Der Ball verbindet die Welt – auch in Luzern

Talentierte Fussball-Kids und Asylbewerber kicken drauf los

Das Team OG Kickers beim Training in Luzern.

(Bild: web)

Es nieselt, der Rasen ist nass. Doch die Jungs geben Gas beim letzten Training vor den Sommerferien und dem Turnier am kommenden Wochenende. Mit dabei im etwa 17-köpfigen Team der Junior Kickers sind auch zwei junge Asylbewerber. Das ist nicht uneigennützig, sagt ihr Trainer.

Die Stimmung ist locker und aufgeräumt, die jungen Fussballer sind zwischen 14 und 17 Jahre alt und voll im Saft. Mit viel Power, lockeren Sprüchen und coolen Frisuren sind sie beim Warm-up dabei.

Assistenz-Trainer Yonas Kidane gibt die Anweisungen. Er steht mit den Krücken am Feldrand, kürzlich hat er sich das Schienbein gebrochen. «Natürlich beim Tschutten», lacht er.

Dass in der Mannschaft zwei junge Asylbewerber mitspielen, findet er eine gute Sache. «Sie wurden hier schnell aufgenommen und es ist eigentlich kein Thema, woher sie kommen und warum sie da sind», sagt er in akzentfreiem Luzerner Dialekt. Yonas ist hier aufgewachsen, seine Eltern sind vor Jahren aus Eritrea in die Schweiz gekommen. Eine solche Geschichte ist hier im Junioren-Klub nichts Besonderes, im Gegenteil: Auf dem Feld der FC Kickers sind viele Jungs mit Migrationshintergrund am Ball, von Albanien über Eritrea oder Deutschland.

Assistenz-Trainer Jonas hält das Team der OG Kickers auf Trab.

Assistenz-Trainer Jonas hält das Team der OG Kickers auf Trab.

(Bild: web)

Talentierte Spieler sind gefragt

Im Training und auch abseits des Spielfelds wird aus Prinzip nur Deutsch gesprochen, eine gute Chance für die zwei neuen Spieler. «Als Rachid S. bei uns angefangen hat, verstand er fast nichts. Und jetzt, ein paar Monate später, kann er gut mitreden und versteht eigentlich alles.»

Der FC Kickers wurden von der Caritas angefragt, ob die zwei Jungs mit Asylstatus im Junioren-Club mitmachen können. Einer von ihnen lebt im Asylzentrum Sonnenhof, der andere seit Kurzem im Pilatusblick Kriens, wo junge unbegleitete Asylbewerber untergebracht sind.

«Das ist eine Win-win-Situation: Wir bekommen talentierte Junioren und die Asylbewerber eine gute Integration.»
Emanuel Willi, Juniorenobmann der FC Kickers

Bereits bei den A-Junioren spielen drei bis vier Eritreer mit. «Das sind übrigens sehr gute Spieler!» sagt Junioren Obmann Emanuel Willi, der sich für die Kickers und auch den Austausch mit Flüchtlingen und Asylbewerbenden im Fussball engagiert.

Ein Zürcher integriert sich über Fussball

Emanuel Willi ist es ein Anliegen, auch einmal darauf hinzuweisen, dass dieses Engagement keineswegs uneigennützig sei: «Dass auch Asylbewerber bei uns mitspielen, ist eine Win-win-Situation: Wir bekommen talentierte Junioren und sie eine gute Integrations-Chance.» Das Niveau ist im Moment hoch, das Team OG Kickers B wurde soeben Regionalmeister Innerschweiz.

Dass Fussball etwas vom Besten ist, um an einem neuen Ort heimisch zu werden und schnell Anschluss zu finden, kennt der Sekundarlehrer Willi aus eigener Erfahrung. «Eingewandert bin ich zwar nur aus Zürich. Aber auch ich war hier zuerst fremd und der Fussball hat mir geholfen, mich in Luzern zu integrieren.»

Emanuel Willi, Juniorenobmann FC Kickers Luzern.

Emanuel Willi, Juniorenobmann FC Kickers Luzern.

(Bild: web)

Nasenrümpfen auf dem Land

Die Kickers sind ein Stadtclub. Dass hier Jugendliche mit unterschiedlichster Herkunft mitspielen, ist längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Anders sei dies teils auf der Landschaft, sagt Willi. «Es gibt auch immer wieder gegnerische Teams, die über unser Multikulti-Team die Nasen rümpfen.» Selber findet er es wichtig, dass der Mix stimmt, und aktuell kann er das nur loben. «Wir haben zusammen mit dem SC Obergeissenstein in unserem tollen Quartier eine starke Spielgemeinschaft auf die Beine gestellt.»

Kicken und Schlemmen am Turnier

Diesen Samstag organisieren die Kickers ein «Kick Nick», das im Rahmen der Aktionswoche Asyl stattfindet. Beim Fussballturnier spielen Vereinsmitglieder in gemischten Teams zusammen mit Asylsuchenden und Flüchtlingen freundschaftlich um den «Club 12»-Pokal. Die Festwirtschaft orientiert sich an der Vielfalt der Teilnehmenden: Es gibt kulinarische Leckerbissen aus verschiedensten Weltregionen.

Turniere an Aktionswoche Asyl

Am Samstag, 18. Juni finden im Rahmen der Aktionswoche Asyl in Luzern und Emmenbrücke zwei Turniere statt, bei denen auch Asylbewerbende und Flüchtlinge mitspielen.

Kick Nick – aus Freude am Fussball
Fussballturnier mit sportlichen und kulinarischen Highlights
Besammlung: 15.30 Uhr, Turnier: 16 – 19 Uhr (ab 15 Jahren)
Treffpunkt: Sportplatz Tribschen, Luzern
Organisation: FC Kickers Luzern

Street Soccer Spieltag
Fussballturnier zum nationalen Flüchtlingstag
Zeit: 11 – 16 Uhr
Treffpunkt: Asylzentrum Sonnenhof, Emmenbrücke
Organisation: Strassenliga Zentralschweiz, Jungwacht Blauring Luzern, youngCaritas
Dieses Fussballturnier im Asylzentrum schafft Begegnungsmöglichkeiten, inkl. Buffet mit Köstlichkeiten aus aller Welt.

Weitere Veranstaltungen der Aktionswoche Asyl Stadt Luzern.

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