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Die Caritas eröffnete diese Woche ihr neues Brockenhaus «Second Chance» in Emmenbrücke. Hier finden Dinge ein zweites Leben.
Ein rosarotes Schwein mit einem umgeschnallten, orangefarbenen Sattel starrt die Kundschaft lächelnd an. Entgegen dem ersten Gedanken wohnt man hier aber nicht einem illegalen Schweinerennen in Mexiko bei und auch eine johlende Chilbi-Meute bleibt aus. Das mechanische Schwein steht im Eingangsbereich des neuen Caritas-Brockenhauses «Second Chance» in Emmenbrücke.
Für 50 Rappen können Kinder das Spielgerät nutzen, erzählt Ladenleiterin Lena Frauenknecht und kramt in ihrem Portemonnaie nach der passenden Münze. Das Säuli sei nicht verkäuflich. Ausser der Preis stimme, schiebt Frauenknecht lachend nach.
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Brocki musste aus altem Standort raus
Seit Dienstag hat das Brocki für seine Kundschaft geöffnet. Der erste Tag nach der Verschiebung des Standorts – weg von der Luzerner Bleicherstrasse an die Gerliswilstrasse in Emmenbrücke – sei sehr gut gelaufen. «Die Leute standen Schlange, als wir den Laden um 10 Uhr öffneten», erinnert sich Frauenknecht.
Zur Erinnerung: Die Caritas Luzern musste sich ein neues Zuhause suchen. In Emmenbrücke hat die Organisation ein solches gefunden und den Markt, das Brockenhaus sowie diverse Beratungsangebote unter einem Dach vereint (zentralplus berichtete).
Im Vorfeld bestand bei den Verantwortlichen eine kleine Ungewissheit in Anbetracht des neuen Standorts und dem neuen Einzugsgebiet des Brockenhauses – doch der Starttag stimmt sie positiv. Es seien viele Produkte über die Ladentheke gegangen. Die Ladenleiterin spezifiziert: «Die Anzahl der Einkäufe lag gut 20 Prozent über dem langfristigen Durchschnitt der Bleicherstrasse.» Das habe sicherlich auch mit dem Interesse am neuen Laden zu tun.
Mitten im Entwicklungsgebiet
Generell ist Frauenknecht sehr zufrieden mit dem neuen Zuhause. Das Brocki sei nun erheblich besser mit dem Auto zu erreichen. Sie erwähnt das Parkhaus, welches sich unter dem Gebäude befindet, und die geräumige Warenannahme im Hinterhof.
Zudem befinde sich der jetzige Standort mitten im Entwicklungsgebiet von Emmenbrücke. Der Bahnhof ist in kurzer Gehdistanz erreichbar, die Bushaltestelle liegt vor der Tür und am nahen Seetalplatz wird viel gebaut. Dies eröffne neue Möglichkeiten, so die Ladenleiterin. Auch für Kundschaft aus der Stadt Luzern sei der Weg nicht signifikant länger.
Der neue Laden biete im Vergleich zum alten Brocki ein modernes Einkaufserlebnis. Diese Überarbeitung sei nach 20 Jahren am Luzerner Standort nötig gewesen. Frauenknecht führt aus: «Alle wollen an einem Ort einkaufen, an dem man zeitgerecht angesprochen wird – auch Armutsbetroffene und -gefährdete.»
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«Second Chance»-Angebot soll sich an alle richten
Doch nicht nur diese Personen wolle man ansprechen. Mit dem neuen Namen – Second Chance – geht auch ein neues Betriebskonzept einher. Es sei noch immer zentral, ein Angebot für armutsbetroffene und armutsgefährdete Personen zu führen.
Die Caritas will aber auch vermehrt andere Zielgruppen ansprechen. Frauenknecht spricht von Personen mit mehr Kaufkraft, welche die Kreislaufwirtschaft nachhaltig und bewusst unterstützen wollen. Daher auch die namentliche Veränderung, weg vom alten «Caritas Wohnen».
Viele dachten laut Frauenknecht fälschlicherweise, dass nur im Brockenhaus einkaufen gehen darf, wer eine Kultur-Legi besitzt. Sie vermutet folgenden Gedanken im Hinterkopf dieser Personen: «Ich kaufe Armutsbetroffenen Dinge weg.» Davon will sich die Caritas lösen.
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«Wir wollen weniger Ladenhüter»
Deswegen hat sich auch das Angebot verändert. «Wir verkaufen nicht nur tiefpreisige Waren», erinnert die Ladenleiterin. Im «Second Chance» finden auch Produkte im mittleren Preissegment sowie Vintage-Raritäten ihren Platz. Diese Retro-Schätze will die Caritas nicht unter ihrem Wert verkaufen. Sie sollen Erträge generieren, mit denen die Hilfsorganisation ihre sozialen Projekte finanzieren kann.
Mit einer Einbusse von 350 Quadratmetern Verkaufsfläche im Vergleich zum alten Standort findet die Kundschaft insgesamt einiges weniger an Möbeln vor. Frauenknecht definiert ein klares Ziel: «Wir wollen weniger Ladenhüter.» Das Angebot soll sich dynamisch verändern – so bleibe das Brocki interessant.
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Kuriose Dinge im neuen Brockenhaus
Mittlerweile ist es nach 10 Uhr und die Kundschaft bevölkert das Brockenhaus. Manche schlendern entlang der Regale im Erdgeschoss und sind mit wachen Augen auf der Jagd nach einem Schnäppchen im Haushaltsbereich. Andere gehen die Treppe hinauf in den zweiten Stock, um sich mit Kleidung und Möbeln einzudecken.
Auch zentralplus hat sich umgeschaut und einige kuriose Dinge zusammengetragen, die im «Second Chance» auf neue Besitzer warten.
Interessierte können ihre Ware direkt in den Laden bringen
Das Caritas-Brockenhaus lebt von Warenspenden. Doch wie gelangt die Verkaufsware aus Zentralschweizer Wohnungen in die Regale? Zum einen können Interessierte ihre abzugebende Ware direkt in den Laden bringen, so Frauenknecht. Insbesondere Kleidung ist gefragt.
Zum anderen führt die Caritas Zentralschweiz Hausräumungen durch. Über das Verteilungszentrum in Littau finden die Gegenstände dann ihren Weg in die Brockis in Emmenbrücke, Sursee und Hochdorf.
Und von dort, so die Hoffnung der Ladenleiterin, erhält die Ware eine zweite Chance – bei ihren neuen Besitzern.
- Augenschein vor Ort
- Persönliches Gespräch mit Lena Frauenknecht, Ladenleiterin «Second Chance»
- Medienmitteilung der Caritas Zentralschweiz
- Medienarchiv zentralplus