Auf Eigeninitiative von Ärztinnen

Sexarbeiterinnen bekommen in Luzern (erst jetzt) die Corona-Impfung

Auf Eigeninitiative des Vereins «Lisa» konnten in einem ersten Schritt 18 Sexarbeitende geimpft werden. (Symbolbild: Adobe Stock)

Lange mussten sie warten – dabei war das Interesse da: Diese Woche haben 18 Sexarbeitende im Kanton Luzern die erste Corona-Impfung erhalten. Die Aktion haben ehrenamtliche Ärztinnen lanciert, die für den Verein «Lisa» tätig sind.

Nach dem sechs Monate langen Prostitutionsverbot in Luzern erwacht das Rotlichtmilieu wieder. Doch die Lage ist für die meisten Sexarbeiterinnen prekär – viele haben Schulden und noch sind die Kunden zurückhaltend (zentralplus berichtete).

Lange mussten viele Sexarbeiterinnen auch warten, bis sie die Corona-Impfung erhalten. Denn während Menschen mit Berufen, in denen ebenfalls körpernah mit Menschen zusammengearbeit wird, wie Gesundheitspersonal oder Spitex-Angestellte, bei der Impfung priorisiert wurden und auch den Vortritt gegenüber besonders gefährdeten Personen ab 65 Jahren genossen, blieben die Sexarbeiterinnen aussen vor.

Grosses Interesse an einer Corona-Impfung

«Dabei wollten sich viele Sexarbeitende gerne impfen lassen», sagt Eliane Burkart, Geschäftsleiterin ad interim des Vereins «Lisa», der sich in Luzern für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeitenden einsetzt. Für viele seien Hürden wie Sprachbarrieren für eine Anmeldung zu gross gewesen.

Und diejenigen Sexarbeiterinnen, die keine Krankenkasse haben, waren verunsichert, ob eine Impfung überhaupt möglich ist. «Vielen Sexarbeitenden ist das Gesundheitssystem in der Schweiz wenig vertraut – ob sie sich einer fremden Person in einem Impfzentrum anvertraut hätten, ist fraglich.»

«Wir wollen auch noch weitere Sexarbeitende beim Zugang zur Corona-Impfung unterstützen.»

Eliane Burkart, Geschäftsleiterin ad interim Verein «Lisa»

Deswegen haben Barbara Wey und Brigitte Schubiger Leen für den Verein «Lisa» eine erste niederschwellige Impfaktion lanciert. Die beiden ehrenamtlichen Ärztinnen beraten Sexarbeitende medizinisch und kennen die Frauen. An diesem Mittwoch wurde im Barfüesser in Luzern 18 Sexarbeitenden die erste Corona-Impfdosis verabreicht. In einem Monat findet die zweite Impfung statt. «Zudem wollen wir auch noch weitere Sexarbeitende beim Zugang zur Corona-Impfung unterstützen.»

Eliane Burkart, Geschäftsleiterin ad interim des Vereins «Lisa».

Gynäkologisches Gesundheitsangebot ist wieder gefragt

Auch das Angebot «Lisa care» wird wieder rege genutzt. Dabei handelt es sich um ein niederschwelliges und kostengünstiges Gesundheitsangebot für Sexarbeitende. Für 60 Franken können sie sich gynäkologisch umfassend untersuchen und unter anderem auch auf Geschlechtskrankheiten und -infektionen testen lassen (zentralplus berichtete). Während Corona wurde das Angebot kaum genutzt. «Wenn man grosse Existenzängste hat und das Geld vorne bis hinten nicht reicht, dann sind 60 Franken zu viel», sagt Eliane Burkart. Deswegen konnten Sexarbeitende diesen Frühling bis im Juni das Angebot kostenlos nutzen – was zu einer massiven Zunahme geführt habe.

Dies freut Burkart. «Eine niederschwellige Gesundheitsversorgung ist für Sexarbeitende zentral. Und dass das Interesse an einer Corona-Impfung da ist sowie daran, sich umfassend gynäkologisch untersuchen zu lassen, zeigt ja auch: Sie sind um ihre Gesundheit bekümmert.»

Hinweis: In einem morgen erscheinenden Bericht liest du mehr darüber, wie es den Sexarbeiterinnen im Kanton Luzern geht.

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