Verlegungen und isolierte Verdachtsfälle

So läuft’s mit dem Social Distancing in Zuger Asylunterkünften

Die Durchgangsstation Steinhausen. (Bild: zvg/Patrick Hürlimann)

Wie sollen die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit in Asylunterkünften funktionieren? In den Zuger Einrichtungen gab es bereits zwei Verdachtsfälle. Aber der Kanton hat rechtzeitig Massnahmen ergriffen.

Kein Händeschütteln, keine Treffen mit mehr als fünf Personen – und ständig zu anderen einen Sicherheitsabstand von zwei Metern wahren. So lautet die Verordnung des Bundes in Zeiten der Coronakrise.

Als schwieriger erweisen sich diese Massnahmen in Asylunterkünften, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenwohnen.

Zwei Verdachtsfälle in Einzelisolation

Jris Bischof, die Leiterin des Sozialamts des Kantons Zug, sagt, dass bisher noch keine Person einer Asylunterkunft positiv auf das Virus getestet wurde. «Wir hatten aber zwei Verdachtsfälle. Diese Personen wohnen bis auf Weiteres extern und alleine.»

In einer älteren Liegenschaft habe man einen ganzen Stock beziehen können. So habe man Platz, wenn allenfalls weitere Asylsuchende oder Flüchtlinge isoliert werden müssten. «Bei Bedarf haben wir die Möglichkeit, weitere Stockwerke dazuzumieten», so Bischof.

Gemeinsam Genutztes wird zur Herausforderung

Die Regeln des Social Distancings würden gut eingehalten. Mit Ausnahme von zwei, drei Bewohnern, die man erst belehren musste. «Das A und O ist eine gute Aufklärung – unabhängig davon, in welcher Art von Liegenschaft die Leute wohnen», sagt Bischof.

Auch in den Asylunterkünften wird an die Eigenverantwortung aller Bewohner appelliert, die Vorgaben des Bundes werden immer wieder thematisiert.

«Bei Unterkünften, die schon sehr gut belegt waren, haben wir Verlegungen eingeleitet.»

Jris Bischof, Leiterin Sozialamt des Kantons Zug

Eine Herausforderung waren Gemeinschaftsküchen und gemeinsam genutzte Badezimmer. Die Fachperson Betriebshygiene der Zuger Verwaltung kam deshalb vor Ort, um die Asylunterkünfte unter die Lupe zu nehmen. Die Regieanweisung sei überall gleich: Nach dem Toilettengang etwa sollen die Bewohner das WC selbst putzen.

Um die Distanz der Bewohner in den Gemeinschaftsküchen zu wahren, wurden Kochpläne erstellt.

Keine Unterkunft ist derzeit voll ausgelastet

Laut Angaben von Jris Bischof sind nach aktuellem Stand 316 Menschen in Kollektivunterkünften untergebracht, 369 befinden sich in Wohnungen, die vom Kanton gemietet werden. Es handelt sich um Einzimmerwohnungen, aber auch grössere Bleiben für Wohngemeinschaften und Familien.

Bischof redet von einem «grossen Glück», dass man die grösste Asylunterkunft im ehemaligen Kantonsspital betreiben kann. «Der Vorteil ist, dass die Gänge im Unterschied zu anderen Unterkünften sehr breit sind, was den Abstand zu anderen erleichtert.»

Darin haben rund 200 Leute Platz. Rund 120 Menschen leben derzeit im ehemaligen Kantonsspital. «So haben wir die Möglichkeit, die Menschen etwas auseinander zu platzieren.»

«Im Asylbereich ist man immer wieder mit ansteckenden Krankheiten wie beispielsweise Tuberkulose konfrontiert.»

Seit Mitte Februar habe man sich konzeptionell und organisatorisch in den einzelnen Unterkünften auf den Coronavirus vorbereitet. «Bei Unterkünften, die schon sehr gut belegt waren, haben wir Verlegungen eingeleitet.» Somit ist derzeit keine Zuger Asylunterkunft voll ausgelastet, bei allen habe man noch ein wenig Luft nach oben.

Bischof stellt klar: «Im Asylbereich ist man immer wieder mit ansteckenden Krankheiten wie beispielsweise Tuberkulose konfrontiert, aber auch mit Bettwanzen.»

Gedämpfte Stimmung

Deswegen war man für die Coronakrise gewappnet. Bereits vor wenigen Jahren habe man mit dem Zuger Kantonsspital die Hygienebedingungen analysiert und besprochen, welche Massnahmen im Alltag aber auch bei einer möglichen Pandemie ergriffen werden müssten.

«Das Personal vor Ort erbringt eine wahnsinnige Leistung – trotz der eigenen Ängste.» Die Stimmung in den Unterkünften sei gedämpft. Dennoch spürt Bischof einen Unterschied zwischen Bewohnern und Personal: «Die Menschen, die wir betreuen, haben leider schon viel Schreckliches in ihrem Leben erlebt. Sie haben die grösseren Erfahrungen als wir, die uns immer in Sicherheit wähnen und in Wonne leben konnten.»

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