Luzern: Sorge um denkmalgeschütztes Gebäude

Teure Sanierung für kaum genutztes Haus

Hier zu sehen ist einer der von den Senkungen betroffenen Räume im Am-Rhyn-Haus. (Bild: zVg)

Das Am-Rhyn-Haus in der Luzerner Altstadt sackt ab, Wände drohen herauszubrechen. Jetzt muss es abgesichert werden. Die Aktion geht ins Geld: 1,25 Millionen Franken. Die Nutzung bleibt weiterhin ungeklärt.

Risse, instabile Latten, durchgebogene Balken. Das denkmalgeschützte Am-Rhyn-Haus in der Luzerner Altstadt senkt sich ab (zentralplus berichtete). Schuld daran ist der Untergrund. «Das Gebäude steht nicht auf einem einzelnen, sondern auf zwei verschiedenen Baugründen», sagt Stadtbaumeisterin Friederike Pfromm.

Würde das Am-Rhyn-Haus auf nur einem einzelnen Baugrund stehen, würde es zwar ebenfalls absacken, allerdings gleichmässig. Weil sich das Hinterhaus, also der Gebäudeteil auf der Reussseite, und das Vorderhaus unterschiedlich schnell absenken, entstehen Spannungen und Risse. Die Balken der Konstruktion biegen durch, wodurch Wände herausbrechen könnten. Jetzt muss die Stadt Luzern reagieren. Und leitet Sofortmassnahmen ein.

Das weisse Gebäude in der Bildmitte ist das Am-Rhyn-Haus.

Das weisse Gebäude in der Bildmitte ist das Am-Rhyn-Haus.

(Bild: Kilian Küttel)

Situation verschärft sich

Gemäss Stadtbaumeisterin Pfromm verschärft sich die Situation zunehmend. Sie spricht von einem «fortschreitenden Schadensverlauf». Diesem wird ab Mittwoch der Riegel geschoben: Zuerst wird die Holzkonstruktion bei den Arkaden in Richtung Reuss abgestützt und hochgedrückt. Sie wird dadurch um drei bis fünf Zentimeter gehoben. Da dies schonend passieren muss, dauert das Anheben zwischen drei und sechs Monate. Durch die Massnahme nimmt die Last auf das Gebäude um 1,5 Tonnen ab.

In einem zweiten Schritt wird dann der südöstliche Gebäudebereich saniert. Die Stadt rechnet damit, die Arbeiten Anfang nächsten Jahres abzuschliessen. Während der Bauarbeiten entstehen für Verkehr und Fussgänger keine Einschränkungen. Die Sofortmassnahmen kosten über 1,25 Millionen Franken.

An diesem Balken des Am-Rhyn-Hauses treten Risse durch die Absenkung auf.

An diesem Balken des Am-Rhyn-Hauses treten Risse durch die Absenkung auf.

(Bild: zVg)

Stadt hat Problem aufgeschoben

Dass das Bürgerhaus aus dem 17. Jahrhundert absackt, ist nicht erst seit heute bekannt. Im Zuge der Sanierung der Dächer und der Aussenfassade wurden bereits 2011 erste Gegenmassnahmen getroffen. Laut Pfromm hat man so den Schadensverlauf zwar verzögert, allerdings nicht aufgehalten. Auf eine umfassende Behebung der statischen Probleme sei damals bewusst verzichtet worden. Im Hinblick auf die anstehende Komplettsanierung wollte man sich zweifache Arbeit ersparen.

Der Stadtrat will das Konzept zur Innensanierung bis Ende dieses Jahres zusammenhaben und dem Parlament vorstellen. Ebenfalls bis Ende Jahr will der Stadtrat ein Nutzungskonzept präsentieren. 

Viele verworfene Ideen

Das Am-Rhyn-Haus ist seit Jahren ein Politikum. Seit 2008 und dem Wegzug des Picasso-Museums an die Pilatusstrasse ins Rosengart-Museum liegt die Liegenschaft praktisch brach. Bestrebungen, das Gebäude zu nutzen, gab es immer wieder: Von einem Brauereimuseum über ein Literaturhaus oder ein Boutique-Hotel standen etliche Ideen im Raum – und wurden allesamt verworfen. 

Jüngst forderten SP und Grüne in einem Postulat, dass die Stadt Luzern sämtliche leerstehenden Gebäude in ihrem Besitz für eine Zwischennutzung zur Verfügung stellen sollte – also auch das Am-Rhyn-Haus, das der Stadt Luzern seit 1946 gehört. Der Stadtrat beschloss, auf den Vorstoss einzugehen. Allerdings nicht für sämtliche Gebäude. Häuser, die dem Denkmalschutz unterliegen, sollten von der Nutzung weiterhin ausgeschlossen werden – also auch das Am-Rhyn-Haus.

Das Am-Rhyn-Haus (roter Pfeil) befindet sich an der Reuss in der Altstadt.

Das Am-Rhyn-Haus (roter Pfeil) befindet sich an der Reuss in der Altstadt.

(Bild: zentralplus)

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