Salon in Ruswil setzt auf «Silent Cut»

Smalltalk bei der Coiffeuse? Hier gibt’s Frisuren ohne Blabla

Das Team von «Beni's Barber» in Ruswil: Melanie Hofstetter, Beni Ottiger und Sabrina Bucher (von links nach rechts). (Bild: zvg)

Smalltalk gehört zu jedem Besuch bei der Coiffeuse. Oder etwa nicht? Ein Salon in Ruswil bietet einen «Silent Cut» an – einen Haarschnitt ohne Gespräche. Wir haben nachgefragt, was dahintersteckt.

«Normalerweise hasse ich Coiffeurtermine und verzweifle ab dem Smalltalk.»

Auf Google stösst man nach einer kurzen Recherche auf zahlreiche Voten, in denen die lockeren Gespräche bei der Friseurin kritisiert werden.

Wer kennt's nicht? Man sitzt beim Friseur auf dem Stuhl, gönnt sich gerade eine ordentliche Kopfmassage. Man wähnt sich irgendwo – jedenfalls weit weg von der Arbeit, dem Wäscheberg zu Hause und To-do-Listen. Bis die Coiffeuse über das miese Wetter draussen ablästert oder sich erkundigt, ob man schon Ferien geplant habe.

Smalltalk bei der Coiffeuse: Das passt nicht jedem in den Kram. Das weiss auch Beni Ottiger. Die Hairstylistin und Barbièrin bietet in ihrem Salon Beni's Barber in Ruswil, den sie 2019 eröffnet hat, unter anderem den sogenannten Silent Cut an.

Es wird nur übers Haar gesprochen

Die Idee erklärt die 31-Jährige gleich selbst: «Es wird nur über das Haar oder den Bart gesprochen.» Auf Smalltalk wird ganz verzichtet. «Sobald ich und mein Team wissen, was wir zu tun haben, sind wir ruhig.» Ausser, die Kunden erzählen von sich aus etwas.

Während sie Farbe auf das Haar ihrer Kundin aufträgt, verrät sie uns, warum sie den stillen Coiffeusen-Besuch anbieten. «Hauptsächlich, weil es mich selber nervt, wenn ich unterwegs bin und ich zugetextet werde. Manchmal möchte ich gerne einfach meine Ruhe.» Es fehle oft das Gefühl dafür, ob das Gegenüber plaudern oder lieber schweigen möchte.

Viele wollen aber gerade plaudern

Der Besuch im Friseursalon soll wieder mehr zum «Hier bin ich zuhause»-Gefühl werden, findet Ottiger. Deswegen gibt es bei Beni's Barber nach der Begrüssung ein Glas Gin, ein Bier oder einen Kaffee. «Bei uns sollen sich die Kunden wie zuhause fühlen und sich entspannen.»

«Den klassischen Smalltalk gibt's bei uns immer öfters nur kurz bis gar nicht mehr.»

Beni Ottiger, Hairstylistin

«Als Hairstylistin spürt man in der Regel, ob ein Gespräch gewünscht ist oder ob man in Ruhe seine Arbeit machen soll», so Ottiger. Sie ist aber überzeugt: Für die Kunden ist es angenehmer, ihr Bedürfnis nach Ruhe zu platzieren, noch bevor sie einen Fuss in den Salon gesetzt haben. Die Kundinnen können schon bei der Buchung des Termins angeben, ob sie die schweigsame Variante wünschen.

Smalltalk gehört zum Besuch bei der Coiffeuse

In Luzern dürften Friseursalons, in denen man den «Silent Cut» buchen kann, eine Seltenheit sein. Wie das britische Frauenmagazin «Cosmopolitan» 2019 berichtete, scheinen insbesondere britische Friseure auf den «Silent Cut» zu setzen.

«Bei dem Anstieg psychischer Probleme ist es wichtig, einfach sagen zu können, wenn man eine Auszeit braucht», begründete die Inhaberin des Salons Not Another in London damals. Noch früher, nämlich 2015, setzte der Salon Bauhaus in Cardiff auf den sogenannten «quiet chair» (auf deutsch «stiller Stuhl»).

Bis jetzt wird das Angebot in Ruswil «ab und zu» genutzt oder zumindest gwundrige Fragen zum «Silent Cut» gestellt. Mit vielen Kunden pflege das Team ein kollegiales Verhältnis, den gegenseitigen Austausch und die offenen Gespräche schätze man sehr. «Den klassischen Smalltalk gibt's bei uns immer öfters nur kurz bis gar nicht mehr.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Wilhelm
    Wilhelm, 28.02.2022, 13:14 Uhr

    Hach Schweizer. Verklemmt wie eh und je. 😀
    Aber Leben und Leben lassen. Wenn’s offensichtlich ein Bedürfnis ist, hat das Angebot ja seine Berechtigung und hülle mich wieder in einen Mantel des Schweigens und Akzeptierens…

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    • Profilfoto von tore
      tore, 26.03.2023, 15:10 Uhr

      Hach Schweizer – Personen, die beim Haareschneiden nicht smaltalken wollen als verklemmt zu bezeichnen 😉

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