Zuger Fasnacht

Umzugsteilnehmer regen sich über unflätige Kinder auf

Nicht alle Kinder sind an der Fasnacht gleich brav. (Bild: Symbolbild: Andreas Busslinger)

Die Zuger Fasnacht ist vorbei. Was bei einigen neben schönen Erinnerungen, Konfetti und rauer Stimme übrigbleibt: gemischte Gefühle über das freche Verhalten gewisser Kinder und deren Eltern.

Fasnacht ist – zurecht – die Zeit der Narrenfreiheit. Gross und klein dürfen sich so bunt kleiden, wie sie wollen, ohne schräg angeschaut zu werden. Lärmig sein gehört in diesen Tagen zum guten Ton, Konfettischlachten zur fasnächtlichen Tagesordnung. Doch es gibt Grenzen. Und diese scheinen, glaubt man den Stimmen verschiedener Fasnächtler, je länger desto öfter überschritten zu werden.

Ein anonymes Mitglied der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Baar wenn» enervierte sich kürzlich über das Verhalten von Eltern und Kindern während der Fasnachtsumzüge: «Es ist bedauerlich, dass die Pflege von Fasnachtstradition und kulturellem Brauchtum durch teilweise asoziales Verhalten beeinträchtigt wird. Eltern tragen hier eine besondere Verantwortung, ihren Kindern ein positives Vorbild zu bieten. Aber es gibt ja die Redensart: Was Hans nicht lernt, lernt Hänschen nimmermehr.»

Obwohl sich der Urheber auch auf Nachfrage nicht zu den genaueren Umständen äussern will, scheint er mit seinem Beitrag in ein Wespennest gestochen zu haben.

Spuckende Kinder, gleichgültige Eltern

So antwortet etwa eine Userin unterstützend: «Mir als Rääbegäuggel wurde gestern (am Baarer Fasnachtsumzug) die Saublater aus der Hand geschlagen und man wird beleidigt oder angespuckt, wenn es nichts Süsses gibt.» Sie wundert sich: «Was denken die Eltern? Dass jeder 10 Kilo Süssigkeiten herumträgt? Und die Kinder stehen schon fast mitten in der Strasse, sodass man sie unter der Maske nicht sieht und fast umrempelt.» Insbesondere wird kritisiert, dass die Eltern es einfach hinnehmen würden, wenn ihre Kinder zu nah an den Fasnachtsgruppen stehen.

Eine weitere Person äussert sich zu einem Erlebnis am Fasnachtsumzug in Zug im vergangenen Jahr: «Kinder reissen dir am Kostüm rum und haben aus der Tüte Süsses geklaut... Zum Glück war dieses Jahr bis zum Schluss alles abgesperrt! Da hätte ich keine Gnade, die Kinder einfach umzurempeln. Wer zu nahe kommt, Pech gehabt, keiner zupft an meinem selbstgemachten Kostüm rum!»

Baarer Fasnachtsgesellschaft spricht von Ausnahmen

Bei der Fasnachtsgesellschaft Baar ist das Thema bekannt. Mediensprecher Silvan Meier sagt dazu: «Auch wir stellen fest, dass einige wenige Kinder frecher und fordernder werden und dass die Eltern ihre Aufsichtspflicht nicht wahrnehmen.» Er relativiert: «Aber das ist eine Minderheit. Die allermeisten Kinder sind dankbar und die Eltern schauen zu ihnen. Unser Fokus liegt bei der Sicherheit. Deshalb haben wir seit vielen Jahren Radwachen.»

Auch bei der Zunft der Letzibuzäli, welche jeweils den Letzi-Umzug organisiert, ist das Thema bekannt. Und auch dort spürt man im Verhalten der Kinder sowie deren Eltern eine Veränderung. Mediensprecher Alex Odermatt dazu: «Es kommt immer wieder vor, dass sich Kinder eigenhändig an den Süssigkeiten bedienen, die in den Ziehwägen liegen. Bedauerlich ist dabei insbesondere, dass die Eltern oft tatenlos zuschauen.»

Laut sein ist bei Greth Schell und ihren Lölis erlaubt. (Bild: Andreas Busslinger)

Manche Eltern verkennen die Gefahren von Traktoren und Co.

Dasselbe komme auch vor, wenn die Sicherheit der Kinder gefährdet sei. «Oft interessiert es die Eltern nicht, wenn sich die Kinder in der Nähe der Traktoren oder der Wagen aufhalten, die zum Teil Überlänge haben. Zum Glück kam es bislang nie zu Unfällen.» Odermatt gibt zu bedenken: «Doch solche Situationen zeigen, wie wichtig der Einsatz der Radwachen ist. Doch würde ich mir wünschen, dass die Eltern vermehrt sowohl auf den Umzug als auch auf ihre Kinder schauen würden.» Dem pflichtet der Zunftmeister Jürg Messmer zu. «Einen Unfall möchten wir um jeden Preis verhindern. Egal, wer dafür haftbar ist.»

Auch Messmer nimmt eine Veränderung im Verhalten der Besucherinnen wahr: «Heute kommt es seltener vor, dass sich Kinder für die Süssigkeiten bedanken. Stattdessen hören wir öfters, dass man lieber eine andere Farbe eines Bonbons hätte.» Er äussert sich zudem auch über eine weitere «Unart». «Es gibt diese Spraydosen, aus denen Schaumwürmchen kommen. Diese verursachen auf den Kostümen Flecken, die man fast nicht mehr wegbringt. Daher mein Appell an die Eltern: Kauft das euren Kindern nicht.»

Bei Greth Schell sind laute Kinder erwünscht

Kein Thema sind unflätige Kinder beim traditionellen Greth-Schell-Umzug. Im Gegenteil, sie sind willkommen. Zunftobmann Roli Küttel erklärt auf Anfrage: «Wir hatten am vergangenen Greth Schell, wie immer, nur gute Erfahrungen mit den Kindern im Publikum. Bei uns gilt ja sowieso: Je lauter desto besser.»

Tatsächlich müssen die Kinder hier möglichst inbrünstig «Greth Schällebei» rufen, um an Leckereien zu kommen. Der Vorteil an diesem kleinen Umzug: Sicherheitsbedenken gibt es kaum, da der Umzug in der autofreien Zuger Altstadt stattfindet. Ausserdem werden gar freche Kinder bei diesem Brauch auch mal mit der Saublater «gemassregelt».

Verwendete Quellen
  • Facebook-Beitrag und Kommentare
  • Schriftliche Anfrage bei der Fasnachtsgesellschaft Baar
  • Mündliche Anfrage bei der Letzibuzäli-Zunft
  • Schriftliche Anfrage bei der Schreinerzunft
0 Kommentare
Aktuelle Artikel
Apple Store IconGoogle Play Store Icon