Kriens hat jetzt einen Schadenmelder

Stadt Luzern zieht digitalen Dorfplatz einer «Motz-App» vor

Zu wenig Platz im Glascontainer oder falsch deponierter Abfall: Was stört, kann online gemeldet werden. In Luzern gibt's dafür aber keinen eigenen Kanal. (Bild: jal)

Wer einen überfüllten Abfallkübel oder ein kaputtes Trottoir sichtet, kann das in Kriens seit Kurzem online melden. In Luzern ist eine «Motz-App» bereits seit Längerem ein Thema. Dass sie trotz Parlamentsentscheid noch nicht existiert, hat mit der Idee einer neuen Quartier-App zu tun.

Die Rutschbahn auf dem Spielplatz ist verschmutzt, der Abfalleimer bei der Bushaltestelle ständig voll oder die Strassenlampe defekt: Wo immer es im öffentlichen Raum ein Problem gibt, kann man das in Kriens neu online den Behörden melden. «Sei es, weil man sich darüber ärgert. Sei es, weil es einen Gefahrenherd für andere darstellt», schreibt die Stadt auf ihrer Website.

Der neue digitale Schadenmelder soll dazu beitragen, dass die Bürger nicht einfach die Faust im Sack, sondern den Verantwortlichen Beine machen – und so dazu beitragen, dass ein Problem schneller gelöst wird.

Es ist ein Angebot, das andere Städte schon länger kennen. In Zürich etwa gibt es seit Jahren die App «Züri wie neu», mit der Passantinnen melden können, wenn irgendwo etwas kaputt ist oder stört (zentralplus berichtete).

Analog zu dieser App wollte auch die Stadt Luzern ein vergleichbares Angebot einführen. Das Stadtparlament hat 2017 ein entsprechendes Postulat der Grünen überwiesen (zentralplus berichtete).

Integrale Lösung statt einzelne Apps

Doch Anfang 2021 gibt's nach wie vor kein «Lozärn wie neu». Nicht, weil das Anliegen bei der Stadt in Vergessenheit geraten wäre. Sondern aus anderen Überlegungen.

«Wir haben uns entschieden, die Funktionalität der Schaden- oder Mängelmeldung im Gesamtkontext der Interaktion und Partizipation mit der Bevölkerung und der Stadt Luzern zu betrachten», sagt Stefan Metzger, seit März 2020 neuer Digitalexperte der Stadt Luzern (zentralplus berichtete). «Wir sind der Meinung, dass Einzellösungen und Apps eher zur Unübersichtlichkeit führen können und streben daher nach Möglichkeit integrale Lösungen an.»

Im Klartext: Der Schadenmelder soll in ein grösseres Projekt integriert werden. Zur Diskussion steht eine sogenannte Quartier-App, wie sie in jüngster Vergangenheit im Würzenbach-Quartier thematisiert wurde. Die Idee: Ein digitaler Dorfplatz, auf dem sich Nachbarn austauschen und organisieren können.

In Zeiten der Digitalisierung gewinnen solche Anwendungen zunehmend an Bedeutung. Im Kanton Luzern nutzen mehrere Gemeinden die interaktive App des Schweizer Unternehmens Crossiety als digitalen Marktplatz – eine Art Social-Media-Plattform für die Gemeinde, deren Vereine und die Dorfbevölkerung. 

Auch von privater Seite her gibt es entsprechende Bemühungen. So soll es beispielsweise in der Nidfeld-Siedlung in Kriens eine eigene App für die Bewohner geben (zentralplus berichtete). Auch bei der Himmelrich-Siedlung der Allgemeinen Baugenossenschaft können sich die Bewohner über ein eigenes Intranet austauschen und organisieren.

Vorbild in der Ostschweiz

Eine Vorreiterrolle kommt der Stadt St. Gallen zu, die wie Luzern einen eigenen Digital Chief Officer beschäftigt und seit einigen Jahren Apps für einzelne Quartiere testet. Die Bewohner finden dort News, Fotos und Veranstaltungshinweise aus ihrem Quartier. Ebenso existiert ein Marktplatz, auf dem man beispielsweise seine Wohnung ausschreiben, das ungenutzte Sofa verkaufen oder seine Bohrmaschine den Nachbarn ausleihen kann. Auch Dienstleistungen wie die Vermietung von Sälen oder der Standort des nächsten Mobility-Parkplatzes findet man auf der kostenlosen App. 

Diese ist Teil der St. Galler Stadt-App namens «MobileSG» – auf der auch Mängel und Schäden gemeldet werden können. Das wird rege genutzt, wie ein Blick auf die Website zeigt: Nur schon in den ersten Tagen des Jahres 2021 sind von vereisten Strassen über Ratten auf einem Spielplatz bis hin zu verwaisten Velos zahlreiche Meldungen registriert worden.

Luzerner Projekt ist weit fortgeschritten

Ob das Pendant davon bald auch in Luzern online geht, wird sich demnächst zeigen. Laut Digitalexperte Stefan Metzger sind die Diskussionen zur Quartier-App bereits weit fortgeschritten – er kündigt diesbezüglich in wenigen Wochen Neuigkeiten an.

Bis dahin gilt: Wer in der Stadt Luzern einen überfüllten Abfalleimer oder ein Schlagloch entdeckt, kann dies den städtischen Abteilungen per Kontaktformular mitteilen – oder über die Social-Media-Kanäle der Stadt Luzern.

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