Zuger erklären zentralplus ihre Tätowierungen

Tattoos für die Liebe und das Leben

Yin- und Yang-Tattoo: Mike Deck aus Menzingen in der Zuger Männerbadi.

(Bild: woz)

Heutzutage sind sie absolut Kult: Tätowierungen. Wir sind in Zuger Badis den individuellen Geschichten hinter dem Körperschmuck nachgegangen – und haben nicht nur philosophische und sehr persönliche Tattoos gefunden, sondern auch viel Romantik.

Relaxed liegt er im Schatten der grossen Bäume und unterhält sich gerade mit seinem Kollegen: Mike Deck aus Menzingen. Was sofort auffällt, ist seine grosse Tätowierung auf dem rechten Oberarm. «Das ist ein Yin- und Yang-Tattoo», sagt der 22-Jährige. Es ist noch ganz frisch auf seiner Haut. Erst vor ein paar Monaten hat er es sich stechen lassen.

«Ich habe vier Jahre gebraucht, bis ich mich durchgerungen habe, ein solches Tattoo haben zu wollen.» Auch seine Mutter und seine Schwester tragen Tätowierungen. Für ihn steht das Yin- und Yang-Symbol aus der chinesischen Philosophie für all das, was das Leben bereithält. «Was geschehen ist und was noch in Zukunft sein wird.»

«Für jeden hat so eine Tätowierung eine andere Bedeutung.»

Mike Deck, Menzingen

Der junge Mann hat sich das Tattoo privat in Baden stechen lassen. Rund 1000 Franken habe die zweistündige Prozedur gekostet. «Am Anfang tut es eigentlich nicht weh, aber wenn dann die ganze Hautstelle gereizt ist, schmerzt es schon ein bisschen», so Mike Deck. Er müsse nochmals zum Nachstechen gehen.

Der Menzinger ist mit seinem Tattoo sehr zufrieden. «Eines reicht mir aber, glaube ich. Vielleicht lasse ich es noch bis hinter die Schulter erweitern», sagt er und lächelt. Er sei nicht so der Piercing-Typ. «Mir gefällt mein Tattoo, weil es fein aussieht. Aber für jeden hat so eine Tätowierung eine andere Bedeutung.» Er empfiehlt jedem, sich ein Tattoo genau zu überlegen. «Denn du hast es dann eine Ewigkeit.»

Bei Evelyne Niederberger schimmert ein buntes Tattoo auf ihrem linken Schienbein.

Bei Evelyne Niederberger schimmert ein buntes Tattoo auf ihrem linken Schienbein.

(Bild: woz)

Einige Handtücher weiter in der Zuger Männerbadi «sünnelet» Evelyne Niederberger. In der Sonne strahlen die Farben ihres grossen Tattoos am linken Schienbein besonders kräftig. «Das Motiv zeigt den Vogel Garuda aus der hinduistischen Mythologie», erklärt die 33-Jährige, die in Zug an der Loretoschule als schulische Heilpädagogin arbeitet.

Die Inspiration für den bunten Vogel, der von der Bedeutung etwa vergleichbar sei mit dem Bild des Phoenix, der aus der Asche steigt, habe sie in den Ferien in Bali bekommen. Ihrer Mutter habe sie damit keine Freude bereitet. Aber sie fühlt sich mit ihrem Tattoo sehr wohl.

«Mir haben Tattoos schon immer gefallen.»

Evelyne Niederberger

«Stechen lassen habe ich es in Luzern bei Rob Koss. Das hat 3’000 Franken gekostet», sagt Evelyne Niederberger. Sie ist auch noch am rechten Oberarm, auf dem Rücken und am Bauch tätowiert. Im Job verhüllt sie ihre Tattoos lieber. «Wenn ich das nicht machen würde, käme ich mir wohl weniger seriös vor.»

«Mir haben Tattoos schon immer gefallen», bekennt die Stanserin, die eine siebenjährige Tochter hat. Sie glaubt, dass Tätowierungen Ausdruck dafür sein können, sich etwas einverleiben zu wollen. Etwas zu fassen, was noch nicht da sei.

«Bedürfnis nach Sicherheit und Beständigkeit»

«Tattoos sind heutzutage eine Massenerscheinung. Viele lassen sich wohl auch tätowieren, weil ihre Vorbilder auf Social Media Tattoos tragen», erklärt sich die junge Frau den Boom der Bilder auf der Haut.

Evelyne Niederberger vermutet aber auch, dass die Menschen ein tiefes Bedürfnis nach Stabilität und Beständigkeit haben. «Man weiss ja nie, wann man verlassen wird, weil’s dem Gegenüber irgendwann nicht mehr so in sein Selbstentfaltungsprogramm passt. Und dieses Bedürfnis nach Sicherheit und Beständigkeit findet Ausdruck in einer Tätowierung – weil dieses eben für immer ist.»

In Liebe vereint – auch durch die sich komplettierenden Tattoos auf ihren Unterarmen: Cornelia und Serge Kurz aus Neuheim.

In Liebe vereint – auch durch die sich komplettierenden Tattoos auf ihren Unterarmen: Cornelia und Serge Kurz aus Neuheim.

(Bild: woz)

Doch Tattoos sind nicht nur Kult und Körperschmuck oder Lebenssinn stiftend. Sie können auch sehr romantisch sein – wie Cornelia und Serge Kurz in der Zuger Badi Seeliken unter Beweis stellen. Die 30-jährige Neuheimerin lässt einen riesigen Adler seine Schwingen auf ihrem Rücken ausbreiten.

«Dieses Tattoo ist schon 12 Jahre alt und ich habe es für 900 Franken in Bern stechen lassen.» Die Gärtnerin, die auch gepierct ist, war schon immer neugierig auf Tattoos und hat dann aus Spass weitergemacht. «Ich habe es bisher noch nicht bereut», sagt sie. Dass Tätowierungen heute so verbreitet sind, hält sie für eine Modeerscheinung. Früher sei die Körperkunst noch interessanter gewesen, heute sei sie nichts Spezielles mehr.

«Der Kompass zeigt an, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

Serge Kurz (40), Neuheim

Das gilt allerdings nicht für sie und ihren Mann Serge. Und für ihr wichtigstes Körpermal. Denn auf den Unterarmen der beiden ist der bisher schönste Moment ihres Lebens verewigt: der 13. Mai 2016. An diesem Tag haben die beiden in Interlaken geheiratet.

Der Clou an dem Tattoo: Nur wenn beide ihre Unterarme nebeneinanderlegen, fügt sich die Tätowierung zu einem kompletten Motiv – einem schönen Kompass. «Er zeigt an, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt Serge und lächelt seine Cornelia an. Und sie lächelt zurück.

Schmetterlinge und Kirschblüten zieren Nina Mathys.

Schmetterlinge und Kirschblüten zieren Nina Mathys.

(Bild: woz)

Ein ganz besonders schönes Tattoo ziert die Schulter und den Oberarm von Nina Mathys aus Zug. Auf der Haut der 35-jährigen Detailhandelsfachfrau blühen Kirschblüten und flattern bunte Schmetterlinge. Ein Hauch von japanischer Sinnlichkeit.

«Für mich ist dieses Tattoo schon wie ein Muttermal.»

Nina Mathys, Zug

«Der Schmetterling ist ja so ein Symbol für Entwicklung, für den Wandel in der Natur», erzählt sie in der Badi Seeliken. Für sie bedeute dieses Tattoo etwa, dass man immer auf dem Weg sei. Dass sich das Leben ständig verändere. Ihrem Vater habe das Tattoo zwar nicht so gefallen, das sie nun seit 12 Jahren trägt. «Für mich ist dieses Tattoo schon wie ein Muttermal», sagt sie und lacht.

Wobei es ihr das Thema Leben auch auf einem anderen Tattoo angetan hat – in Gestalt eines Mottos auf ihrem linken Unterarm. «Liebe das Leben, und das Leben liebt Dich», steht da in schwarzer Schrift verewigt. Kalligraphie der philosophischen Sorte. Und ein nicht zu übersehendes Memo der ermunternden Art.

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