Geld war für guten Zweck bestimmt

So gingen dem Luzerner Fest 50’000 Franken «verloren»

An Ständen auf dem Schwanenplatz verschwanden am Luzerner Fest 2018 insgesamt rund 50'000 Franken. (Bild: zvg)

107'000 Franken hat die Stiftung «Luzern hilft» 2018 gemeinnützigen Organisationen gespendet. Es hätte viel mehr sein können. Denn einer der freiwilligen Helfer am letzten Luzerner Fest spielte ein falsches Spiel.

Von Luzerner für Luzerner – das war jahrelang das Motto des Stadtfests in der Leuchtenstadt. Tausende von Menschen waren dabei, als es 2018 das letzte Mal durchgeführt wurde. Mit jeder Rondelle, mit jedem Bier, mit jedem Hotdog glaubten sie, etwas Gutes zu tun. Einer der freiwilligen Helfer jedoch nutzte diese gute Absicht zu seinen Gunsten aus.

Denn bei der Abrechnung zeigte sich: Obwohl die Besucherzahlen fast gleich hoch waren wie im Jahr zuvor, war der Gewinn deutlich tiefer. Statt mehr als 150'000 kamen «nur» knapp über 100'000 Franken zusammen. Die Stiftung ging über die Bücher und musste feststellen, dass jemand im grossen Stil Geld abgezockt hatte.

Tausende von Franken wechselten die Besitzerin – niemand kontrollierte

Die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein. Gemäss ihren Ermittlungen ist ein heute 48-jähriger Luzerner für die Misere verantwortlich. Er war der Platzchef von drei Ständen am Schwanenplatz. Dort wurden im Verlaufe des Abends Getränke verkauft, die im Einkauf insgesamt 13'500 Franken kosteten. Mit der Verkaufsmarge hätten so Einnahmen von mindestens 54'000 Franken generiert werden müssen. In der Kasse landeten aber nur rund 7'000 Franken. Rund 50'000 Franken der eigentlichen Einnahmen blieben verschwunden – an den Ständen resultierte sogar ein Verlust.

Die zuständige Staatsanwältin wirft dem Mann Veruntreuung und ungetreue Geschäftsführung vor. Die Liste der Verfehlungen ist lang. Es fing schon damit an, dass der Mann das Stockgeld für die Stände nicht wie vorgeschrieben verteilte, sondern ganz «nach Gefühl». Dann ging es damit weiter, dass er die Kassen nicht zu den vorgesehenen Zeiten leerte und wenn, dann ganz alleine mit dem Geld durch die Menschenmassen spazierte. Seine Helfer zählten das Geld nicht und auch er kontrollierte die Kassen nicht. Er hatte auch keinen Überblick über die verkauften Getränke. Und am Ende des Festes verliess er die Stände, ohne sie besenrein zu putzen und das Leergut bereitzustellen.

Im grossen Stil Getränke mitgehen lassen

«Durch seine Nachlässigkeit hat der Beschuldigte bewirkt, dass eine oder mehrere Personen Geld aus den Kassen entwenden konnten», schreibt die Staatsanwältin in einem Strafbefehl. Sie ist überzeugt, dass er das Luzerner Fest bereits in den Jahren 2009 bis 2018 übers Ohr gehauen hat, indem er Getränke im Gesamtwert von über 5'000 Franken mitgehen liess. Die Staatsanwältin fordert deshalb, dass der Luzerner mit einer bedingten Freiheitsstrafe von 180 Tagen bestraft wird. Die sechs Monate müsste er im Wiederholungsfall im Gefängnis absitzen. Eine Geldstrafe kommt aus Sicht der Staatsanwaltschaft nicht infrage, weil der Mann mittellos ist.

Ob es überhaupt zu einer Verurteilung kommt, ist allerdings unklar. Der Luzerner hat den Strafbefehl nämlich angefochten. Die Verhandlung findet heute Donnerstag vor dem Bezirksgericht Luzern statt. Dass das Geld veruntreut wurde, hat den Luzerner Stadtpräsidenten Beat Züsli sehr getroffen: «Es ist schmerzlich und enttäuschend», sagte der Präsident der Stiftung «Luzern hilft» 2018 gegenüber der «Luzerner Zeitung». Mit dem Reinerlös aus dem Verkauf der Festabzeichen unterstützte die Stiftung gemeinnützige Institutionen wie Insieme Luzern oder die Kinderkrebshilfe Zentralschweiz und das Frauenhaus Luzern.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 28.10.2021, 09:53 Uhr

    Kommt einem da nicht so ein Vagant in den Sinn?

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