Offene Terrassen bringen Entspannung

So kämpft die Stadt Luzern gegen die Berge von Corona-Güsel an

Am frühen Abend mittlerweile ein gewohntes Bild in der Stadt Luzern. (Bild: Leserreporter)

An neuralgischen Punkten in der Stadt Luzern türmt sich der Abfall fast täglich. Die Stadt hat mittlerweile reagiert und schickt ihre Mitarbeiter auf zusätzliche Touren. Die Verantwortlichen hoffen, dass neue Lockerungen der Corona-Massnahmen bald auch hier Besserung bringen.

Wer in diesem Frühling regelmässig in der Luzerner Innenstadt unterwegs ist, hat sich mittlerweile an das Bild gewöhnt. Gefühlt an jeder Ecke steht ein hoffnungslos überfüllter «Güselchübel». Insbesondere an den Wochenenden türmen sich die Abfallberge darum herum. Die Mitarbeiter der Stadt Luzern scheinen der Entwicklung hoffnungslos hinterherzurennen.

Tatsächlich hat sich ihr Alltag seit Corona verändert, wie Florian Aschbacher, Leiter Betrieb und Strassenunterhalt bestätigt. «Wir haben unsere Touren zum Leeren der Güselchübel mittlerweile deutlich aufgestockt. Am Schweizerhofquai sind wir mittlerweile dreimal statt einmal pro Tag unterwegs, um die Eimer zu leeren. Und wir haben zusätzliche Plastikcontainer aufgestellt.» An warmen Wochenendtagen sind laut Aschbacher bis zu 17 Mitarbeiter der Stadt auf der Piste – allein um die Kübel zu leeren.

Luzern ist mit dem Problem nicht allein

Dem langjährigen Profi ist in der Coronazeit vor allem aufgefallen, wie gross und voluminös die Verpackungen der diversen Take-away-Anbieter ausfallen. Aschbacher ist mittlerweile seit fünf Jahren im Geschäft. «Das fällt einem vor allem auf, wenn diese in so rauen Mengen zusammenkommen, wie es momentan der Fall ist.» Insbesondere hat er dabei die Pizzakartons und die tausenden von Papiersäcken vor Augen, welche diverse Take-away-Betriebe und Fastfood-Ketten den Kundinnen mitgeben.

Luzern ist mit dem Problem nicht allein: In Kriens hat die Stadt zusätzlich Abfalleimer aufgestellt und der Werkdienst macht Extratouren (zentralplus berichtete). In Zug startet am 1. Mai eine Anti-Littering-Kampagne, welche die Bevölkerung wieder dafür sensibilisieren soll, den Abfall korrekt zu entsorgen.

Leeren der Kübel ist nicht ungefährlich

Viel Abfall gibt es natürlich vor allem dort, wo sich viele Leute tummeln. Und genau dies ist ein weiteres Problem: «An den Hotspots ist es mitunter gefährlich, mit unseren Elektrofahrzeugen die Kübel zu leeren. Davor haben wir enormen Respekt und nicht immer ein ganz gutes Gefühl», sagt Aschbacher. «Aber um der Abfallmenge Herr zu werden, haben wir keine andere Möglichkeit, als uns durch die spazierenden Menschen zu schlängeln.»

«Es ist so, dass Abfall wiederum Abfall anzieht.»

Florian Aschbacher, Leiter Betrieb und Strassenunterhalt Stadt Luzern

Aschbacher will aber auch aufgefallen sein, dass einige Kübel fast leer sind, während andere überquellen – obwohl sie nur ein paar Schritte voneinander entfernt stehen. «Es ist so, dass Abfall wiederum Abfall anzieht und die Leute ihren Müll einfach dort entsorgen, wo es die anderen tun.»

Soll man wieder mal über Verpackungen diskutieren?

Wie viele Tonnen Abfall die Mitarbeiter der Stadt momentan täglich abführen, kann Aschbacher nicht sagen, da der eingesammelte Güsel in grosse Pressmulden geworfen wird. Er macht jedoch ein Zahlenbeispiel: «Grundsätzlich kommen bei schönem Wetter alleine an der Ufschötti bis zu drei Tonnen pro Wochenende zusammen. Unabhängig von Corona.» Für Aschbacher ist wegen der jüngsten Entwicklungen aber nochmals deutlich geworden, dass eine Diskussion betreffend Verpackungen und wie diese in Zukunft aussehen sollen, angezeigt ist. «Das müsste dann aber auf einer höheren Ebene geschehen», so seine Meinung.

«Wir können nun Leute für das Leeren der Abfallkübel einsetzen, die vorher für die nächtliche Strassenreinigung auf den Ausgangsmeilen aufgeboten wurden.»

Trotz der jüngsten Entwicklung ist man bei der Stadt versucht, die Aufgaben mit den vorhandenen Mitteln zu bewältigen. Hier kommt den Verantwortlichen zugute, dass das Nachtleben sich in den letzten Monaten aufgrund der Schliessung von Clubs und Bars fast ganz aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen hat. «Wir können nun Leute für das Leeren der Abfallkübel einsetzen, die vorher für die nächtliche Strassenreinigung auf den Ausgangsmeilen aufgeboten wurden», erklärt Aschbacher.

Für leichte Entspannung gesorgt hat bereits in der ersten Woche die Öffnung der Restaurantterrassen. Somit scheint sich anzubahnen, was sich die schweizer Städte von diesem Lockerungsschritt erhofft hatten. «Wir gehen davon aus, dass sich die Situation bei weiteren Öffnungsschritten noch mehr entspannen wird», sagt Florian Aschbacher. «Auch die Öffnung der Badis könnte zusätzliche Entspannung bringen», blickt er voraus. «Wenn die Leute im Sommer aber tatsächlich alle in der Schweiz bleiben sollten, kann es schon sein, dass wir auch dann mehr Abfall als in anderen Jahren im Sommer haben. Ich denke dennoch, dass wir auch das mit den bestehenden Ressourcen bewältigen können.»

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Marga
    Marga, 28.04.2021, 00:22 Uhr

    Wenn Gleichgültigkeit und Egoismus aufeinandertreffen, lässt Mensch den Dreck aus den Händen zu Boden fallen. Könnte auch sein, dass zu viel Alkohol im Blut jegliche Hemmung abgebaut hat. Dies alles jeden Freitag-und jeden Samstagabend! Sollten diejenigen, die das tun, vernünftiger geworden sein, steht schon die nächste Generation in den Startlöchern.
    Die 3 Tonnen Güsel jedes Wochenende kosten uns alle sehr viel Steuergelder.
    Die Geschäfte sollten der Stadt pro verkauftes Produkt Entsorgungsgelder abliefern müssen , zwar weit mehr als heute.

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  • Profilfoto von K. Übel
    K. Übel, 27.04.2021, 13:23 Uhr

    Diese Güselkübel, Modell Hai, müssten halt pizzaschachteltauglich sein. Sind sie aber nicht. Wer hat bloss einen solchen designereten Hai-Tech-Schrott evaluiert?

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 27.04.2021, 16:22 Uhr

      Ja klar, die Güselkübel sind schuld… Netter Versuch.
      Das abfallgenerierende Volk, Modell NoRespect, müsste halt die Pizzaschachteln mit nach Hause nehmen. machen sie aber nicht. Wer hat bloss solche egoistischen Umweltsünder erzogen?

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