Veraltetes Bild des stumpenrauchenden Seniors

Boom bei Bienenhaltung: Die Imkerei in Zug wird jünger und weiblicher

Dunja Königsrainer hält seit vergangenem Winter eigene Bienen. (Bild: zvg)

Zuger mögen Bienen. Und zwar nicht nur Wildbienen, die in ihrer Haltung keinen Aufwand verursachen. Immer mehr Menschen interessieren sich fürs Imkern. Eine klare Tendenz: Die Imker werden immer jünger und immer weiblicher.

Es ist noch nicht allzu lange her, da waren für viele Menschen Bienen und Wespen einerlei. Als ärgerliches Getier hat man die Insekten abgetan, hat sie in dieselbe Schublade wie Mücken gepackt.

In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein gründlich verändert. Das dürfte nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass viele mittlerweile gemerkt haben, dass ohne Bienen gar nichts mehr geht. Werden Pflanzen nicht bestäubt, hat das letztlich weitreichende und verheerende Folgen für das Ökosystem.

Eine Einsicht, welche die breite Masse nicht zuletzt mit dem Film «More than Honey» erreicht haben dürfte. Ein Film, der wohl mitunter dafür verantwortlich ist, dass sich im Moment auch in Zug viele Menschen für das Imkern interessieren, wie uns Cyrill Arnet vom Kantonalen Imkerverein erklärt. «Seit diesem Film und dem darauffolgenden medialen Interesse verzeichnen wir einen ziemlichen Run auf unsere Kurse», sagt er.

«Wir haben viel mehr jüngere und auch viel mehr weibliche Mitglieder im Verein.»

Cyrill Arnet vom Kantonalen Zuger Imkerverein

«Nicht nur das. Wir haben viel mehr jüngere und auch viel mehr weibliche Mitglieder im Verein. Mindestens 50 Prozent der Kursteilnehmer sind Frauen», sagt Arnet. Das Bild vom Imker als stumpenrauchender Senior sei demnach veraltet.

Obstbauern müssen sich nicht sorgen

Wer im Kanton Zug Obstwirtschaft betreibt, muss sich keine Sorgen machen. Zumindest nicht aus Bestäubungssicht. «Wir haben hier eine der höchsten Bienendichten der Schweiz. Dies vermutlich, weil Zug ein Kanton mit kleiner Fläche ist. Doch auch, weil es zwei Vereine gibt, welche die Ausbildung als Imker stark fördern und regelmässig Kurse veranstalten.»

Wenn wir gerade schon mit dem Experten sprechen. Stimmt es, dass Honigbienen den Wildbienen das Futter streitig machen? «Nein. Die Wildbiene hat den Vorteil, dass sie bei tieferen Temperaturen auf der Suche nach Nektar ist. Die Honigbiene kommt erst später. Die beiden Arten kommen also gut miteinander klar.» Arnet ergänzt: «Mittlerweile arbeiten deshalb die Wild- und die Honigbienenorganisationen zusammen und treten in Bern auch mit vereinter Stimme auf.»

Die Bienen von Dunja Königsrainer wohnen gleich vor ihrem Geschäftssitz. (Bild: zvg)

Aus Liebe zur Natur mit dem Imkern angefangen

Eine der Zuger Jungimkerinnen heisst Dunja Königsrainer. Letzten Sommer hat sie mit der zweijährigen Imkerausbildung begonnen, seit November verfügt sie über eigene Bienen. «Genauer gesagt habe ich dreieinhalb Völker. Drei Jungvölker und einen Ableger», erklärt die Chamerin. Die Bienen konnte sie von jemandem übernehmen, der mit dem Imkern aufhören wollte.

«Angefangen habe ich aus Liebe zur Natur. Das Imkern ist ein schöner Ausgleich zum Berufsalltag», erzählt sie. Obwohl das Halten von Honigbienen ganz schön aufwendig ist. «Bei sechs Völkern rechnet man ungefähr mit 200 Stunden pro Jahr», sagt Königsrainer.

«Das Überwintern der Bienen ist kritisch. Zum Glück haben alle Völker überlebt.»

Dunja Königsrainer, Zuger Jungimkerin

Sie hat das Glück, dass ihr Engagement für die Bienen von ihrem Umfeld mitgetragen wird: «Ich arbeite bei der Firma Lustenberger und Dürst. Als Käseaffineure haben wir direkt mit Landwirten und dadurch mit der Natur zu tun. Mein Bewusstsein dafür, was die Bienen für die Bauern bedeuten, ist über die Zeit stark gewachsen.»

Und das nicht nur bei ihr, sondern beim gesamten Unternehmen. «Auf die Idee, Imkerin zu werden, kam ich nach einem Gespräch mit meinem Chef. Wir hatten darüber diskutiert, was wir selber für die Biodiversität tun könnten.» Beim Langrüti, in unmittelbarer Umgebung des Geschäfts, stehen diverse Obstbäume. Es gibt Wiesen, Wald, und auch der See ist nicht weit. Ein ideales Umfeld also, damit sich die Tiere pudelwohl fühlen.

«Meine Firma unterstützt mich finanziell bei der Bienenhaltung und auch sonst ist das Interesse im Betrieb gross. Im Winter haben meine Arbeitskollegen regelmässig nachgefragt, wie es den Völkern geht», sagt Königsrainer. Eine berechtigte Frage. «Denn das Überwintern ist kritisch. Zum Glück haben alle Völker überlebt. »

Der Winter ist für die Bienen eine kritische Zeit. (Bild: zvg)

Freudig erzählt sie weiter. «Eigene Bienen zu haben ist ein tolles Gefühl. Gerade jetzt, im ersten Jahr, ist alles noch sehr aufregend. Am liebsten würde ich den ganzen Tag in die Bienenkästen hineinschauen.» Anfangs März, als es schön warm war, seien sie bereits geflogen wie wild. «Sie trugen schon riesige Pollenhöschen und brachten damit eine Menge Futter heim.»

Grosse Freude, grosse Verantwortung

Die Freude der Jungimkerin wird jedoch auch von Sorge begleitet: «Ich habe eine grosse Verantwortung übernommen. Ich bin zuständig, dass es ihnen gut geht. Krankheiten, Schädlinge und Milben können den Bienen schaden. Ebenso muss ich dafür sorgen, dass die Bienen im Winter und nach der Ernte genügend Futter haben.» Gerade, wenn man den Honig aus den Waben nehme, sei es wichtig, die Tiere mit Zuckerwasser aufzufüttern.

«Im Gespräch mit Freunden merke ich immer wieder, dass das Thema auf grosses Interesse stösst.» Viele wüssten aus den Medien oder aus dem Film «More than Honey» Bescheid über die kritische Situation dieser Insekten. «Doch was es bedeutet, dieses Nutztier zu pflegen, wissen nur wenige.»

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