Neuer Lehrgang soll Mangel entschärfen

Sekundarschule Utenberg sucht verzweifelt nach Heilpädagogen

Uwe Volkwein, Schulleiter der Sekundarschule Utenberg vor dem Schulhaus. (Bild: zvg)

An der Pädagogischen Hochschule (PH) Luzern haben eben die ersten Studenten einen neuen Lehrgang in Heilpädagogik abgeschlossen. Expertinnen auf diesem Gebiet sind derzeit sehr gefragt – besonders auf der Sekundarstufe.

Auf 140 Schülerinnen sollte an einer Sekundarschule im Kanton Luzern ein Heilpädagoge kommen. Diese Stellen zu besetzen ist aber äusserst schwierig. «Seit Ende November haben wir inseriert, dass wir eine Stelle für das kommende Schuljahr zu besetzen haben. Wir haben ganze zwei ernsthafte Bewerbungen bekommen», sagt Uwe Volkwein, Schulleiter der integrierten Sekundarschule Utenberg in Luzern.

Für den Mangel an Heilpädagoginnen gibt es aus Sicht von Olga Meier mehrere Gründe: «Es ist ein anspruchsvoller Job. Im Zuge der Bemühungen um Integration und Inklusion hat sich die Arbeit der schulischen Heilpädagoginnen und -pädagogen in den letzten Jahren verändert», erklärt die Co-Präsidentin des Berufsverbands Heil- und Sonderpädagogik Schweiz.

Uwe Volkwein ist derselben Meinung: «Die Umstellung auf die integrierte Förderung auf der Sekundarstufe ist schlicht zu schnell erfolgt, sodass nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung steht.»

Mehr Lohn gibt's nicht

Ein Hindernis: In die heilpädagogische Ausbildung zu investieren zahlte sich bisher bezüglich Lohn gar nicht aus. Das hat die Motivation der Lehrpersonen der Sekundarstufe auch nicht gerade gefördert, diesen Weg einzuschlagen. Dies bestätigt Werner Hürlimann, Leiter des Studiengangs Sekundarstufe I an der Pädagogischen Hochschule (PH) Luzern.

Aus Personalmangel hätten oft Heilpädagogen der Kindergarten- und Primarschulstufe in der Sekundarschule gearbeitet: «Doch der fachliche Hintergrund für die älteren Kinder fehlt eigentlich», so Hürlimann.

20 bis 40 Interessierte pro Jahr

Jetzt haben aber immerhin die ersten Absolventen die neue Ausbildung zur Sekundarlehrperson mit dem Profil Heilpädagogik abgeschlossen. «In einem regulären SEK I-Lehrgang wählen die Studierenden vier Fächer aus. Im neuen Profil sind es nur drei. Der vierte Schwerpunkt ist die Heilpädagogik», erläutert Werner Hürlimann.

Nach neun Semestern Ausbildung schliessen die Studierenden den Master ab. Im ersten Teil liegt der heilpädagogische Fokus auf der integrierten Förderung, also auf Kindern mit Lernschwierigkeiten. Nach einem Jahr Berufserfahrung können sie anschliessend in wenigen Semestern den Master in «Schulischer Heilpädagogik» erlangen.

«Der zweite Teil beinhaltet dann das Fachwissen zur integrierten Sonderschule», erklärt Werner Hürlimann. Die PH Luzern habe bei der Konzipierung der Ausbildung definiert, dass jeweils acht Studierende wünschenswert seien. «Es melden sich jetzt pro Jahr zwischen 20 und 40 Interessierte an», so der Studiengangsleiter. Die Absolventen hätten mit diesem Abschluss mehr Möglichkeiten in ihrer Berufskarriere, argumentiert er.

Ausbildung ist noch wenig bekannt

Eine Herausforderung in der neuen Ausbildung ist, dass jede Schule ein eigenes heilpädagogisches Konzept hat. «Es ist deshalb schwierig, die Studierenden gezielt auf ihre Arbeit vorzubereiten, weil wir nicht auf die Eigenheiten der einzelnen Schulen eingehen können. Da erhoffen wir uns aber in Zukunft eine gewisse Vereinheitlichung», so Werner Hürlimann.

Eine ganz andere Schwierigkeit erfahren die Studierenden nach der Ausbildung. Der neue Abschluss ist in vielen Kantonen noch zu unbekannt, obwohl dem Diplom eine Erklärung beiliegt und die PH Luzern versucht hat, die anderen Kantone zu informieren: «Wir werden noch mehr erklären müssen», meint der Studiengangsleiter.

Uwe Volkwein ist als Schulleiter der Sekundarschule Utenberg jedenfalls froh um die ersten Absolventinnen. Die zwei Bewerbungen, die bis jetzt auf das Inserat vom November eingegangen sind, kamen von Personen aus diesem ersten Jahrgang.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon