Luzerner und Zuger löchern den Zivilschutz mit Fragen

Ukraine-Krise löst Ängste vor nuklearem Zwischenfall aus

Das Leben im Bunker bedeutet ein Minimum an Privatsphäre. Bild: Emanuel Ammon/AURA

 

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Bilder aus der Ukraine machen Angst. Ein Krieg tobt, nur rund 1'700 Kilometer von uns entfernt. Dies löst in Luzern und Zug Verunsicherung aus. Täglich erreichen den Zivilschutz Fragen aus der Bevölkerung. Wir sagen dir, was am meisten gefragt wird und wie die Antworten lauten.

Die meisten von uns haben das Glück, in einer friedlichen Umgebung aufgewachsen zu sein. Solche Fragen wie «Was muss ich bei einem Bombenangriff machen?» oder auch «Habe ich noch genügend Notvorrat?» haben sich bisher wohl die wenigsten gestellt.

Ich selbst kann mich noch gut an die Kindheit erinnern. Wir hatten den Luftschutzbunker im Keller des Wohnblocks. Wir Kinder haben mit den schweren Bunkertüren gespielt und den Generator und die Luftfilteranlage in der Ecke bestaunt.

«Es sind mehrere Dutzend Anfragen pro Tag.»

Daniel Enzler, Leiter Zivilschutz, Kanton Luzern

Mit dem Krieg in der Ukraine stellen sich plötzlich einige ernsthafte Fragen zur Sicherheit. Den Zivilschutz erreichen täglich Anfragen aus der Bevölkerung zum Thema Bunker und Krieg. Daniel Enzler, Leiter Abteilung Zivilschutz Kanton Luzern sagt uns, dass es pro Tag mehrere Dutzend Anfragen via E-Mail und Telefon sind. «Von Privatpersonen an die Abteilung Zivilschutz betreffend Standort der Schutzräume.» Die Anzahl Besuche auf der Website des Zivilschutzes ist sprunghaft angestiegen.

Die Stadt Kriens wird mit Fragen eingedeckt

Nicht nur der Zivilschutz, auch die Gemeinden und Städte erhalten Fragen aus der Bevölkerung. Die Stadt Kriens schreibt: «Aufgrund verschiedener Rückfragen aus der Bevölkerung hat die Stadt Kriens auf ihrer Website die Informationen zur Schutzraumzuteilung in Krisenfällen aktualisiert.»

Wird es in der Schweiz tatsächlich ernst, wird die Bevölkerung über verschiedene Kanäle informiert. Die Alarmsirenen heulen, das Smartphone-App «Alertswiss» warnt, Radio und TV berichten. Spätestens dann stellen sich einige Fragen. Genau diese erreichen im Moment die Behörden:

  • Wo befindet sich mein Schutzraum?
  • Ist dieser auch funktionstüchtig?
  • Was brauche ich für einen Notvorrat?
  • Brauche ich Jodtabletten?
  • Wo erhalte ich weitere Informationen?

Wo befindet sich mein Schutzraum?

Die Stadt Kriens schreibt: «Die Zuweisung dieser Schutzplätze erfolgt durch die kantonale Zivilschutzstelle. Die Zuweisungsplanung wird durch diese kantonale Stelle periodisch aktualisiert.»

Hat dein Haus einen eigenen Schutzraum, ist er in der Regel für die Hausbewohner. Die Schutzräume kannst du benutzen, wenn sie den technischen Weisungen für private Schutzräume entsprechen (dies ist ab ca. Baujahr 1966 der Fall).

Wenn kein Schutzraum im Haus zur Verfügung steht, hilft das Internet weiter. Für den Kanton Luzern gibt es eine eigene Website, welche dich informiert (hier ist der Link für dich). Der Kanton Zug verweist auf den Zivilschutz. «Interessentinnen und Interessenten können sich über ihre Schutzplatzzuweisung bei der Zivilschutzverwaltung des Kantons Zug erkundigen.»

So ist zum Beispiel der Schutzraum der Redaktion von zentralplus rund drei Kilometer von deren Büro entfernt.

(Bild: Screenshot schutzraumzuweisung.ch)

Ist dieser Schutzraum auch funktionstüchtig?

Wenn du keinen Schutzraum im Haus hast, musst du dich um nichts kümmern. Der Bund schreibt dazu: «Die öffentlichen Schutzräume der Gemeinden werden durch die Ersatzbeiträge finanziert. Die Ersatzbeiträge können für die Erneuerung von privaten Schutzräumen und die periodische Schutzraumkontrolle verwendet werden.»

Hast du einen Schutzraum im Haus? Dann lohnt es sich, dieses Video von Alertswiss anzuschauen. Eine einfache Erklärung, was zu tun ist.

Was brauche ich für einen Notvorrat?

Kluger Rat – Notvorrat. Ein gut bestückter Keller kann nicht nur helfen, wenn du einmal nichts im Kühlschrank hast. Auch in einer Krise ist ein Notvorrat essenziell. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS gibt einige Richtmengen vor.

Die Lebensmittel sollten für mindestens eine Woche reichen. «Zum Notvorrat gehören in erster Linie lagerfähige Lebensmittel und 9 Liter Wasser pro Person sowie die wichtigsten Medikamente.» Auch Wissen gehört in einen guten Notvorrat. Was ist zum Beispiel bei einem Stromausfall zu tun? «Fällt der Strom für längere Zeit aus, hat dies schwerwiegende Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft.»

Wie kannst du deine Spagetti auch ohne Strom kochen? Die neue Broschüre «Kochen ohne Strom» gibt wertvolle Tipps. Diese Broschüre findest du hier.

Brauche ich Jodtabletten?

Diese Frage kam in der Bevölkerung nach Tschernobyl auf. Auf dem Vormarsch zur ukrainischen Hauptstadt Kiew drangen russische Truppen auch in die Sperrzone ein. Kann dadurch die Schutzhülle der Ruine beschädigt worden sein - oder es noch werden? Neben Tschernobyl gibt es in der Region noch 15 aktive Reaktoren.

In der Nacht vom 3. auf den 4. März 2022 wurde das Kernkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine beschossen. Das BABS schreibt: «Dies führte zu einem Brand auf dem Gelände der Anlage. Der Brand konnte mittlerweile gelöscht werden. Dies gemäss den ukrainischen Behörden.»

Auf die Frage, ob wir nun Jodtabletten bunkern sollen, schreibt das BABS: «Es gibt in Bezug auf die aktuelle Situation kein Szenario, bei dem die Verteilung bzw. die Einnahme von Jodtabletten erforderlich ist. Der Bund verzichtet derzeit auf die Anordnung allfälliger Schutzmassnahmen für einen nuklearen Konflikt.»

Wo erhalte ich weitere Informationen?

Daniel Enzler, Leiter Abteilung Zivilschutz, verweist auf die Informationen des Bundes.

Willst du Einblick in die Vergangenheit nehmen? In Zeiten des Kalten Krieges hätten 20'000 Menschen aus der Region Luzern dort einen Platz gefunden, wo normalerweise Autos durchfahren. Im Sonnenbergtunnel besteht immer noch die eindrückliche Anlage. In einem siebenstöckigen unterirdischen Gebäude befinden sich auch ein Kommandoposten, ein Notspital mit Operationssälen, Küche, Waschküche und vielem mehr (hier findest du den Bericht dazu).

Verwendete Quellen

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