Emmenbrücke: 250 Tonnen wanderten

Tramhüsli-Verschiebung im Eiltempo

Schaulustige am Centralplatz in Emmenbrücke. (Bild: mbe.)

Am Dienstag um 9.30 Uhr starteten die Maschinen am Centralplatz: Das Tramhüsli wurde in Millimeterarbeit von einer Baufirma verschoben. Um 12 Uhr war die Aktion bereits beendet – zwei Stunden früher als geplant. zentral+ zeigt für alle, die nicht zuschauen konnten, ein Zeitraffer-Video der spektakulären Aktion.

zentral+ schrieb kürzlich über die Firma Iten aus Morgarten ZG ein Porträt. Sie ist mit rund 20 Mitarbeitern zwar klein, bewegt aber einiges: Über 500 Gebäude und Hindernisse hat der Spezialist in 60 Jahren mittlerweile quasi aus dem Weg geräumt. Vom Teufelsstein in der Schöllenenschlucht, welcher 1972 der Autobahn im Weg stand, bis zur Verschiebung eines ehemaligen Fabrikgebäudes in Oerlikon 40 Jahre später. Am 23. Juni war nun das Tramhüüsli in Emmen dran. Es steht der Verbreiterung der Gerliswilstrasse im Weg.

Die Verschiebung um rund vier Meter war eine Präzisionsarbeit der Iten-Büezer. «Das Gebäude ist mit seinen sechs mal zehn Metern und einem Gewicht von 250 Tonnen ansehnlich» sagt Firmenchef Rolf Iten. «Wir haben vier Stunden für die Aktion gerechnet. Jetzt sind wir fast zu schnell», sagte Iten zu zentral+ um 10.30 Uhr, ein wenig besorgt. In rund 1,5 Stunden legte das Tramhüsli ebenso viele Meter zurück. Schliesslich war es in bloss 2,5 Stunden geschafft. Gegen 12 Uhr posierte man bereits fürs Gruppenbild. Und das Gebäude ist noch heil. Chapeau!

Zeitraffer-Video hält Aktion fest

Die hoffnungsvollen Luzerner Jung-Fotografen Severin Bigler und Thomas Egli haben die einmalige Aktion festgehalten. Beide haben soeben erfolgreich das Bachelor-Studium «Camera Arts» an der Hochschule Luzern Design & Kunst abgeschlossen. Ihr Zeitraffer-Video ist unten zu sehen. Zur Entstehung: In einem Haus direkt neben der Baustelle platzierten sie ihre Kamera – im WC-Fenster (siehe Fotogalerie unten). Alle fünf Sekunden klickte die Kamera. Unzählige Bilder entstanden. «Der Film würde normal zwei Stunden dauern – mit dem Zeitraffer kann er auf 60 Sekunden verkürzt werden», erklärt Severin Bigler.

(Produziert von Severin Bigler und Thomas Egli)

Nach der Rettung Sanierung planen

Der Emmer Anwalt Urs Rudolf, Präsident der Stiftung Tramhüsli Emmenbrücke, freut sich über die Rettungsaktion. «Auf diesen Moment haben wir lange gewartet», sagte er. «Damit erfüllen wir unsere erste Aufgabe, nämlich Vergangenes für die Zukunft zu bewahren.» Viele Emmer Privatpersonen und Firmen hätten kleinere und grössere Geldbeträge gespendet, um die für die Verschiebung nötigen 300’000 Franken zusammen zu bringen.
Gemäss Rudolf wird das Häuschen nach der Rettung für rund ein Jahr in einen «Tiefschlaf versetzt». Dann wird dort eine Baustelleneinrichtung des Kantons zu stehen kommen. «In dieser Zeit werden wir von der Stiftung ein Nutzungskonzept verabschieden und gestützt darauf die Sanierung vornehmen.» Für diese wird ebenfalls Geld gesammelt. Rund 250’000 Franken seien nötig, sagt Urs Rudolf. Die Stiftung will der Viscosi-Stadt ausserdem das Land abkaufen, auf dem das Tramhüsli neu steht. Vorher stand es auf Kantonsland. Man sei in Verhandlungen, sagt der Stiftungspräsident, er rechnet mit Kosten von weiteren zirka 50’000 Franken.

Wiedereröffnung im Herbst 2016

Gemäss der Emmer Kulturchefin Susanne Truttmann, die ebenfalls in der Stiftung Tramhüsli mittut, ist das Ziel, das Tramhüsli im Herbst 2016 wieder der Öffentlichkeit zu übergeben. «Wir möchten den Termin mit der Eröffnung der Kunsthochschule in der Viscosi-Stadt koordinieren». Die SP-Gemeinde- und Kantonsrätin meinte, das Tramhüsli soll «ein Stück Lebensqualität, Bewusstheit und Veredelung der Agglomeration symbolisieren.» Es sei für die Arbeiterinnen und Arbeiter Emmens früher ein Ort der Begegnung und des Austauschs gewesen.
Das Gebäude ist jetzt auch offiziell veredelt worden. Im Februar 2015 hat die kantonale Denkmalkommision laut Susanne Truttmann der Unterschutzstellung zugestimmt. 2017 soll das Häuschen, ein Zeuge des 1959 eingestellten Luzerner Trams, ausserdem ins ISIS-Register der schützenswerten Industriekulturgüter der Schweiz aufgenommen werden. – Zu Schützen gibt es dank der Präzisionarbeit der Iten AG auch tatsächlich noch etwas.

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