommen hat im letzten Jahr. 2020 starben in der Schweiz 76'195 Menschen, 2021 waren es 71'192 Personen und damit rund 5000 weniger.

Woran könnte das liegen, fragen wir Simon Villiger, den Leiter der Zuger Fachstelle für Statistik. Er äussert sich vorsichtig: «Zweifelsfrei können wir das nicht beantworten. Doch spürte man 2021, wie auch im Vorjahr, die Pandemie in der Sterbestatistik. Diese Tendenz ist schweizweit ersichtlich. In beiden Jahren liegen die Todesfälle über dem langjährigen Durchschnitt, im Jahr 2020 noch deutlicher als im Jahr 2021.»

«Schwankungen fallen bei kleinen Kantonen eher auf.»

Simon Villiger, Leiter Zuger Fachstelle für Statistik

Weiter erläutert er: «Schwankungen fallen bei kleinen Kantonen eher auf, diese sind bei den Todesfällen natürlich.» Besonders deutlich zeige sich das, wenn man die Zahlen auf Gemeindeebene anschaut. «Dort können kleine Zahlen einen hohen prozentualen Ausschlag auslösen. Dies allein, weil beispielsweise in einem Altersheim gleich fünf Personen aufgrund des Virus gestorben waren.»

Die Corona-Winterwelle holte Zug im Januar besonders ein

Zurück zu unserer Frage: Villiger erinnert an die Coronawelle, die im Winter 2020 schweizweit festgestellt werden konnte. «Während man im Kanton Zug im Dezember nur wenige Todesfälle registrierte, gab es im Januar 2021 eine starke Zunahme.» Es sei gut möglich, dass sich dieselbe Welle bei anderen Kantonen noch in der Statistik des Jahres 2020 niedergeschlagen habe.

«Ein Vergleich zwischen den Jahren 2020 und 2021 ist deshalb nur bedingt aussagekräftig, da die Corona-Welle mit den höchsten Todeszahlen über den Jahreswechsel stattfand», sagt Villiger abschliessend.

Weniger Eheschliessungen als vor der Pandemie

Distanzieren wir uns vom Sterben und gehen dahin, wo die lebensbejahenden Feste gefeiert werden. In Zug wurde 2021 – Pandemie hin oder her – 591-mal geheiratet. Das ist etwas mehr als noch 2020 (559). Kein Wunder. Aufgrund der Corona-Beschränkungen wurden unzählige Hochzeiten abgesagt. Im Jahr vor der Pandemie hatten sich 621 Paare das Jawort gegeben.

Geschieden wurden im letzten Jahr 223 Ehen im Kanton Zug. Dass die Pandemie Beziehungen en masse in die Brüche gehen liess, lässt sich aus dieser Zahl nicht feststellen. Auch wenn es sicherlich eine herausfordernde Zeit für viele Paare war (zentralplus berichtete). 2019, also vor Corona, liessen sich 244 Ehepaare scheiden. Doch warten wir vorsichtshalber die Zahlen des aktuellen Jahres ab. Solche Prozesse ziehen sich ja gerne etwas hin.

Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass dieses Jahr wieder mehr Menschen heiraten werden. Nicht nur, weil es aktuell keine Corona-Massnahmen gibt. Sondern auch, weil sich ab dem ersten Juli auch gleichgeschlechtliche Paare das Jawort geben dürfen (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Artikel von SRF zur Geburtenrate in der Pandemie
  • Telefongespräch mit Simon Villiger
  • Daten des Bundesamts für Statistik
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Vincenzo
    Vincenzo, 25.06.2022, 08:19 Uhr

    Da sich die meisten impfen liessen, insbesondere praktisch alle Geschwächten, hätte es nur wenige Covid-Tote geben dürfen. Der Anstieg hängt mit der Demografie zusammen. Der Anteil Personen im ganz hohen Alter (90+) wächst jährlich, die logische Folge sind mehr Todesfälle.

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    • Profilfoto von Albert von Hasle
      Albert von Hasle, 25.06.2022, 12:00 Uhr

      Die Impfung kam zu spät für viele. Und die Schutzmassnahmen davor waren zu schwach und verspätet. Mann sieht es an den Daten (wird leider in diesem Artikel nicht gut dargestellt): hohe Übersterblichkeit am Anfang vom Jahr – nach Anfang der Impfkampagne ist die Übersterblichkeit stark gesunken.

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 24.06.2022, 16:11 Uhr

    Hört doch einfach auf, wir hatten nichts Aussergewöhnliches ausser eie unmenschliche dumme Hysterie

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    • Profilfoto von Heinz Hanselkranzmeier Dipl. Ing.
      Heinz Hanselkranzmeier Dipl. Ing., 24.06.2022, 17:21 Uhr

      Nun, die Daten wiedersprechen Ihnen. Die Dumme Hysterie ist zu 100% auf ihrer Seite.

      Übrigens, ein Vergleich mit Ländern wie Japan und Taiwan wäre in jedem Fall interessant – wie haben die es geschafft einer Todeswelle erspart zu bleiben?

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