Stadt Zug als Werbepartner fragwürdiger Unternehmen
Unternehmen können auf der Webseite der Stadt Zug kostenlos für sich werben. Die Einträge können von jedermann erstellt, verändert und publiziert werden. Dies öffnet Missbrauch Tür und Tor. Ausserdem stellt sich die Frage, ob die öffentliche Hand Unternehmen tatsächlich eine Werbeplattform bieten soll.
Auf der offiziellen Webseite der Stadt Zug gibt es ein Verzeichnis des hiesigen Gewerbes. Rund 500 Einträge weisen darauf hin, welche Unternehmen sich in der Stadt Zug so tummeln, wer tolle Farbberatungen macht, wo man Diamanten kaufen kann und wer den defekten Rollladen reparieren könnte.
Die Stadt möchte den lokalen Unternehmen damit die Gelegenheit geben, Werbung in eigener Sache zu machen, heisst es auf Anfrage. Dieter Müller, Kommunikationsleiter der Stadt Zug, erklärt: «Dieses Angebot hat die Stadt, soweit ich weiss, vor zehn oder fünfzehn Jahren aufgeschaltet. Das verschaffte den Firmen einen gewissen Nutzen, da die Internetsuche damals noch nicht sehr ausgereift war.»
Selbsthilfe-Firma führt zum Schuh-Ausverkauf
Wir haben uns einmal umgeblickt im Firmenregister. So trifft man etwa auf eher «gschpüürige» Firmen, wie etwa «able4you», die sich mit «Ihnen/Ihrem Kind auf den Weg der Entdeckung und Aktivierung der eigenen Potenziale, Fähigkeiten» machen will und dem Kunden dabei helfen will, sich als Menschen zu entwickeln. Wir klicken auf den Link. Die Webseite, die man damit erreicht, möchte uns jedoch günstig Schuhe verkaufen. Auch wenn Selbstfindung und Schuhkauf bei manchen Leuten korrelieren.
Ebenfalls versprechend klingt die Firma «Antiproblems». In der Beschreibung finden wir heraus, was die Firma tut. «Wir beleben Ihren Computer neu.» Aha. Bloss. Die Firma hat Ihren Sitz in Lugano. Abgesehen, dass Zug eine der 33 angefahrenen Destinationen ist, hat das Unternehmen rein gar nichts mit dem Zentralschweizer Kanton zu tun.
Auch die Schweizer Post hat einen Eintrag im Stadtzuger Register. Darin zu finden sind unter anderem die Öffnungszeiten der vier verschiedenen Postfilialen. Auch jene der Hauptpost am Postplatz, welche gar nicht mehr in Betrieb ist. Markant: Sucht man per Google nach «Post» und «Stadt Zug», ist der veraltete Eintrag der Stadt bereits auf dritter Stelle zu finden.
Ist das Aufgabe der Stadt?
Da fragt es sich, ob es Aufgabe der Stadt ist, überhaupt ein solches Angebot für Firmen zu machen. Stadtpräsident Dolfi Müller antwortet: «Das ist tatsächlich eine gute Frage. Zug will natürlich wirtschaftsfreundlich sein. Dennoch ist Missbrauch nicht auszuschliessen, denn jedes Unternehmen kann seinen Eintrag selber machen.»
Der Kommunikationsleiter präzisiert: «Bei Ersteintragungen läuft das immer über die Stadtverwaltung. Mutationen können die Unternehmen jedoch selber vornehmen.» Und obwohl er selber noch nie einen Missbrauch dieses Systems habe feststellen können, komme es doch ab und zu vor, dass sich Firmen registrieren, die nicht in der Stadt Zug ansässig sind, sondern in den umliegenden Gemeinden. Aber auch Firmen aus Fällanden oder Lugano findet man unter den Einträgen.
Missbrauch der amtlichen Webseite
Dennoch gibt es durchaus auch Unternehmen, welche das von der Stadt zur Verfügung gestellte System missbrauchen.
So ist etwa die «Monarch Business School», die ihren Sitz in Cham hat, im Stadtzuger Firmenregister eingetragen. Bei der Unternehmensbeschreibung liest man dort die lobenden Worte:
«Die UGSM-Monarch Business School ist eine private, hochwertige, anerkannte Universität mit Möglichkeiten zum Doktor- und Masterabschluss. Die UGSM-Monarch Business School arbeitet nach amerikanischen und europäischen Bildungsstandards und ist auf das Management-Studium spezialisiert. Die Dozenten an der UGSM-Monarch Business School kommen aus den verschiedensten top Business Schools und Universitäten in der ganzen Welt.»
Gleichzeitig weist die Schule auf ihrer Webseite unter «Accreditation Information» darauf hin, dass die Schule auf der Seite des Kantons (es handelt sich notabene um die Seite der Stadt) als private Businessschule registriert sei, wie durch folgendes Statement bewiesen sei. Darauf folgt in Kursiv die wohlwollende Beschreibung der Schule. Welche sie natürlich selbst im Firmenregister eingetragen hat.
Es entsteht der Eindruck, als ob die Stadt selbst die lobenden Worte geschrieben hätte.
Mit dieser Vorgehensweise ist die Zuger Bildungschefin Vroni Straub ganz und gar nicht einverstanden. «Ich finde es nicht gut, dass solche Einträge stehen gelassen werden. Man müsste die Liste der Unternehmen regelmässig und sorgfältig bewirtschaften.» Nur schon, wenn ein skurriler Eintrag über zwei, drei Tage auf der Webseite stehe, sei das zu lange. «Denn wir sind doch immerhin eine Stadt mit einer gewissen Verantwortung», ergänzt Straub.
Von zentralplus damit konfrontiert, will die Stadt die Thematik nun angehen. Sowieso sei man derzeit daran, die ganze Liste zu kontrollieren, um etwa herauszufinden, welche der eingetragenen Firmen überhaupt noch aufgeführt werden wollen und welche Unternehmen sich in Zug befinden, erklärt Dieter Müller. «Und dabei wird sich sicherlich die Frage stellen, ob sich das Register überhaupt noch lohnt oder ob wir es ganz löschen.»