Luzernerin fertigt aus alten Möbeln Kunstwerke an

«Wäre ich nicht Polsterin geworden, hätte ich vielleicht Glasbläserin gelernt»

Monig Z'Rotz verleiht einem Sessel den letzten Schliff. (Bild: Caroline Mohnke)

Monig Z'Rotz ist Polsterin aus Leidenschaft. Klettert sie nicht an steilen Felswänden herum oder ist in den Pilzen, verarbeitet sie edle Stoffe. Wir haben sie in ihrem Atelier in Luzern besucht.

«In der Schule habe ich die Lehrer erzürnt mit meinen ständigen Kritzeleien», sagt die grazile, energiegeladene Innendekorateurin mit den wilden Naturlocken und lacht. Schon als Kind habe ihre Mutter viel mit den Kindern gebastelt.

Der Handarbeitsunterricht sei ihr liebstes Schulfach gewesen. Sie habe immer gerne alles doppelt angefertigt im Gegensatz zu den anderen. «In die Schule ging ich nicht wirklich gerne, doch es gab Fächer, die mochte ich.» Dazu gehörten nebst Handarbeit – wie könnte es anders sein – Zeichnen, aber auch Mathematik und Physik. «Wäre ich nicht Polsterin geworden, hätte ich vielleicht Glasbläserin gelernt», sagt die 51-Jährige und schmunzelt.

Zwischen Polsterin und Glasbläserin

Monig Z'Rotz entschied sich für eine Ausbildung als Innendekorateurin mit Fachrichtung Polsterei. Nach der Lehre zog es die in Jegenstorf aufgewachsene Handwerkerin nach Genf und Biel, wo sie in verschiedenen Betrieben genügend Rüstzeug sammelte für später. «Wegen der Weiterbildung und den Bergen machte ich noch einen Abstecher nach Luzern, wo ich bis heute hängengeblieben bin», erzählt sie. An der Hochschule Luzern – Design & Kunst machte sie den «Bachelor of Fines Arts».

Monig Z'Rotz in ihrer Werkstatt an der Luzerner Voltastrasse. (Bild: Caroline Mohnke)

Bald darauf gründete sie eine Familie. Drei Kinder kamen zur Welt. Bis zu ihrem dritten Kind hatte sie immer ein Künstleratelier, in dem sie malte, zeichnete und Installationen anfertigte.

Aussergewöhnliche Erinnerungsstücke

Wer in Monig Z'Rotzs Atelier eintritt, ist umgeben von wunderschönen, farbenprächtigen und hochwertigen Stoffen, Kissen und aussergewöhnlichen Stühlen. Seit sechs Jahren wirkt und werkt sie an der Voltastrasse in Luzern. «Zimperlich darf man in diesem Beruf nicht sein, die Hände leiden und man hieft auch mal einen etwas schwereren Stuhl auf den Arbeitstisch.»

«Es gibt doch fast nichts Schöneres, als abends heimzukommen und sich in den Grossvatersessel zu setzen.»

An der Wand hängen Polsterhammer und Hämmerchen, überall sind verschiedene Nähnadeln in allen Formen und Stoffbürsten. Oberhalb der Werkzeuge sind die fertigen, bunten Kissen aufgereiht.

Es sei etwas Faszinierendes, aus einem alten Möbelstück ein Kunstwerk zu fertigen. «Es gibt doch fast nichts Schöneres als abends heimzukommen und sich in den Grossvatersessel zu setzen», sagt die Innendekorateurin mit dem zitronengelben Rippshirt und den Jeanslatzhosen.

Kommt ein alter Sessel ins Atelier, muss zuerst der Stoff abgetrennt werden und eingeschätzt werden, wie es weitergeht. «Manchmal sieht es darunter schlimmer aus als erwartet.» Es gibt die traditionelle, teurere Variante mit Sprungfedern und Rosshaaren oder die andere Möglichkeit, der qualitativ hochwertige Schaumstoff.

Die Sprache der Farben

«Ich muss spüren, in welchem Farbsegment die Kundin oder der Kunde sich wohlfühlt», sagt sie und nimmt ein paar Stoffmuster in die Hände. Man müsse die Farb- und Mustersprache herausfinden. «Bei einem Designklassiker sind es oft die ruhigeren Stoffmuster und Farben, die ihn wirken lassen. Es muss nicht immer alles knallschrägbunt sein.» Farben könnten wild, aber auch auf eine ruhige Weise kommunizieren. «Die Farben sprechen miteinander», sagt die Frau, die Farben liebt und diese auch gerne trägt.

Z'Rotz macht aus alten Sesseln nicht nur besondere Kunstwerke, sie geht auch zu ihren Kundinnen und Kunden nach Hause und macht Vorschläge, wie aus dem Zuhause eine Wohlfühloase gemacht werden kann. Sei es mit Vorhängen oder Wandfarbkonzepten.

Pilze sammeln tut der Seele gut

Ihre Arbeitstage sind lang. «Ich bin zehn bis zwölf Stunden im Atelier.» Nach einem strengen Arbeitstag komme es manchmal vor, dass sie mit ihrem Partner Franz noch drei Stunden in die Pilze gehe. Das sei für sie eine Art Seelenhygiene. Bei der Frage, ob sie Franz vertraue, sagt sie: «Nein, ich schaue mir die Pilze schon noch genau an.» Sie lacht und ergänzt: «Schliesslich haben wir 15 Pilzbücher zuhause.»

Wenn es die Zeit zulässt, klettern die beiden in den Bergen herum. Beide sind passionierte Alpinkletterer. «Klettern ist die beste Meditation. Der Kopf wird so richtig durchgelüftet.» Und Franz fügt an: «Es ist auch schon vorgekommen, dass Monig angeseilt an der steilsten Felswand ein Anruf entgegengenommen hat, um einen Termin abzumachen.» Sozusagen mit einem Fuss schon wieder in der Werkstatt.

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