Ungewöhnliche Massnahme bei alter Asylunterkunft

Warum ein Wohnhaus in Luzern seit Wochen verbarrikadiert ist

Seit knapp zwei Monaten verschlossen: die Liegenschaft an der Kellerstrasse in Luzern. Wie lange dies so bleibt, kann derzeit niemand sagen.

(Bild: zVg/Leserbild)

Ein mit Brettern versehenes Haus steht mitten in einem Luzerner Wohnquartier. An der Fassade ist eine Kamera installiert. Eine befremdliche Situation, findet ein Mieter, der unmittelbar nebenan wohnt. Dass das Haus verriegelt ist, hat jedoch gute Gründe.

«Es ist schon speziell, täglich an verbarrikadierten Fenstern und Türen vorbeizugehen», sagt André Marty. Der 27-Jährige ist Mieter an der Luzerner Kellerstrasse und wohnt seit einigen Monaten direkt neben einer Liegenschaft, in der bis vor einigen Wochen Asylbewerber einquartiert waren. Betrieben wurde die Unterkunft von der Caritas im Auftrag des Kantons. Das Gebäude ist in Privatbesitz.

«Als ich aus den Ferien zurückkam, waren die Fenster und Türen plötzlich mit Brettern versehen», sagt Marty. Was ihn besonders irritierte: eine Kamera an der Fassade. «Wenn ich aus dem Haus gehe, muss ich wohl oder übel dort vorbeilaufen. Ich frage mich, ob ich da die ganze Zeit gefilmt werde», so der Nachbar.

Drogensüchtige drangen ein

Was geht da also vor? Dass die Liegenschaft verbarrikadiert ist, liegt daran, dass deren Eigentümer vor einigen Monaten verstorben ist und die erbrechtlichen Fragen noch nicht geklärt sind. Solange dieser Zustand anhält, wird sich die Situation an der Kellerstrasse nicht ändern, hat zentralplus in Erfahrung gebracht.

Das Haus sei in einem erbärmlichen Zustand und müsse deshalb umfassend saniert werden. Sobald man die Angelegenheit geklärt hat, wolle man sich aber unverzüglich an die Instandstellung des Gebäudes machen, berichten die Verantwortlichen.

Nach dem Auszug der Asylbewerber drangen Drogensüchtige ein und hausten ungefragt in den verschiedenen Einzelzimmern. Dies habe zu Reklamationen von Nachbarn geführt. Die Eindringlinge hätte die Liegenschaft zusätzlich beschädigt und liessen viel Abfall zurück. Die sanitären Anlagen seien teilweise zertrümmert und zahlreiche Spritzen zurückgelassen worden. Um dies künftig zu verhindern und weitere ungebetene Gäste fernzuhalten, hat man also sämtliche Eingänge versperrt.

Bretter von Polizei empfohlen

Dass unberechtigte Personen in die Liegenschaft eingedrungen sind, bestätigt auch die Luzerner Staatsanwaltschaft: «Die Polizei musste zwar nie ausrücken, hat aber von den Eigentümern entsprechende Hinweise erhalten», sagt Sprecher Simon Kopp. Die Behörden hätten der Verwaltungsfirma anschliessend geraten, die Zugänge angemessen zu verriegeln.

Bleibt also noch die Frage nach der Kamera. Diese stammt nicht vom Eigentümer oder der Verwaltung der Liegenschaft. Sie ist vom Kanton angebracht worden, als noch Asylbewerber im Haus wohnten. Der Grund für die Montage des Geräts waren Personen, welche die Unterkunft ohne Berechtigung betreten haben. In vielen Fällen waren es Freunde der Bewohner.

Den Nachbarn, der sich aufgrund der Kamera nicht ganz wohl fühlt, kann sich indes beruhigen. Im ganzen Haus wurden der Strom und das Wasser abgestellt. Solange dies der Fall ist, wird folglich auch die Kamera ausser Betrieb sein.

Aktive Besetzerszene in Luzern

Dass die Verwaltung die Eingänge verbarrikadiert hat, macht Sinn. In der Stadt Luzern wurden in der Vergangenheit immer wieder leer stehende Häuser besetzt. So drangen Personen in zwei Villen an der Obergrundstrasse oder in ein Gebäude der SBB an der Güterstrasse beim Bahnhof ein (zentralplus berichtete).

Die Bundesbahnen haben reagiert und Fenster und Türen mit Gittern versehen (zentralplus berichtete). Jüngstes Beispiel ist die Besetzung eines Hauses an der Museggstrasse 1 (zentralplus berichtete).

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