Seit fast 30 Jahren floriert im «Brüggli» das horizontale Gewerbe. Jetzt zeigen zentralplus-Recherchen: Calida-Erbe Vanja Palmers hat das Haus an der Pfistergasse gekauft. Er hat andere Ideen mit der Luzerner Altstadtliegenschaft.
Wird bald alles neu im «Brüggli», dem stadtbekannten Bordell an der Pfistergasse? Der Teil, in dem das Bordell seit vielen Jahren eingemietet ist, hat nämlich den Besitzer gewechselt. Recherchen von zentralplus zeigen, dass Calida-Erbe und Tierschützer Vanja Palmers (68) mit seinem Bruder einen Teil des Hauses gekauft hat. Palmers bestätigt den Kauf auf Anfrage: «Für mich ist dieses Haus eine Herzensangelegenheit: Meine Frau und ich haben uns dort vor 50 Jahren kennengelernt.»
Ein Schelm, wer Böses denkt: Damals war das «Brüggli» noch ein Hotel und hiess «Ruckli». Er sei Kantischüler gewesen, als er dort seine Frau kennenlernte. Seine heutigen Schwiegereltern führten das Hotel in dritter Generation. Palmers: «Dass ich das Haus jetzt gekauft habe, hat meine Schwiegermama gefreut.»
Die Vorgeschichte
Jahrelang herrschte dicke Luft im «Brüggli». Der Vorbesitzer Max Willi und der Mieter und Bordellbetreiber Urs Gehrig hatten das Heu schon länger nicht mehr auf der gleichen Bühne. Willi war 2010 in die Schlagzeilen geraten, weil er Gehrig mit dessen Bordellbetrieb aus dem Haus werfen wollte, wogegen dieser sich erfolgreich wehrte.
Damals beschuldigte Stockwerkeigentümer Willi den Bordellbetreiber Gehrig öffentlich, ihm wegen der Kündigung mit dem Tod gedroht zu haben. Dem Vernehmen nach sollen Willi und Gehrig damals mit Polizeischutz beim Mieterverband erschienen sein, worauf Gehrig eine Erstreckung erhielt. «Der Verwalter der Liegenschaft schafft es einfach nie, Gehrig zu kündigen», sagte im letzten November ein Szenenkenner, der anonym bleiben wollte, zu zentralplus.
«Sicher kein Puff mehr»
Jetzt, mit neuem Eigentümer, hat das geklappt. «Es gibt sicher kein Puff mehr», sagt Vanja Palmers. Vor der Schlichtungsbehörde hat er sich mit Mieter Urs Gehrig geeinigt. Der Bordellbetrieb läuft noch zwei Jahre, dann ist Schluss. Palmers: «Herr Gehrig wollte noch drei Jahre bleiben, mir wäre ein Jahr lieber gewesen.» Jetzt freut sich Palmers über den gefundenen Kompromiss: «Der Mietvertrag mit Herrn Gehrig endet am 31. März 2018 unwiderruflich und unanfechtbar.»
«Wenn ich ehrlich bin: Ich habe das Haus von innen noch gar nicht gesehen.»
Vanja Palmers
Vanja Palmers hat zwei Jahre Zeit, sich zu überlegen, was er ab 2018 mit dem Gebäude machen will. «Wenn ich ehrlich bin: Ich habe das Haus von innen noch gar nicht gesehen.» Nach Angaben des Vorbesitzers sei die Substanz gut, so Palmers. «Ich kann mir vorstellen, Studentenzimmer einzurichten.» Das, so Palmers, hätte den Vorteil, dass er nicht wahnsinnig viel Geld für den Umbau investieren müsse. Aber auch Wohnungen und Büroräumlichkeiten kämen für ihn infrage. «Um wieder Hotelzimmer daraus zu machen, müsste ich wohl ziemlich viel Geld in die Hand nehmen», sagt Palmers. Aber auch das sei nicht ausgeschlossen.
«Ich war nicht der einzige Interessent.»
Vanja Palmers
«Kein Schnäppchen»
Wie viel er für das Altstadthaus an der Pfistergasse bezahlt hat, will Palmers nicht sagen. Von einem Schnäppchen könne man nicht sprechen: «Ich war nicht der einzige Interessent. Mir ist meine spezielle Beziehung zum Haus aber zugute gekommen.» Denn schon vor 10 Jahren wollte Palmers das Haus kaufen. «Das hat dann aber nicht geklappt.»
Palmers gehört nicht das ganze Haus: Ein einziger Raum gehört im Stockwerkeigentum weiterhin der Studentenverbindung der Altindustrianer. Diese wollten den Bordellbetrieb schon seit einiger Zeit loswerden. Will Palmers deren Anteil am Haus auch aufkaufen? «Einfacher wäre es. Aber das müssen wir jetzt aushandeln.» Der Raum der Altindustrianer verfüge allerdings über keinerlei Infrastruktur, so Palmers. Wenn diese den Raum behalten wollten, müssten sie Toiletten wohl bei ihm mieten. Palmers: «Ich bin bereit, einen Weg zu finden. Schliesslich bin ich ja selber auch Altindustrianer.»
Die Altindustrianer wollten sich auf Anfrage nicht zum neuen Miteigentümer des «Brüggli» äussern. Urs Gehrig war nicht erreichbar.
«Wir sind ein Krebsgeschwür»: Lesen Sie unser Interview mit Vanja Palmers.