Neueröffnung in Emmenbrücke

So sieht es im grössten Caritas-Markt der Schweiz aus

Freut sich über den neuen Standort: Irène Meuris vom Caritas Markt. (Bild: ida)

Nach langer Suche hat die Caritas Zentralschweiz ein neues Zuhause in Emmenbrücke gefunden. Der Standort vereint Einkauf, Beratung und Secondhand unter einem Dach.

Gerliswilstrasse 42, Emmenbrücke: Hinter der gläsernen Schiebetür stapeln sich rote Einkaufskörbe. Im Innern riecht es nach frisch aufgebackenem Brot, Leute kommen rein und füllen ihre Körbe mit Peperoni, Milch und Shampoos – alles ist hier deutlich günstiger als in regulären Einkaufsmittelläden. Eine 1,5-Liter-Tüte Milch: 1.35 Franken – bei der Konkurrenz kostet sie 1.65 Franken. Ein helles Ur-Holzofenbrot: 1.20 Franken, regulär kostet dieses 3.80 Franken.

Der Caritas-Markt ist der Supermarkt fürs kleine Budget, der Armutsbetroffenen offen steht. Seit Anfang dieser Woche ist er nun neu an der Gerliswilstrasse zu finden. Zuvor war er an der Bleicherstrasse in der Stadt Luzern. Es ist flächenmässig der grösste aller insgesamt 23 Caritas-Märkte in der Schweiz.

Der neue Caritas-Markt in Emmenbrücke. (Bild: ida)

Suche nach einem neuen Standort war herausfordernd

Im Frühling 2023 wurde bekannt, dass die damalige Caritas Luzern ihre zentralen und preiswerten Ladenflächen in Luzern aufgeben muss. Die beiden Läden «Caritas-Markt» und «Caritas Wohnen» in der Luzerner Neustadt werden einem Neubau weichen (zentralplus berichtete). Damit standen zwei beliebte Caritas-Angebote vor dem Aus.

Die Standortsuche gestaltete sich schwierig, da die finanziellen Mittel der Caritas knapp sind. Ende Mai 2024 konnte die Caritas Zentralschweiz dann über den neuen Standort an der Gerliswilstrasse in Emmenbrücke informieren (zentralplus berichtete). Neben den beiden Läden finden die Sozial- und Schuldenberatung sowie die Kulturlegi Zentralschweiz ein neues Zuhause. Alles unter einem Dach.

Das neue «soziale Kompetenzzentrum»

Das zeigt auch ein Rundgang durch den neuen Standort: Links ist der Caritas-Markt, rechts wird der Secondhandladen und das Brocki – neu unter dem Namen «Second Chance» – im Februar die Pforten öffnen. Über eine Treppe gelangt man zum Empfang und zu den Büros, wo die Kulturlegi und die Sozial- und Schuldenberatung sind.

Daniel Furrer, dem Geschäftsleiter der Caritas Zentralschweiz, steht die Freude bei der offiziellen Eröffnung vom Donnerstag ins Gesicht geschrieben. «Wir sind extrem glücklich, an diesem Standort ein neues Zuhause gefunden zu haben: Hier werden wichtige Caritas-Angebote unter einem Dach vereint, es ist ein neues, soziales Kompetenzzentrum.» Er spricht von einem wahren Glücksfall, einen idealeren Standort gebe es nicht. Die Caritas könne am neuen Standort in Emmenbrücke Armutsbetroffene und -gefährdete bedarfsgerechter und effektiver unterstützen.

Daniel Furrer, Geschäftsleiter der Caritas Zentralschweiz, und Ursi Meyer, Leiterin Kulturlegi Zentralschweiz. (Bild: ida)

Fast 12'000 nutzen in der Zentralschweiz die Kulturlegi

Ursula Meyer, die Leiterin der Kulturlegi Zentralschweiz, schätzt, dass für die Kunden die Wege nun kürzer werden: Merkt jemand an der Kasse im Caritas-Markt, dass seine Kulturlegi abgelaufen ist, kann er eine neue im gleichen Haus, hinter einer anderen Tür, anfordern.

Und das machen Tausende: «In der ganzen Zentralschweiz sind es fast 12'000 Kulturlegi-Nutzende», sagt Meyer. Sie verzeichnen einen grossen Zuwachs an Anträgen – um rund 20 Prozent haben diese zugenommen.

Menschen mit einer Kulturlegi-Karte profitieren von Vergünstigungen und Rabatten. Im Caritas-Markt können sie Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs zu stark vergünstigen Preisen kaufen. Anspruch auf eine Kulturlegi haben Erwachsene, Kinder und Jugendliche, die nachweislich am oder unter dem Existenzminimum leben – das wird streng überprüft.

Caritas-Markt verzeichnete Rekordumsatz

Der Ukraine-Krieg und die Inflation treiben deutlich mehr Menschen in die Caritas-Märkte: Alle Schweizer Caritas-Märkte gemeinsam haben 2022 einen Umsatz von 16,1 Millionen Franken erzielt – ein «trauriger Rekord» (zentralplus berichtete). Profitieren würden Kundinnen vor allem bei Grundnahrungsmitteln. Diese verkauft die Caritas deutlich günstiger, als sie sie eingekauft habe.

Wer hier etwas kaufen will, braucht eine Kulturlegi. (Bild: ida)

Auch 2023 griff eine Rekordzahl an Menschen auf die Caritas-Angebote zurück. Die Caritas-Märkte in Baar und Luzern verbuchten einen rekordhohen Umsatz mit einem gemeinsamen Plus von sieben Prozent. «Was bei jedem anderen Detailhändler ein Grund zum Jubeln ist, bedeutet in unserem Fall eine Zunahme von armutsbetroffenen Menschen», bilanzierte die Caritas Zentralschweiz in ihrem Jahresbericht.

Auch in diesem Jahr wird der Caritas-Markt rege besucht, die Eröffnung am neuen Standort ist gemäss Irène Meuris, Standortleiterin Caritas-Markt, sehr gelungen. In diesem Jahr sei der Umsatz nun leicht rückläufig.

Zu viel für Sozialhilfe, zu wenig fürs Leben

Alle Hände voll zu tun hat auch Antje Sonntag. Sie leitet die Sozial- und Schuldenberatung der Caritas.

Hilfe suchen bei ihr vor allem klassische «Working Poors». Also Menschen, die trotz regelmässiger Arbeit arm sind. Oft sind es Alleinerziehende – Sonntag erzählt von einer Mutter, die trotz drei Jobs nur knapp über die Runden kommt. Auch kinderreiche Familien und Alleinstehende, die einen schweren Schicksalsschlag erlebt haben, kommen in die Sozial- und Schuldenberatung.

Es seien die Leute, die zwischen «Stuhl und Bank fallen», so Sonntag. «Sie haben zu viel, um Sozialhilfe beziehen zu können, aber zu wenig, um ihren Alltag alleine bewerkstelligen zu können.»

Das Erste, was sie jeweils machen: das Budget erstellen. So erkennen die Beraterinnen, wo das Geld hinfliesst und wo etwas gespart werden kann. Das ist nicht immer einfach, denn die meisten sind wahre Sparexpertinnen (zentralplus berichtete).

Antje Sonntag ist die Leiterin der Sozial- und Schuldenberatung bei der Caritas Zentralschweiz. (Bild: ida)

Neuer Standort an aufstrebender Lage

Der neue Standort befindet sich in einem ehemaligen Möbelhaus an der Gerliswilstrasse 42 in Emmenbrücke. Er ist ab Bahnhof Luzern mit einem direkten Bus in rund 15 Minuten zu erreichen und liegt unmittelbar neben der Bushaltestelle Viscosistadt. Auch gibt es genügend Velo- und Autoparkplätze.

Dass die Caritas etwas abseits vom Zentrum zügeln musste, stört Geschäftsleiter Daniel Furrer nicht. Der neue Standort sei immer noch nahe des Zentrums und gut gelegen.

Viel Platz wird auch das Secondhandgeschäft in Anspruch nehmen. Noch sind die Räume auf der rund 650 Quadratmeter grossen Fläche leer, bis sie dann mit Sofas, Tischen, Büchern und Kleider gefüllt werden. Während der Caritas-Markt nur für Kulturlegi-Nutzerinnen offen ist, steht «Second Chance» nach Eröffnung im Februar allen offen.

Verwendete Quellen
  • Augenschein und persönliche Gespräche vor Ort
  • Medienmitteilung der Caritas Zentralschweiz
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