Drug Checking

So sauber ist das Koks vom Luzerner Dealer

Weisses Pulver, grosse Risiken. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Was drauf steht, ist oft nicht drin – oder zu viel davon. Luzerner Konsumentinnen lassen ihre Drogen testen und erleben dabei böse Überraschungen.

Eine Pille, die doppelt so stark ist wie empfohlen. Ein Filz, der nur halb so viel LSD enthält wie versprochen. Und Kokain, das mit Wurmmittel gestreckt wurde. Wer in Luzern seine Drogen testen lässt, bekommt harte Fakten statt leere Versprechen – und manchmal eine klare Warnung.

zentralplus hat sich die neuesten Daten des Luzerner Drug-Checkings Drogeninformation Luzern – kurz Dilu – angeschaut: Welche Substanzen besonders häufig getestet wurden, wie rein sie waren – und warum das Testen Leben retten kann.

271 Proben in einem Jahr

In der Dilu wurden letztes Jahr insgesamt 271 Proben abgegeben. Das Durchschnittsalter der Konsumenten lag bei 35 Jahren. Deutlich mehr Männer als Frauen suchen das Drugchecking auf: Auf 227 Männer folgen 31 Frauen (eine Person divers).

Am häufigsten haben sie die Drogen privat aufgetrieben (66 Prozent), 22 Prozent übers Internet, 2 Prozent an Partys und nur 1 Prozent über die Gasse.

So rein ist das Kokain

Bei den 30 Kokainproben, die abgegeben wurden, lag der Reinheitsgehalt durchschnittlich bei 83 Prozent, wie aus dem Auswertungsbericht ersichtlich wird.

Am häufigsten wurde das weisse Pulver mit Lokalanästhetika, Koffein und Levamisol – einem Entwurmungsmittel – gestreckt. Durchschnittlich bezahlten die Konsumenten pro Gramm 85 Franken.

MDMA – oftmals höchstdosiert

Auch MDMA wird häufig getestet. Unter den 31 Proben waren 20 Pillen und 11 Kristalle. Durchschnittlich enthielt eine Pille 182 Milligramm MDMA und kostete 14 Franken, der Reinheitsgrad der Kristalle lag bei 93 Prozent.

Weil fast alle Pillen so stark dosiert waren, musste die Dilu jeweils warnen. Die höchstdosierte Pille im letzten Jahr enthielt 234 Milligramm MDMA. In diesem Jahr wurde eine noch stärkere Pille zum Testen abgegeben – sie enthielt 272 Milligramm MDMA.

Immer wieder warnt die Dilu vor besonders starken MDMA-Pillen:

Um Überdosierungen zu vermeiden und um das Risiko von Gesundheitsschäden zu minimieren, gilt folgende Regel: Frauen sollten nicht mehr als 1,3 Milligramm MDMA pro Kilogramm Körpergewicht dosieren. Bei Männern sind es nicht mehr als 1,5 Milligramm MDMA pro Kilogramm Körpergewicht. Ein Mann, der 80 Kilogramm schwer ist, sollte also nicht mehr als 120 Milligramm MDMA zu sich nehmen.

LSD – nur halb so wirksam wie angegeben

Mit am meisten wird im Luzerner Drug-Checking LSD zum Testen abgegeben. Letztes Jahr wurden 54 LSD-Proben über den Tisch gereicht. 19 davon als Filz, 33 als Tropfen oder Sprühstösse. Die Filze wurden durchschnittlich mit 150 Mikrogramm deklariert, beinhalteten aber durchschnittlich «nur» 71 Mikrogramm. Durchschnittliche Kosten pro Filz: 11 Franken.

Amphetamin – fast immer mit Koffein gestreckt

Insgesamt wurden im Jahr 2024 auch 58 Amphetaminproben in der Dilu zum Testen abgegeben. Der Reinheitsgrad lag bei 57 Prozent. 70 Prozent aller Proben waren mit Koffein gestreckt – pro Gramm bezahlten die Konsumentinnen durchschnittlich 24 Franken.

Gefährliches Gras – zum Glück nur selten in Luzern

In den letzten Jahren kursierte immer wieder hochgefährliches Gras in Luzern – sogenanntes synthetisches Cannabinoid. Dabei handelt es sich um legalen CBD-Hanf, der mit synthetischen Cannabinoiden besprayt wird. Wer dieses raucht, kann es nicht richtig dosieren. Die Folgen: Ohnmacht, Herzrasen, Krampfanfälle, Übelkeit und Erbrechen – bis hin zum Herzinfarkt. 2023 musste die Dilu dreimal in nur 30 Tagen vor diesem Gras warnen (zentralplus berichtete).

Synthetische Cannabinoide scheinen wieder weniger in Luzern zu kursieren: Im letzten Jahr wurde nur in einer von 39 abgegebenen Cannabisproben synthetisches Cannabinoid nachgewiesen.

Hier kannst du Drogen auf gefährliche Substanzen testen lassen

Jeden Montagabend hat die Drogeninformation Luzern, ein Angebot des Vereins kirchliche Gassenarbeit Luzern, von 17.30 bis 19.30 Uhr geöffnet. Mehr Infos findest du hier. Die Abgabe einer Substanz ist jeweils mit einem Beratungsgespräch verbunden. Alles ist kostenlos und anonym.

Hier findest du alle aktuellen Substanzwarnungen des nationalen Warnungstools. Und auf know-drugs.ch findest du Infos zu allen Substanzen, Risiken, Nebenwirkungen und Safer Use.

So oft musste das Luzerner Drug-Checking warnen

Die Dilu musste insgesamt bei 45 Proben eine Warnung aussprechen. Das entspricht 16 Prozent aller Proben. Am meisten musste das Drug-Checking wegen zu starkem MDMA warnen (32 Warnungen). Zweimal handelte es sich um Falschdeklarationen, dreimal um unbekannte Substanzen. Zweimal wurde ein hoher Gehalt von Streckmittel getestet, einmal gar kein Wirkstoff – einmal handelte es sich um synthetisches Cannabinoid.

Warum überhaupt zum Drug-Checking?

Die Dilu findet: Der Konsum von psychoaktiven Substanzen ist eine Realität, das Drug-Checking eine Reaktion darauf. Die Fachstelle ist ein Angebot des Vereins kirchliche Gassenarbeit Luzern und soll die Schäden durch Drogenkonsum mildern.

Denn das Risiko ist hoch, hielt Betriebsleiterin Olivia Allemann gegenüber zentralplus: «Mit jedem Konsum einer psychoaktiven Substanz gehen Konsumierende ein unkalkulierbares Risiko ein. Wer zu uns ins Drug-Checking kommt, macht dieses Risiko für sich selber kalkulierbarer. Der Konsum wird sicherer.»

Denn, anders als bei einer Flasche Wein gibts kein Etikett, das verrät, was in der Line Koks oder in der MDMA-Pille enthalten ist – und in welcher Menge. Auch wenn die Dealerin auf der Gasse oder im Darknet die Drogen anpreist und Angaben dazu macht: Ob das alles stimmt? Wer seine Drogen testen lässt, weiss, was und wie viel drinsteckt.

Die Nachfrage ist definitiv vorhanden: So wurden letztes Jahr mit 271 Proben mehr Drogen getestet als im Jahr davor mit 244 Proben (zentralplus berichtete). Während der dreijährigen Pilotphase hatte die Dilu noch jeden zweiten Montagabend geöffnet, seit 2023 hat das Drug-Checking jede Woche geöffnet (zentralplus berichtete).

Wie die «Luzerner Zeitung» schreibt, musste die Dilu letztes Jahr sogar 64 Personen abweisen. Derzeit sind zudem Diskussionen im Gange, das Angebot auch für Minderjährige zu öffnen (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Auswertungsbericht 2024 der Drogeninformation Luzern
  • Medienarchiv von zentralplus
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
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