Grapschen und Glotzen: So oft werden Frauen in Luzern belästigt
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Sexismus und Queerfeindlichkeit sind in Luzern Alltag – das zeigt das Meldetool «Luzern schaut hin». Die Stadt reagiert mit neuen Massnahmen und ruft zu mehr Zivilcourage auf.
Ein Grapscher am Po, unangenehmes Anstarren oder deplatzierte Sprüche: Viele Luzernerinnen und auch queere Personen wurden schon belästigt. Das Ausmass solcher übergriffig Situationen zeigt auch das neue Meldetool der Stadt Luzern.
Mit dem Projekt «Luzern schaut hin» werden Massnahmen gegen Sexismus und Queerfeindlichkeit ergriffen, unter anderem mit einem anonymen Online-Meldetool (zentralplus berichtete). Seit einem Jahr ist das Tool nun im Einsatz – und es wird fleissig genutzt.
Nun liegt ein Auswertungsbericht über die getätigten Meldungen des Tools vor. Basierend auf diesen Daten werden Massnahmen zur Prävention sowie für eine verbesserte Sicherheit umgesetzt, wie die Stadt Luzern mitteilt. Denn in der Stadt Luzern sollen sich alle sicher und frei bewegen können – unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe oder einer körperlichen Beeinträchtigung.
5 Meldungen pro Woche
Insgesamt wurden im ersten Jahr 267 Meldungen getätigt, was ungefähr 5 Meldungen pro Woche entspricht. Gemäss Auswertungsbericht stammen 64 Prozent aller Meldungen von Frauen. Überproportional viele der meldenden Personen sind unter 25 Jahren.
Es werden vor allem Belästigungen gemeldet, die im öffentlichen Raum wie auf Strassen oder Plätze sowie im öffentlichen Verkehr passieren. Ein Drittel der gemeldeten Belästigungen geschahen werktags tagsüber. Rund ein Fünftel ereignete sich abends am Wochenende.
Verbale Belästigung, ungewollte Berührungen und Anstarren
Am häufigsten werden Frauen aufgrund ihres Geschlechts belästigt. Die verbreitetsten Formen der Belästigung umfassen Belästigung mit Worten, ungewollte Berührungen und Anstarren. In den allermeisten Fällen war ein Mann Tatperson, nämlich in 86 Prozent aller gemeldeten Belästigungen.
Gemäss Bericht haben nur wenige der Meldenden vor, sich bei der Polizei oder einer Beratungsstelle zu melden, hält die Stadt Luzern fest.
Leute sollen Zivilcourage zeigen
Wer eine Belästigung gemeldet hat, konnte in einem Freitextfeld noch Weiteres niederschreiben. Oft wurde dabei auf fehlendes Einschreiten von beobachtenden Personen hingewiesen. Auch vermerkt und als wertvoll empfunden wurde, wenn Personen zivilcouragiert auf die Belästigung reagiert haben. Darauf basierend lanciert die Stadt Luzern eine neue Kampagne.
Die neue Kampagne richtet sich an die sogenannten «Bystanders», also an Personen, die Belästigungen beobachten. Sie werden aufgerufen, Zivilcourage zu zeigen. Dazu wird eine Serie von Slogans präsent sein, wie zum Beispiel «Nein überhört? – Das geht uns alle etwas an. Zivilcourage zeigen! Handeln!»
Die Kampagne verweist auf die Seite «Luzern schaut hin», auf der auch weiterführende Informationen zum zivilcouragierten Einschreiten zu finden sind. Wichtig dabei sei stets, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Im Rahmen des Projekts wurden im Herbst 2024 mehrere Zivilcourage-Kurse für die Bevölkerung angeboten; weitere Kurse sind gemäss Medienmitteilung der Stadt auch für das Jahr 2025 in Planung.
- Medienmitteilung Stadt Luzern
- Auswertungsbericht zu «Luzern schaut hin»